An vier Prälaturtagen haben sich die Vorsitzenden der Bezirkssynoden und der Kirchengemeinderats-Gremien mit der Zukunft der Kirche befasst. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hielt ein Impulsreferat und ermutigte dazu, neue Ideen auszuprobieren und Bewährtes fortzusetzen.
Am 15. und 22. Oktober kamen viele Vorsitzende der Bezirkssynoden und Kirchengemeinderats-Gremien zu Prälaturtagen in Heilbronn, Stuttgart, Ulm und Reutlingen zusammen. Dort konnten sich die Ehrenamtlichen mit Dekaninnen und Dekanen, Schuldekaninnen und Schuldekanen, Mitgliedern der Kirchenleitung und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl über den richtigen Umgang mit aktuellen Veränderungen in der Kirche austauschen. Eingeladen haben sie die vier Prälatinnen und Prälaten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Denn die Kirche steht vor der Herausforderung schrumpfender Mitgliederzahlen. Auch die Corona-Pandemie hat die Arbeit in den Kirchengemeinden beeinträchtigt. Gleichzeitig gibt es positive Entwicklungen, etwa neue Formen der Gemeindearbeit oder die Digitalisierung in den Gemeinden.
Landesbischof Gohl eröffnete die Prälaturtage mit einem Vortrag zum Thema „Zukunft der Kirche – Kirche der Zukunft“. Darin sprach er über einen zuversichtlichen Umgang mit den Veränderungen in der Kirche. Für die Transformationen seien gesellschaftliche Trends verantwortlich, die die Kirche träfen, aber ebenso andere Institutionen. Da sie nicht rückgängig zu machen seien, sei die Haltung, die in den Gemeinden eingenommen werde, entscheidend. Es benötige „Gelassenheit und Haltungsänderungen statt Angststarre und Depression“ – bei den Verwaltungsreformen ebenso wie beim Umbau der kirchlichen Strukturen. Die Kraft für Veränderungen in Gemeinde und Pfarrdienst verleihe Christus.
Anschließend diskutierten die Ehrenamtlichen in fünf Gruppen über unterschiedliche Themen. Pfarrer Helmut Liebs, in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zuständig für Fundraising, sprach über Ursachen für den Anstieg der Kirchenaustritte. Drei Motive würden in einem Austrittsmonitoring häufig genannt: Es sei zwischen Kosten und fehlendem Nutzen abgewogen worden, die Befragten seien nicht mehr gläubig oder der Kirche gegenüber gleichgültig eingestellt oder sie seien nicht mit dem Handeln der Kirche einverstanden. Trotzdem sei es für zwei Drittel der Ausgetretenen wichtig, dass es die evangelische Kirche gebe, erklärte Liebs. Wichtig sei, die Kirchensteuer zu erklären, aber auch Gott, Glaube und Kirche nahezubringen. Bei neuen Ansätzen müsse die Vielfalt der Lebenswelten der Menschen stärker als bisher berücksichtigt werden.
Außerdem befassten sich die Ehrenamtlichen mit kirchlichen Strukturen und mit dem „PfarrPlan 2030“. Dieser antwortet auf die Kirchenaustritte, aber auch auf die demografische Entwicklung auf dem Gebiet der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die Zahl der Gemeindeglieder nimmt ab, Kirchengemeinden werden kleiner und haben weniger Geld. Außerdem gehen viele Pfarrerinnen und Pfarrer aus den geburtenstarken Jahrgängen derzeit in den Ruhestand. Daran sollen sich Kirchengemeinden durch Kooperationen, die Einrichtung von Verbundkirchengemeinden und Fusionen anpassen.
Kirchenrat Georg Ottmar klärte über die Chancen regio-lokaler Kirchenentwicklung auf. Wie können Gemeinden angesichts abnehmender Mitglieder, Mitarbeitender und Finanzen stärker mit anderen Gemeinden zusammenarbeiten? Auch um die kirchlichen Gebäude ging es. Sebastian Läpple, Fachberater für Immobilien beim Projekt „Vernetzte Beratung“ des Evangelischen Oberkirchenrats, informierte die Ehrenamtlichen über Immobilienkonzepte.
Kirchenrätin Elke Maihöfer, Leiterin des Stift Urach, ging in ihrem Workshop auf „geistliches Leiten“ ein: Welche Chancen bietet es für die Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden?
Bei den Teilnehmenden stießen die Vorträge und Workshops auf offene Ohren. „Ich habe die Informationen aufgesogen wie ein trockener Schwamm“, sagte eine Teilnehmerin. Auch viele andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Prälaturtage als ermutigend empfunden.
„Es war gut zu sehen, wie viele der Menschen, die ehrenamtlich engagiert sind und vor Ort für ihre Kirche und Gemeinde Verantwortung übernehmen, sich auf den Weg gemacht und Zeit genommen haben, um sich über die Zukunft der Kirche Gedanken zu machen“, sagte Markus Schoch, Prälat in der Prälatur Reutlingen. Um die Kirche in Zukunft zu gestalten, benötige es „die Ermutigung und den Austausch auf allen Ebenen unserer Kirche“.
„Dass wir nicht selbstbezüglich unterwegs sind, sondern immer wieder nach unserem Auftrag fragen, erscheint mir entscheidend“, sagte Gabriele Wulz, Prälatin in der Prälatur Ulm. Es habe Zeit für ausführliche Informationen und Gespräche zu den bewegenden aktuellen Themen mit den Vorsitzenden der Kirchengemeinderatsgremien gegeben, sagte Ralf Albrecht, Prälat in der Prälatur Heilbronn. Beeindruckend sei für alle gewesen, wie Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl geistliche Grundlinien für die „Kirche der Zukunft“ motivierend nahegebracht habe.