„Nein“ - dieses Wort fällt vielen nicht leicht. Dabei steckt in diesem kleinen Wörtchen nicht einfach nur Ablehnung, sondern auch das Potenzial für Gutes und Großes. Das zeigt Landesrundfunkpfarrerin Lucie Panzer in ihrem Impuls zum dritten Sonntag der Fastenzeit.
„Nein“ sagen fällt mir oft schwer. Ich möchte ja niemanden enttäuschen, der mich um etwas bittet. Also sage ich „ja“, obwohl es mir eigentlich gar nicht passt und ich schon genug um die Ohren habe. Vielleicht kennen Sie das.
Aber auch, wo es um öffentliche Belange geht: „Nein“ sagen fällt da schwer, vor allem wenn man in der Minderheit ist damit. Mir gehen ja auch die auf die Nerven, die immer erstmal Bedenken haben und warnen. So kommt nichts Neues in Gang. So möchte ich eigentlich nicht sein. Also sage ich „ja“, obwohl ich Bedenken habe. Vielleicht kennen Sie auch das.
Der Fastenkalender 7-Wochen-ohne erinnert in diesem Jahr an die Spielräume, die jeder Mensch hat. In dieser Woche wird ans „Nein“-Sagen erinnert. „Nein“-Sagen gehört zu den Spielräumen, die wir haben.
Der Kalender erzählt dazu eine Geschichte aus der Bibel. 3000 Jahre alt. Im 2. Buch Mose (Ex 1, 15-22) wird da von zwei Hebammen erzählt. Shifra und Pua hießen sie. Der König von Ägypten hatte ihnen den Befehl gegeben, die Jungen der hebräischen Einwanderer bei der Geburt sterben zu lassen. Dann, war das Kalkül, könnten die Fremden nicht zahlreicher werden. Damit wäre das Problem mit den Migranten gelöst. Die beiden Hebammen aber, erzählt die Bibel ausdrücklich, hatten Ehrfurcht vor Gott und ließen die Jungen am Leben. Das Gebot „Du sollst nicht töten“ war ihnen offenbar wichtiger als der Befehl des Königs. Das hat sie weise gemacht. Und klug noch dazu. Denn als man sie zur Rede stellte, behaupteten sie: Bei den Ausländerinnen ist die Geburt immer schon geschehen, wenn wir kommen. Und dann können wir nichts mehr machen. Da fiel dem König anscheinend nichts mehr ein. Lebendige Babys – die konnte und wollte auch er nicht töten lassen.
Diese beiden Frauen haben „Nein“ gesagt. Aber nicht laut und demonstrativ. Wer weiß, wie der König reagiert hätte. Vielleicht wäre die Situation eskaliert und noch schlimmer geworden. Die beiden Hebammen waren weise: So haben sie Leben gerettet. Und sie waren klug: Sie sind nicht mit dem Kopf durch die Wand gegangen. Sie wollten nicht Märtyrerinnen werden mit ihrem Tun, auch nicht Heldinnen, und sie haben sich auch nicht zum Gespött gemacht mit frommen Sprüchen. Sie haben das klug eingefädelt, was sie für richtig hielten. Weisheit beginnt mit der Ehrfurcht vor Gott, heißt es in der Bibel. An den beiden Frauen kann man sehen, was das heißt.
Ich glaube: Wenn man nicht rechtzeitig „Nein“ sagt, kann es passieren, das hinterher gefragt wird: Warum hast Du denn nichts gesagt? Dann kann man nicht sagen: Ich wusste es gleich, dass das schief geht. Dann war ich bei denen, die nichts gesagt haben. Schon gar nicht „Nein“.
Manchmal ist es weise, „Nein“ zu sagen, obwohl die meisten „Ja“ sagen. Der Anfang solcher Weisheit ist die Ehrfurcht vor Gott. Das lerne ich von Shifra und Pua.