18.09.2020

Hohe Akzeptanz für digitale Gottesdienste

Studie mit knapp 5.000 Befragten zeigt Interesse auch über Corona hinaus

Stuttgart/Köln. Flink und flexibel haben viele evangelische Gemeinden in Württemberg auf Corona reagiert und digitale oder hybride Gottesdienstformate auf den Weg gebracht. Ein Studie mit knapp 5.000 Befragten gibt nun Aufschluss darüber, wie die Angebote bei den Besuchern angekommen sind. Das Fazit lautet: Daumen hoch!

Zahlreiche Gemeinden setzen in Corona-Zeiten unter anderem auf Streaming-Angebote aus ihren Gottesdiensten (Archivfoto).

Teilnehmende von Online-Gottesdiensten wünschen sich eine Fortführung der digitalen Angebote über Corona hinaus - auch nach Ende des Lockdowns wollen vor allem mittlere Altersgruppen weiterhin den „digitalen Kirchgang“ praktizieren. Dies hat eine Studie im Auftrag mehrerer Landeskirchen mit knapp 5.000 Befragten ergeben. Der Studienleiter und Kirchenvertreter sehen darin auch eine Chance für die bevorstehenden Weihnachtsgottesdienste unter Corona-Bedingungen.

Die große Mehrheit der Online-Gottesdienstbesuchenden möchte auf diese Form des Gottesdienstes nicht mehr verzichten. So haben 75 Prozent der Befragten auch nach Ende des Lockdowns weiterhin an digitalen Gottesdiensten teilgenommen. Eine besonders hohe Zustimmung findet diese Gottesdienstform in der Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen.

Die Studie zu Online-Gottesdiensten vermittelt erst Eindrücke, was die Besucher schätzen und was sie sich für die Zukunft wünschen.

Viele Teilnehmende an Online-Gottesdiensten nutzten dieses Angebot intensiv und regelmäßig: Mehr als 80 Prozent der Befragten hatten mindestens vier Online-Gottesdienste besucht, 38 Prozent waren mindestens zehn Mal dabei. Dabei hatten 67 Prozent der Befragten vor Corona wenig Erfahrung mit digitalen Gottesdiensten: Nur drei Prozent nahmen schon vorher regelmäßig an Online-Gottesdiensten teil.

Hohe Bereitschaft, in der Krise umzusteigen“

Die Studie zeigt über alle Alterststufen hinweg eine hohe Bereitschaft, in dieser Situation der Coranakrise auf Online-Gottesdienste umzusteigen, nachdem durch den Lockdown Präsenzgottesdienste nicht mehr in der gewohnten Weise stattfinden konnten. Das ist sehr erfreulich gerade auch im Blick auf Ältere“, bilanziert der württembergische Theologie-Dezernent, Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel.

Daraus ergebe sich die Frage, was diese Momentaufnahme für das Verhältnis von Online-Gottesdiensten und Präsenzgottesdiensten bedeute und wie dieses Miteinander in Zukunft weiterentwickelt werden solle. Dies betreffe sowohl die veranstaltenden Gemeinden als auch die Mitfeiernden, die diese Angebote nutzen.

Die Online-Gottesdienste der vergangenen Monate wurden von den Teilnehmern der Studie weitgehend positiv empfunden.

Geschaut wird meist allein

Die meisten Teilnehmenden (60,5%) schauen die digitalen Gottesdienste allein. Insgesamt fühlten sich die meisten im Online-Gottesdienst wohl: Viele beschreiben die Atmosphäre vor allem als freundlich, ermutigend, einladend, herzlich und lebensnah. Nur sehr wenige erlebten eine distanzierte oder gar kühle Atmosphäre. Als Hauptinformationsquelle gab ein Drittel der Befragten das Pfarramt der eigenen Gemeinde an, gefolgt von Social Media (17%).

Für die Zukunft wünschen sich die Befragten zu 83 Prozent regelmäßige Online-Gottesdienste auch dann, wenn Präsenz-Veranstaltungen wieder in vollem Umfang möglich sind. Die Gottesdienste sollten demnach unter 45 Minuten lang sein und eine Mischung aus moderner und klassischer Musik enthalten. Bei der Frage nach dem passenden Raum wünscht sich mehr als die Hälfte der Befragten einen „sakralen Kirchraum“. 38 Prozent der Befragten wünschen sich, interaktiv am Gottesdienst beteiligt zu werden, während knapp die Hälfte der Befragten mit einer reinen Übertragung zufrieden sind.

Neues Format, aber klassische Umgebung: Der sakrale Kirchenraum ist auch bei Online-Gottesdienste gefragt.

Landeskirche arbeitet weiter an der Qualität

Oberkirchenrat Heckel kündigt an: „In Württemberg werden wir an der Qualität von Streaming-Gottesdiensten und Online-Angeboten weiterarbeiten. Wir werden uns Gedanken machen zu Formen der Partizipation, wie Teilnehmende aktiv in die Gottesdienstgestaltung einbezogen werden können.“ Zudem werde die Frage weiter diskutiert, welche Bedeutung die Gemeinschaft in Online-Gottesdiensten habe, „insbesondere die Dimension der leiblichen Gemeinschaft mit Christus und untereinander bei Abendmahlsfeiern“.

An der von den Landeskirchen Baden und Württemberg initiierten Online-Befragung, der sich die Landeskirchen Hannover, Hessen und Nassau sowie die Kirche im Rheinland anschlossen, beteiligten sich im Juni und Juli 2020 insgesamt 4.767 Menschen. Die Studie wurde gefördert durch den Digitalinnovationsfonds der Evangelischen Kirche in Deutschland. Teilnehmende aus städtischen Regionen (50,5%) und aus ländlichen Regionen (46,9%) waren ausgewogen vertreten. Mit 61,9 Prozent nahmen mehr Frauen an der Befragung teil als Männer (37,7%). Rund 60 Prozent sind zwischen 31 und 60 Jahre alt, wobei die 51- bis 60-Jährigen mit 31,1 Prozent die stärkste Gruppe darstellen, gefolgt von den 41- bis 50-Jährigen (18,4%).

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