04.05.2022

Von klein auf begleiten – was die Landeskirche für Kinder tut

„Mit Kindern über Gott sprechen“ – das gehört in evangelischen Angeboten für Kinder dazu. Das Kind mit seinen Gaben steht im Mittelpunkt.

Von Kita bis Schule, von Kinderkirche bis Jungschar, von Konfirmandenunterricht bis Waldheim: In evangelischen Einrichtungen begegnen Kinder Menschen, die mit ihnen über die großen Fragen des Lebens und über Gott sprechen. Das stärkt Kinder fürs Leben, und sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. Dabei entstehe ein „Kitt für die Gesellschaft“, sagt Carmen Rivuzumwami, Oberkirchenrätin und Bildungsdezernentin. Einige beispielhafte Schlaglichter auf das Engagement der Landeskirche für Kinder, die die ganze Fülle, Kreativität und Vielseitigkeit der Aktivitäten und Angebote nur andeuten können.

Evangelische Kindertageseinrichtungen - nicht nur für christlich geprägte Familien die erste Wahl. (Archivbild)

Mit den Kleinsten über große Fragen sprechen – Kindertageseinrichtungen

In welche Kita soll mein Kind gehen? Diese Frage stellen sich viele Eltern, und sie machen sich diese Entscheidung nicht leicht. Viele finden in evangelischen Einrichtungen das, was sie für ihr Kind suchen. Was „bringt“ eine evangelische Kita eigentlich? Albrecht Fischer-Braun, Geschäftsführer des Ev. Landesverband - Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg e. V. (EvLvKita) sieht hier eine große Chance in Bezug auf das Recht des Kindes auf religiöse Bildung. „Es ist wichtig, mit Kindern über religiöse Fragen zu sprechen, das ‚Theologisieren‘ zu praktizieren“, sagt er. Wenn nicht schon kleine Kinder damit vertraut gemacht würden, falle es später schwer, Gespräche über Gott und den Glauben zu führen, auch über Konfessionsgrenzen hinweg. Das besondere, evangelische und auf dieser Grundlage auch interreligiöse Profil der evangelischen Kitas drücke sich in Fragen und Themen wie „Was glauben wir? Was glauben die anderen? Wie können wir darüber sprechen?“ aus.

Pfarrer Albrecht Fischer-Braun, Geschäftsführer des Evangelischen Landesverbandes – Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg e.V.

Rückmeldungen von Eltern bestätigen diese Ausrichtung: „Die Kinder erhalten einen positiven Bezug zu Glauben und Kirche, weil sie in der Kita eingebunden sind“, sagten diese im Rahmen einer Zertifizierung mit dem Gütesiegel des Verbandes, oder auch: „Die Erzieherinnen vermitteln den Kindern so vieles über die christlichen Feste, sie erzählen den Kindern biblische Geschichten und besprechen sie mit ihnen. Das könnte ich meinem Kind nie so gut weitergeben. Dazu weiß ich gar nicht genug.“

Auf dem Gebiet der württembergischen Landeskirche gibt es 304 evangelische Träger (Kirchengemeinden), die 851 Einrichtungen mit 2.107 Gruppen betreiben (Stand Februar 2022). Hinzu kommen 33 freie Träger mit 123 Einrichtungen und mit 374 Gruppen mit evangelischem Profil. 

Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami leitet Dezernat 2 „Kirche und Bildung“, das sich mit allen Fragen kirchlicher Bildung beschäftigt. Es umfasst die Referate "Religionsunterricht, Schule und Bildung", "Werke und Dienste" sowie "Diakonat".

