#OFFENGEHT – so lautet das Motto der diesjährigen interkulturellen Woche. Aus diesem Motto sprechen sowohl Zutrauen als auch Mut. Mit dem gemeinsamen württembergischen Wort zur Interkulturellen Woche 2021 (26. September bis 3. Oktober) plädieren die Evangelische Landeskirche in Württemberg und das Diakonische Werk Württemberg für eine offene Gesellschaft und einen humanitär ausgerichteten Flüchtlingsschutz.
Das Motto der Woche #offengeht müsse auch auf die dramatischen Entwicklungen in Afghanistan bezogen werden, so Landeskirche und Diakonie. „Die Lage der noch in der Region befindlichen Ortskräfte mit ihren Angehörigen und aller, die wegen ihres Engagements für Menschenrechte und Demokratie Bedrohung und Verfolgung fürchten, erfüllt uns mit größter Sorge“, sagt Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel, „es geht jetzt dringlichst um Menschlichkeit, Solidarität und die Übernahme von Verantwortung für Menschen in Gefahr. Gefährdete Menschen müssen in Sicherheit gebracht werden – bei uns und in ganz Europa. Auch muss die Nachmeldung gefährdeter Ortskräfte unbedingt weiter möglich bleiben.“
Von der Landesregierung in Baden-Württemberg erwartet Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, dass sich diese beim Bund stark macht für ein großzügiges Aufnahmekontingent für geflüchtete Menschen und zusätzlich für die Zustimmung zu Landesaufnahmeprogrammen. „Im Land gibt es zahlreiche Initiativen, Städte und Gemeinden, die bereit sind, über die Quoten hinaus Schutzsuchende aufzunehmen. Dieses Engagement muss Gehör finden. Auch muss der Familiennachzug berechtigter Personen unbürokratisch beschleunigt und dabei ein erweiterter Familienbegriff zugrunde gelegt werden, der auch Geschwister, erwachsene Kinder, Eltern und weitere Angehörige einbezieht. Dass Geflüchteten, die als Asylsuchende bereits im Land sind, Bleibe- und Integrationsmöglichkeiten eröffnet werden und Abschiebungen auf lange Sicht kein Thema sind, muss angesichts der Lage selbstverständlich sein.“
Das Motto #offengeht verstehen Landeskirche und Diakonie vor dem Hintergrund der Menschenfreundlichkeit Gottes. „Wir setzen auf Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Solidarität und Gerechtigkeit– hierzulande, in Europa und weltweit – und machen uns stark für Vertrauen, Glaubens- und Gewissensfreiheit, Dialog und einen respektvollen Umgang mit Meinungsvielfalt. Eine starke Zivilgesellschaft ist die Basis einer offenen und demokratischen Gesellschaft“, schreiben Heckel und Noller in ihrem Wort. Menschenfeindlichen Ressentiments und allen Formen von Abwertung, Ausgrenzung, Hass und Gewalt wollen sie entschieden entgegentreten.
Sie betonen auch, dass die Covid-19-Pandemie gesellschaftliche Unterschiede und soziale Ungleichheit weltweit deutlich gemacht habe und noch verstärke. „Diejenigen, die schon zuvor von Ausgrenzung, Isolation und Armut betroffen waren, leiden unter der Situation besonders. Schutzsuchende trifft die Pandemie in voller Härte, angefangen von der starken Einschränkung sicherer Zugangswege, einem erhöhten Infektionsrisiko, der Lage in Sammelunterkünften, der Ungleichheit von Bildungschancen und immer prekärer werdender Jobs und Arbeitsmöglichkeiten.“
Die Landeskirche und die Diakonie in Württemberg setzen sich insbesondere ein für Menschen mit Flucht- bzw. Migrationsbiografie ohne gesicherten Aufenthalt, für gesicherte Existenzgrundlagen und gleichberechtigte Teilhabechancen, für Kinder und Jugendliche mit und ohne Einwanderungsgeschichte, deren Bildungsbiografie aufgrund prekärer Lebenslagen in der Pandemie erhebliche Brüche erlitten hat, für Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen oder ohne Arbeit sowie für psychisch beanspruchte Menschen, deren gesundheitliche Situation sich durch die Pandemie weiter verschlechtert.
Das Württembergische Wort im Wortlaut finden Sie unten als Download.