Den Zuschauer erwartet in der Schau ein Feuerwerk an Eindrücken. Es wird gesungen und getanzt, da wechseln filmische Einblendungen mit ernsten Dialogen. Fliegende Protagonisten, ein Dinosaurierskelett und Lichtshows fesseln das Auge. Bei all der „Action“ wird im Laufe der Aufführung die Botschaft immer deutlicher. „Es geht nicht um Schuld, es geht um Liebe“ wird es am Ende der 100-minütigen Darbietung heißen. Bis dahin wandelt Ben mit seinem goldenen Ticket durch das Museum der Zeitgeschichte, wo „alles mit allem zusammenhängt“, wie der Museumsdirektor mit sonorer Stimme erklärt. Ben, der seit einem schicksalhaften Fehler in seiner Jugend vor sich selbst davonläuft, trifft eine Liebe und kommt schließlich den eigenen, verdrängten Gefühlen näher.
Jeder winzige Augenblick in der Geschichte kann das ganze weitere Geschehen verändern. Diese Erkenntnis zieht wie ein roter Faden durch das Musical. Der Zeitgenosse im Zuschauerraum erlebt, eingeblendet, einige solcher Momente mit: Das Wunder von Bern, die erste Mondlandung, die Menschen in der Prager Botschaft 1989, die Rede von Martin Luther King sowie den Unfalltod von Lady Di. Das zerbeulte Fahrzeug, die Kuscheltiere und das Kerzenmeer der Trauernden leiten über zu dem „schrecklichsten Moment“ in Bens Leben. Begleitet von dem Lied „Halleluja“ sieht sich die Hauptfigur des Musicals mit ihrem Trauma konfrontiert. In den Zuschauerreihen wird es spätestens jetzt Zeit, die Taschentücher heraus zu holen.
„Ich bin unheimlich dankbar, dass wir überhaupt aufführen können“, sagte der Leiter des Charitymusicals, Michael Hoffmann. Wegen der der Coronapandemie dürfen nur jeweils 750 Zuschauer zu den insgesamt zehn Aufführungen kommen. Es gelten strenge Hygieneregeln und „2G+“ auch für Dreifach-Geimpfte.Trotz der Ungewissheit, ob die Aufführung überhaupt stattfinden darf, hätten rund 1.500 Ehrenamtliche in der vergangenen Woche ihr Bestes gegeben, Nächte durchgearbeitet. „Das war eine emotionale Achterbahn“, beschreibt Hoffmann die Stimmung im Team. Der Unternehmer hatte das Event „Weihnachten neu erleben“ 2014 ins Leben gerufen.
Schon damals wurden die Musicalmacher von Zuschauern überrannt. 600 Menschen mussten, seinerzeit noch im Filmpalast des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie, ZKM, wieder weggeschickt werden. „Wir haben gespürt, dass es eine Sehnsucht nach Weihnachten, nach dieser ursprünglichen Bedeutung gibt. Und dass das Projekt Potenzial hat“, sagt Michael Hoffmann rückblickend. Der gläubige Christ hat das Weihnachtsevent auf drei Säulen gestellt: die christliche Bedeutung von Weihnachten, den Wohltätigkeitsgedanken und die gemeinsame Freude, mit anderen Menschen etwas Außergewöhnliches zu leisten. „Wir glauben, dass Weihnachten die Kerze Gottes am Fenster ist, wo er uns Menschen einlädt, nach Hause zu kommen, Gemeinschaft zu haben“, ist Michael Hoffmann überzeugt.
Die Spendeneinnahmen aus dem Projekt kommen dem Karlsruher Kinderhilfe-Projekt „Kinder und Jugend ARCHE“ zu, das Kinder in emotionaler oder finanzieller Not unterstützt.
Mit epd-Material erstellt