Das Recht des Kindes auf Kontakt mit seiner Religion

Die Betreuung von Kleinstkindern werde zunehmend institutionalisiert, und damit religiöse Bildung und Prägung aus den Familien ausgelagert, betont Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami, Bildungsdezernentin der Landeskirche. „Viele Familien sind kirchenferner, die Fragen der Kinder sind aber dennoch da.“ Und Kinder, die getauft seien, seien deshalb noch nicht in ihrer Religion verwurzelt. „Jedes Kind hat das Recht, mit seiner Religion in Berührung zu kommen.“ Essenziell seien hierfür authentische Fachkräfte, erklärt sie und verweist auf die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an den Ev. Fachschulen für Sozialpädagogik sowie von Lehrkräften für den Religionsunterricht an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und am Pädagogisch-Theologischen Zentrum der Evangelischen Landeskirche in Birkach (PTZ).

Kinder stellen Fragen über Gott und das Leben, auch in kirchenfernen Familien.

Auch viele Familien, die eine andere Religiosität haben oder gar nicht mehr religiös geprägt sind, geben ihre Kinder in evangelische Kitas, so Pfarrer Albrecht Fischer-Braun – wie muslimische Familien, die möchten, dass ihre Kinder von Gott erfahren.

Aus pädagogischer Sicht sei dieser frühe Zeitraum im Leben der Kinder eine große Chance, so der EvLvKita-Geschäftsführer, denn man könne in viele Bereiche hineinwirken; diese Breite wiederhole sich später im Leben eines Kindes nie wieder, nicht in der Schule, nicht im Konfirmandenunterricht.

Das Wichtigste: „Kinder sollen sprachfähig werden“, so Albrecht Fischer-Braun. Dazu knüpfen die Themen in den evangelischen Kitas ans Kirchenjahr an; aber auch Themen aus dem Familienleben werden aufgenommen, wie Krankheit und Tod.

 

Die Kinder ganzheitlich wahrzunehmen – das ist eines der Ziele der Schulen der Schulstiftung der Landeskirche. (Archivbild)

Evangelische Schulen: Entwicklung in christlicher Gemeinschaft

Schulen der Schulstiftung der Landeskirche

Mit der Einschulung steht für Eltern und Kinder die nächste große Entscheidung an. Evangelische Schulen betonen ihr Alleinstellungsmerkmal. „Der Mensch steht im Mittelpunkt, der Umgang ist familiär“ – so beschreibt Kirchenrätin Ursula Kannenberg, Pädagogische Geschäftsführerin der Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, die Gründe, warum sich Kinder und Eltern für eine der Schulen der Stiftung entscheiden. „Alle Lehrkräfte kennen die Kinder, diese werden individuell betreut und gefördert; die Kinder werden ganzheitlich wahrgenommen. Wir reduzieren niemanden auf Noten.“ Durch das Konzept der Ganztagsschule könnten die Kinder auch andere Seiten der Lehrkräfte kennenlernen als im Unterricht. Als Angebote individueller Förderung nennt Ursula Kannenberg Beispiele wie Selbstorganisiertes Lernen oder Vertiefungsstunden, aber auch Musik, Zirkus und Theater.

Auf die sechs Schulen der Schulstiftung der Landeskirche gehen derzeit 670 Kinder in die Klassen 1 bis 6 bzw. 5 und 6. Insgesamt besuchen knapp 2.500 Kinder die Schulen der Schulstiftung.

Die Ausrichtung an der Religion sei der Rahmen, das Kirchenjahr werde bewusst mitvollzogen, „im Gegensatz zur säkularen Gesellschaft“, so die Geschäftsführerin der Stiftung. „Religiöse Bildung gehört zu Bildung dazu“, betont sie – so entstehe Sprachfähigkeit für den gesellschaftlichen Diskurs, der besonders beim Aufeinandertreffen verschiedener Religionen in der Gesellschaft wichtig sei.

