Am Ende des zweiten Jahres der Pandemie ist das Dunkel näher gerückt: Viele Menschen sind an Covid-19 erkrankt, viele davon sind gestorben. Synodalpräsidentin Sabine Foth und Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July rufen in einem Brief an die württembergischen Gemeinden zur Impfung auf.
„Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.“
Liebe Gemeindeglieder,
die Liedstrophe, die Jochen Klepper 1938 geschrieben hat, begleitet uns Jahr für Jahr durch die Adventszeit. Oft haben wir beim Singen an Menschen gedacht, die weiter weg von uns im Dunkel leben müssen. Am Ende des zweiten Jahres der Pandemie ist das Dunkel näher gerückt: So viele Menschen krank, so viele gestorben. Zurzeit ist es so, als würde jeden Tag in Deutschland ein abgestürztes Flugzeug hunderte Menschen in den Tod reißen.
Darum sind wir in unserem Land und auch in unserer Kirche so aufgewühlt. Auch in unseren Familien und Gremien führen wir Diskussionen, wie wir verantwortlich mit der Situation umgehen. Dabei erleben wir, dass auch wir vor Gereiztheit, Dünnhäutigkeit und Ängsten nicht gefeit sind. Als Menschen, die Jesus Christus folgen wollen, fragen wir auch, was Gott uns in der Pandemie und durch diese Krise sagen will: Wo sind wir mit unserer Lebensweise in der falschen Richtung unterwegs, wo und wohin gilt es umzukehren?
Die Adventszeit als eine Zeit der Buße gibt uns den Raum, uns diesen Fragen zu stellen. Für uns ist sie Zeit des Wartens auf Gottes Heilung der Welt und auf das Kommen seines Reiches. Diese Kraftquelle bringen wir in die Gesellschaft ein – die Hoffnung, die von Gott kommt: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.“
Jesus lehrt uns aber nicht nur Geduld, sondern auch das Tun des Richtigen heute. In großer Achtung und dankbar denken wir an die Menschen, die kranke und sterbende Menschen betreuen und pflegen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, an die Ärztinnen und Ärzte und die Pflegenden besonders auf den Intensivstationen.
Wir können sie unterstützen – und so appellieren wir zur Solidarität mit den gefährdeten Gruppen. Wir bitten alle, die noch nicht geimpft sind, im Sinn evangelischer Ethik zwischen dem Gut der per-sönlichen Freiheit und der Verantwortung für andere abzuwägen und selbstkritisch die Folgen, gerade für die gefährdeten Gruppen, zu prüfen. Nutzen Sie Ihre evangelische Freiheit zur Fürsorge für andere!
Wir bitten Gott um Kraft und Ermutigung für die, die helfen,
wir bitten um Mut und Entschlossenheit für die, die politische Entscheidungen treffen,
wir bitten um Trost für die Menschen, die leiden.
Sie begleiten wir im Gebet und laden alle ein, mitzubeten: allein, in der Familie, oder, wo möglich, im Gottesdienst.
Wir grüßen Sie mit dem Ruf, der Christinnen und Christen seit alters her verbindet:
„Maranatha – Unser Herr, komm!“