Stuttgart/Berlin. Für sein Engagement gegen die Verfolgung von Juden im Nationalsozialismus erhält der württembergische evangelische Pfarrer Julius von Jan (1897 - 1964) am 13. Oktober offiziell den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“. Sein Sohn Richard von Jan werde stellvertretend eine Medaille und eine Ehrenurkunde entgegennehmen, teilte Von-Jan-Biograf Martin Stährmann mit. Die Auszeichnung wird von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem verliehen.
„Nach dem Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung im November 1938 nannte der württembergische Pfarrer Julius von Jan dieses Unrecht beim Namen; dafür zahlte er mit seiner Familie einen hohen Preis“, heißt es in der Pressemitteilung zur jüngst erschienen Biographie.
Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July, der ein Begleitwort für das Buch verfasst hat, würdigte den Pfarrer: „Ich freue mich sehr, dass einer der wenigen unerschrockene Zeugen in unserer Landeskirche so geehrt wird.“ Die Evangelische Landeskirche habe selbst erst neu begreifen müssen, was sie damals auch an Schuld auf sich geladen hat. „Am kommenden Sonntag gedenken wir des Stuttgarter Schuldbekenntnisses. Julius von Jan hat brennend geliebt und mutig bekannt und gebetet. Ein Gerechter unter den Völkern!"
Bekannt wurde Julius von Jan vor allem durch seine Bußtagspredigt vom 16. November 1938 in Oberlenningen bei Esslingen. Darin kritisierte er die Internierung von Menschen, die sich für Recht und Gerechtigkeit einsetzten. „Männer, die unserem deutschen Volk treu gedient haben, wurden ins KZ geworfen, bloß weil sie einer anderen Rasse angehörten“, sagte er damals.
Von Jan wurde inhaftiert und musste dann von Württemberg weg nach Ortenburg bei Passau ziehen. Später wurde er zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er gegen den „Kanzelparagraphen“ und das „Heimtückegesetz“ verstoßen habe. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er an die Ostfront geschickt. Nach dem Krieg arbeitete der vom Pietismus geprägte Theologe wieder als Pfarrer, den Ruhestand verbrachte er in Korntal bei Stuttgart.
Mit der Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“ werden seit 1963 Nichtjuden geehrt, die ihr Leben riskierten, um Juden während des Holocaust zu retten. Ihre Namen werden in Yad Vashem, der nationalen Gedenkstätte des Staates Israel für die „Märtyrer und Helden des Holocaust“, in einem eigenen Memorialbereich verewigt. Die Ehrung wurde inzwischen rund 27.000 Mal vergeben, darunter an über 600 Deutsche.
Mit Material des Evangelischen Pressedienstes (epd)
Martin Stährmann: Julius von Jan. Ein aufrechter Pfarrer wider die Nationalsozialisten. Mit einem Begleitwort von Landesbischof Frank Otfried July. 192 Seiten, 17,95 Euro. Edition Evangelisches Gemeindeblatt (Stuttgart) 2020, www.buchhandlung-eva.de, Bestelltelefon: 0711-6010021,