Ein weiterer entscheidender Baustein aus ihrer Sicht: Schülerinnen und Schüler zur Verantwortung in der Gesellschaft zu erziehen, durch soziales Engagement, zum Beispiel in einem Seniorenheim vor Ort. „Gerade in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft lernen sie so, die Welt durch ihr Engagement mitzugestalten, Verantwortung für das Ganze zu übernehmen.“

Ein gutes Miteinander – dies sollen die Kinder in ihrer Schule erleben. (Archivbild)

„Gesehen und ernst genommen werden“

Wie kommt das Profil der Schule in der Praxis an? Stimmen von Kindern und Eltern über die Jenaplanschule am Firstwald in Mössingen zeigen es:

  • „In unserer Schule werden wir gesehen und ernst genommen.“
  • „Ich finde es prima, dass wir ohne Notendruck lernen dürfen. Für mich ist das eine riesige Erleichterung."
  • „Jeder kennt hier jeden - das ist schön, denn irgendwie sind wir eine große Schulfamilie."
  • „Eine Schule, die sich christliche Werte zu Herzen nimmt und danach lebt. Das ist es, was wir uns für unsere Tochter gewünscht haben.“

Die Schulen der Evangelischen Schulstiftung Stuttgart

„Die soziale Erziehung hat einen besonderen Stellenwert“, und „die Persönlichkeit unseres Kindes kann sich an diesen Schulen am besten entfalten“ – so sehen Eltern laut einer Umfrage das Angebot der Schulen der Evangelischen Schulstiftung. Die „Heranführung an den christlichen Glauben“ ist ihnen wichtig, und das „förderliche Lern- und Arbeitsklima“.

In Stuttgart gehen etwa 1.600 Kinder und Jugendliche auf die vier Schulen der Evangelischen Schulstiftung, darunter knapp 600 Schülerinnen und Schüler bis zum Alter von 12 Jahren. Ziel ist es, alle Schülerinnen und Schüler entsprechend ihren Gaben zu fördern. Neben geistlichen Angeboten wie Andachten und Schulgottesdiensten gehören Praktika in diakonischen Einrichtungen und Aktivitäten über den Unterricht hinaus zum Angebot.

„Das christliche Menschenbild und das gute Miteinander“, damit erklärt Cornelia Sixt, die Schulleiterin der Johannes Brenz Schule, die Entscheidung von Eltern und Kindern für diese Grundschule mit Hort, die für alle Kinder, unabhängig von Fähigkeiten, Einschränkungen und Förderbedarf offen ist. Indem die Kinder in einer altersgemischten Struktur gemeinsam lernten, könnten sie sich in ihrem Tempo und im Vertrauen auf ihre Fähigkeiten entwickeln. „Mit den Kindern gemeinsam Gottes Schöpfung und Liebe zu kennenzulernen und zu erfahren“, nennt sie das Leitbild der Schule.

Dr. Berthold Lannert, Leiter des Evangelischen Heidehof-Gymnasiums, berichtet aus Gesprächen mit Eltern und Schülerinnen und Schülern, dass sie schätzen, wie die Kinder und Jugendlichen individuell wahrgenommen werden und als Persönlichkeit reifen: „Schülerinnen und Schüler werden auf das Leben in der Gemeinschaft vorbereitet“.

Daniel Steiner, Leiter des Mörike-Gymnasiums und des Mörike-Schulverbunds, betont neben dem Musikzug und dem Stellenwert der Kunst die Möglichkeit der individuellen Bildungswege durch die Durchlässigkeit zwischen Realschule und Gymnasium. „Neben der ganzheitlichen Bildung ist die Vermittlung von Nachhaltigkeit und ökologischem Bewusstsein im Sinne der Bewahrung der Schöpfung von großer Bedeutung.“

 

Die Evangelischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren (Archivbild) fördern das Potenzial ihrer Schülerinnen und Schüler.

Evangelische Seminare Maulbronn und Blaubeuren

Die Evangelischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren bieten Kindern und Jugendlichen eine altsprachliche Schulbildung in Gymnasien mit Internat, die auf die lange Tradition der Evangelischen Klosterschulen zurückblickt. Musik, Theologie, Kultur und Persönlichkeitsentwicklung stehen im Mittelpunkt der Ausbildung. Es gehört zum Konzept der Seminare, unabhängig vom Notendurchschnitt das Potenzial der Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu fördern. Träger der Seminare ist die Evangelische Seminarstiftung.

Religionsunterricht und Schulseelsorge

Nicht erst in der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, wie wichtig der Religionsunterricht mit seinem ganzheitlichen Bildungsbegriff ist, so Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami. „Kinder müssen Ausdrucksformen für ihre Eindrücke finden, es muss einen Raum geben für Ängste, Frust und Nöte.“

Es gehe nicht zuletzt um Bildungs- und Teilhabegerechtigkeit: „Jedes Kind soll sich – gemäß dem christlichen Menschenbild – nach seinen Gaben entfalten können.

Durch ihr Engagement trage die Kirche Mitverantwortung aus religiöser und christlicher Perspektive, sorge für interreligiöse und interkulturelle Begegnung. „So entsteht ein Kitt für die Gesellschaft – so gelingt ein gutes, gemeinsames Leben. So bleiben wir miteinander im Gespräch, gestalten Zusammenleben in aller Verschiedenheit“. Das sei besonders angesichts von Transformationsprozessen in der Gesellschaft und zunehmender Polarisierung wichtig.

Kinder und Jugendliche stark machen, nennt sie als Ziel des Unterrichts: „Sie lernen, Fragen zu stellen, üben Verantwortung und werden demokratiefähig.“

Viele Kinder sorgen sich um ihre Zukunft.

Seelsorge für Kinder: Hilfe bei Frust und Nöten

Mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen hätten Angst vor der Zukunft, zitiert Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami, Bildungsdezernentin der Landeskirche, aus einer internationalen Studie, in der unter anderem Mitarbeitende der University of Bath Jugendliche zu ihrer Angst vor dem Klimawandel befragten, und verweist auf die zusätzliche große psychische Belastung in der Corona-Pandemie.

Seit April 2020 gibt es daher den Schulseelsorge-Chat (verlinkt: soul-chat.de/), der inzwischen auch von anderen Landeskirchen konzeptionell übernommen wurde und von den Schulleitungen und Eltern sehr geschätzt werde. Dazu kommt die klassische Schulseelsorge in Präsenz an Schulen an fünf Tagen in der Woche, durch eigens ausgebildete kirchliche oder staatliche Lehrkräfte. „Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sind vollständig ausgelastet“, berichtet sie. Die Kinder könnten sie in den Pausen ansprechen oder in die Sprechstunden kommen. Dazu habe die Landeskirche Mittel zur Verfügung gestellt, um Räume der Stille einzurichten oder für besondere Projekte im Rahmen der Orientierungstage.

Das seelsorgerliche Angebot wird durch die Schulgottesdienste vollständig. Multireligiöse Feiern gebe es nicht, so Oberkirchenrätin Rivuzumwami, aber sie fänden im multireligiösen Kontext statt: „Das heißt, es ist klar, wer Gastgeber und wer eingeladen ist.“ An den evangelischen Angeboten nähmen auch viele Kinder anderer Religionsgemeinschaften teil, etwa aus muslimischen Familien. Zu Gottesdiensten vor den Weihnachtsferien und zum Abschluss des Schuljahres kommen bei Bedarf Gottesdienste oder ein spirituelles Angebot in aktuellen Situationen hinzu.

Kindergottesdienst„Die Verbindung zu Gott macht Kinder stark“, so Pfarrer Frank Widmann. (Archivbild)

Kinder erleben Kirche

Wie bringt man Kindern die biblische Botschaft näher? „Auf jeden Fall bunt und kreativ. Kinder haben ein Recht auf Gottesdienste, die ihnen entsprechen, in denen sie mitkommen und ihre Bedürfnisse ernst genommen werden", sagt Frank Widmann, bis April 2022 Landespfarrer für Kindergottesdienst der Landeskirche.

In über 1.100 Kirchengemeinden können Kinder in solchen Kindergottesdiensten ihren Glauben entwickeln und etwas über Gott erfahren. 8.800 ehrenamtliche Mitarbeitende betreuen die Kinder. Die Teams werden zum Teil von Pfarrpersonen begleitet oder von einem Diakon, einer Diakonin oder einem Jugendreferent oder einer Jugendreferentin. Ca. 21.000 Kinder nehmen an diesen Gottesdiensten teil. Zwei Drittel der Kinderkirchen finden wöchentlich statt, gehören also zum Standardangebot einer Kirchengemeinde.

In diesen hören Kinder unter anderem, lebendig und anschaulich erzählt, Geschichten aus der Bibel: „Mit unterschiedlichen Erzählmethoden werden alle Sinne angesprochen, beim Spielen oder Gestalten bezieht man ganz bewusst die Hände, die Augen, die Füße und die Herzen mit ein“, so Frank Widmann. Und: „Die Kinder kommen stärker selbst zu Wort. Manchmal stellt sich heraus, dass sie wirklich gute ‚Theologen‘ sind.“

KindergottesdienstKinder finden sich in biblischen Geschichten wieder. (Archivbild)

Frank Widmann ist davon überzeugt, dass sich die Kinder in den biblischen Geschichten wiederfinden. „Da gibt es eine Reihe von spannenden Figuren, die vom Leben gefordert werden, die gefährliche Situationen bestehen müssen. Und Gott ist an ihrer Seite. Manche biblischen Gestalten taugen als Vorbild, andere haben einen ‚Knacks‘ und stellen sogar Übles an. Auch solche Geschichten sollen Kinder hören und dabei erfahren, dass auch Bosheit und Gemeinheit zum Leben gehören. Und das Wichtigste dabei: Biblische Geschichten bleiben nicht bei der Schuld stehen, sondern zielen auf Vergebung und Versöhnung. Gott bleibt uns, auch wenn wir ‚danebengreifen‘, gnädig zugewandt.“

Im Gottesdienst trete Gott mit uns, mit den Kindern in Beziehung, betont Frank Widmann. „Wir hören auf ihn, wir reden mit ihm im Gebet, wir loben ihn mit unseren Liedern. Diese Verbindung ist eine, die die Kinder stark macht. Sie kann sie durchs ganze Leben mit all seinen Höhen und Tiefen tragen“, beschreibt er die Beziehung der Kinder zu Gott. Und noch eine Wirkung habe die Kinderkirche:  Die Kinder erlebten dort eine gute menschliche Gemeinschaft, das gemeinsame Erleben mit den anderen Kindern verbindet untereinander. „Auch außerhalb der Familie lernen sie, wie man mit anderen zusammenlebt und wie man füreinander da ist.“

Konfirmation: Räume für wichtige Lebensfragen

„Konfirmandenarbeit ist ein Privileg für die Kirche“, sagt Dominik Löw, Pfarrer in Hessigheim und Vorsitzender des Beirats für Konfirmandenarbeit in der Landeskirche, „Es ist ein Geschenk, so offen mit den jungen Menschen unterwegs sein zu können.“ Gerade heute sei dies auch eine Herausforderung, denn der Hintergrund der Jugendlichen sei sehr unterschiedlich. Das zeige schon der Zugang: Früher gab die Tradition des Elternhauses vor, dass ein junger Mensch zur Konfirmation ging, oder die Jungschargruppe gab den Ausschlag. Heute meldeten sich immer mehr nicht Getaufte zum Konfirmandenunterricht an.

2020 bereiteten sich fast 16.000 junge Menschen auf die Konfirmation vor, ca. 13.500 wurden konfirmiert. Wegen der Coronapandemie verschoben sich viele Konfirmationen in das Jahr 2021, zu dem noch keine aktuellen Zahlen vorliegen.

Die Vorbereitung auf die Konfirmation habe sich gegenüber früher verändert, weg vom reinen Bekenntnisunterricht, so Pfarrer Löw. „Wir machen uns stattdessen gemeinsam auf die Suche“, so Pfarrer Löw, „Wir schaffen Zeit und Räume, um Glaubens- und Lebensfragen zu bedenken und zu besprechen.“ Dabei biete die Kirche ihre Antworten an, aber: „Wir stülpen den jungen Menschen nichts über, sie müssen selbst entscheiden, was sie sich zu eigen machen.“

Pfarrer Dominik Löw bei einer Konfirmation während der Corona-Pandemie.

Die Möglichkeit, sich besonders in einer Phase der Selbstvergewisserung mit spirituellen Fragen zu beschäftigen, nennt auch Michael Pohlers, Referent für Christliche Sozialisation im familiären Kontext und Konfi 3 am PTZ  als wichtiges Merkmal der Vorbereitung auf die Konfirmation. Dies könne eine Prägekraft für die eigene Identität entwickeln. Das Programm „Konfi3“, das im Gegensatz zu „Konfi8“ schon Kinder in der 3. Klasse einlädt, stoße auf eine große Nachfrage, weil es zunehmend die Familien einbeziehe und auch für Eltern ohne starke Anbindung an die Kirche durch verschiedene Angebote niederschwellige Begegnungsräume schaffe, etwa durch kirchliche Angebote an Familien, die am Wochenende an einem Vor- oder Nachmittag stattfinden.

Pfarrer Dominik Löw berichtet, dass die Fragen der angehenden Konfirmandinnen und Konfirmanden auch den einzelnen Gemeinden und der Kirche insgesamt gut tue: „Wir werden mit neuen Fragen konfrontiert, es ist im Idealfall ein Geben und Nehmen.“

Feedback bekommt er Jahre später noch, wenn sich die früheren Konfirmanden an die gemeinsame Zeit erinnern. Am stärksten wirkten die gemeinsamen Erlebnisse außerhalb des Unterrichts. „Die Jugendlichen schätzen sehr, dass wir uns Zeit nehmen, sie als Gegenüber ernst nehmen. Das wirkt lange über die Konfirmationszeit hinaus.“ Gerade in der Phase, in der junge Menschen selbständig werden, sei es wertvoll, dass sie sich in anderen Kontexten erleben, unabhängig von ihren Eltern. „Sie können in einem geschützten Rahmen Fragen stellen, sich ausprobieren, ohne Rückbindung auf die Eltern, und als Gegenpol zur Schule.“

Ziel sei es, sprachfähig zu werden, die eigenen Glaubensvorstellungen benennen zu können, Fragen stellen zu können über das Leben und über Gott. „Die Jugendlichen entwickeln so ein Gespür dafür, wie sie ihre Haltung und ihren Glauben vertreten können.“

Das gemeinsame Erleben in der Gruppe gehört zum Waldheimalltag. (Archivbild)

Evangelisch Ferien machen

Eine Institution sind für viele Kinder die Evangelischen Ferienwaldheime in Württemberg: „Im Mittelpunkt stehen Spiel, Spaß und die Erholung der Kinder“, erklärt Jörg Schulze-Gronemeyer, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Ferien- und Waldheime in Württemberg.

In 51 Waldheimen können 6- bis 14-Jährige ihre Ferien mit einem bunten Programm von Basteln über Singen bis Fußallspielen ihre Ferien verbringen. Das Angebot steht allen Kindern offen – unabhängig von sozialer oder religiöser Herkunft. Und es kommt an: 2019 nahmen 21.000 Kinder und Jugendliche teil, 2020 – mit einem coronabedingten Rückgang – 11.200. Ehrenamtliche Gruppenleitungen betreuen die Teilnehmenden: 2019 waren es 3.900, 2020 1.900 Betreuerinnen und Betreuer.

Ob einzelne Kinder oder Freundesgruppen: Die Kinder finden in den Waldheimferien schnell Kontakt. (Archivbild)

„Das soziale Miteinander und das gemeinsame Erleben in der Gruppe sind wichtige Elemente des Waldheimalltags“, so Jörg Schulze-Gronemeyer. Das Besondere ist die Wohnortnähe, Übernachtungsangebote gibt es nicht. In den Waldheimen finden die Kinder verbindliche Tagesstrukturen und ein Programm in altersgerechten Gruppen. Es melden sich ganze Freundesgruppen an, aber auch einzelne Kinder finden schnell Kontakt.

„Mit biblischen Anspielen, Gebeten und Liedern Elemente des christlichen Glaubens und der Schöpfung kindgerecht weitergeben und erlebbar machen“, beschreibt er die besondere Ausrichtung.

Jedes Waldheim hat seinen eigenen Tagesablauf, viele Programmpunkte folgen aber schon einer langen Waldheimtradition: Nach dem gemeinsamen Frühstück wird eine biblische Geschichte erzählt und gesungen. Danach steht Basten und Spielen auf dem Programm. Nach dem Mittagessen ist Ruhezeit, z.B. zum Lesen und Malen, und nach der Freispielzeit schließt der Tag mit dem Abendessen. Dazu kommen Ausflüge.

Träger der Ferien- und Waldheime sind Kirchengemeinden, Kirchenbezirke und kirchliche Vereine, unterstützt von Kommunen und Landkreisen und einer Elternbeteiligung. Die Ferien in einem evangelischen Waldheim können inzwischen auf eine lange Tradition zurückblicken: Die Evangelische Landeskirche unterhält seit 1921 Ferienwaldheime.

Freizeit mit anderen Kindern und mit der Familie verbringen

Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg (EJW) widmet einen eigenen Arbeitsbereich den Kindern: In der Sportbewegung und in der Posaunenarbeiterleben Kinder christliche Gemeinschaft – und in den Jungscharen.

In ca. 2.600 Jungschargruppen in Württemberg verbringen rund 35.000 Kinder einen Teil ihrer Freizeit, betreut von über 10.000 Mitarbeitenden. Ziel der Jungschar mit ihrem wöchentlichen Treffen sei es, ein Teil des Alltags der Kinder zu werden. „Die Kinder können Sorgen aus Schule und Elternhaus unmittelbar mitbringen, sie erfahren eine Heimat in ihrer Alltagswoche“, erklärt EJW-Landesjugendreferentin Antje Metzger. Dazu kommt der geistliche Aspekt: „In biblischen Geschichten, die sie in der Gruppe hören, erfahren sie von christlichen Werten, und erleben, wie sich diese in Familie und Schule auswirken.“ Neben den wöchentlichen Treffen gibt es Ferienangebote, die häufig auch von Kindern ohne evangelischen Hintergrund besucht werden, Nachfrage steigend.

Für alle Angebote gilt: „Jeder und jede kann mitmachen, unabhängig von religiösem Hintergrund, Behinderungen oder Begabungen. Es ist ein leistungsfreier Raum“, betont Antje Metzger. „In einer Zeit, in der Kinder immer weniger spielen, ist der Spielfaktor in der Jungschar hoch.“ Dadurch erlebten sich die Kinder in der Gemeinschaft und entwickelten die Kinder soziale Kompetenzen, bis hin zu Führungsqualitäten, indem sie kleine Aufgaben übernehmen oder sich später zum Jungscharleiter oder zur Jungscharleiterin ausbilden lassen, so Antje Metzger: „Bei uns lernt man fürs Leben.“

Für Familien gibt es in den Familienbildungsstätten in Württemberg, die teilweise in evangelischer Trägerschaft sind, Angebote, die Familien fördern und stärken.

Das landeskirchliche Projekt „Familien stärken“ rückt seit 2018 die Familie in den Mittelpunkt: Zu den Zielen gehört unter anderem, Familien in allen gelebten Formen willkommen zu heißen, und sie als Ort des gelebten Glaubens zu fördern.

 

Judith Hammer

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