11.05.2020

„Ein Museum – überhaupt nicht langweilig“

Das Stuttgarter Bibelmuseum „bibliorama“ wird fünf Jahre alt

Stuttgart. „Ein Museum – aber überhaupt nicht langweilig“, so heißt es häufig im Gästebuch des „biblioramas". Das Stuttgarter Bibelmuseum wird dieser Tage fünf Jahre alt. Elk-wue.de hat mit Franziska Stocker-Schwarz, der Museumsdirektorin und Leiterin der Württembergischen Bibelgesellschaft, gesprochen.

Franziska Stocker-Schwarz ist Direktorin des Stuttgarter Bibelmuseums „bibliorama".

Fünf Jahre Bibelmuseum „bibliorama". Was hat Sie überrascht?

Geplant wurde für Kinder und Jugendliche ein Erlebnis- und Mitmachmuseum. Es hat uns überrascht, wie gut dies auch bei Erwachsenen ankommt. „Ein Museum – aber überhaupt nicht langweilig“, ist ein häufiger Satz im Gästebuch. Unsere Museumsbegleiterinnen und Museumsbegleiter sind sehr engagierte Personen. Dass wir so viele Mitarbeitende finden konnten, die sich von Religions- und Museumspädagogin Beate Schuhmacher-Ries schulen lassen, ist sehr erfreulich – und war nicht vorhersehbar.

Im Stuttgarter Bibelmuseum „bibliorama“ lässt sich viel über die Geschichte der Bibel und ihrer Übersetzungen erfahren - einschließlich der Lutherbibel (Archivfoto).

Worüber freuen Sie sich?
Im Hospitalviertel sitzen viele unterschiedliche Firmen und Einrichtungen, mit denen wir kooperieren. Ob Johannes-Brenz-Schule oder das Gymnasium St. Agnes, ob Hospitalhof oder Motor Presse, um nur einige zu nennen. Und dass wir auch von der nahegelegenen Synagoge schon Gäste führen konnten, freut mich sehr. Denn der christliche Glaube fußt auf den Überlieferungen der hebräischen Bibel.

Über 30 Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kirche und Politik haben dem „bibliorama“ ein Statement zum Geburtstag geschenkt.

Was sind Ihre schönsten Neuzugänge?
Als 15. biblische Person ist Noah mit seinen Söhnen hinzugekommen. Wir haben nun eine Seekiste startklar gemacht, die unter einer Lichtinstallation die Hoffnung der Geschichte von Noah weitergibt. In Deutsch, Hebräisch und Arabisch sind die Namen von Noah, Sem, Ham und Jafet zu lesen. Das Buch „bibliorama auf dem Weg“ erzählt, welche Bedeutung beispielsweise die noachidischen Gebote haben, welche die Achtung der Kreatur und den Schutz des Lebens vorstellen. Das Buch zeigt auch, dass Noahs Sohn Sem zum Beispiel das erste jüdische Lehrhaus begründet hat. Das ist weitgehend unbekannt.

Die Harfe ist ein uraltes (biblisches) Instrument - und jeder kann sie spielen. Zumindest diese Laser-Harfe... Ausprobieren lohnt sich.

Welche Stücke haben Besucher besonders in ihr Herz geschlossen?
Junge Besucher lieben besonders die Präsentation von König und Sänger David. Da kann man auf der Laserharfe musizieren, selbst einen Psalm vertonen und verschiedene Instrumente ausprobieren.

Was fehlt Ihnen noch in der Sammlung?
Das „bibliorama" ist kein Sammlungsmuseum im klassischen Sinne. Kooperationen sind uns daher viel wichtiger. Bei unseren Sonderausstellungen fragen wir zum Beispiel gerne Exponate aus der Württembergischen Landesbibliothek an, die eine der größten Bibelsammlungen besitzt oder bei der Bibelsammlung der Deutschen Bibelgesellschaft und dem Landeskirchlichen Archiv.
Am Pfingstsonntag eröffnet die Sonderausstellung „Ungleiche Paare - auf der Suche nach dem richtigen Leben“. Dort zeigen wir zum Beispiel ein alamannisches (Anm.: auch alemannisches) Goldkreuz aus dem Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg. Und Pfarrerin Karina Beck arbeitet gerade an einer Sonderausstellung zu den Waldensern.

Wie eng ist die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bibelgesellschaft?
Als Abteilungsleiterin bei der Deutschen Bibelgesellschaft habe ich ein Büro und Team im sogenannten „Bibelhaus“ in Stuttgart-Möhringen. Der Austausch mit den Kompetenzen der Deutschen Bibelgesellschaft ist mir kostbar. Das „bibliorama“ ist eine Einrichtung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in Kooperation mit der Württembergischen Bibelgesellschaft. Des Weiteren gibt es in Deutschland noch sieben andere Bibelmuseen, mit denen die Deutsche Bibelgesellschaft in Verbindung steht. Mittels digitaler Technik hoffe ich da auch auf eine stärkere Vernetzung in Zukunft.

Wie stark hat Corona das „bibliorama“ getroffen?
Die Schließung traf uns hart. Eine beliebte Sonderausstellung „Als die Lettern laufen lernten“ war gerade zu Ende gegangen und wir bereiteten uns auf die Lange Nacht der Museen vor, die dann nicht stattfinden konnte.  Nun arbeiten wir intensiv daran, unsere Gäste erneut für das „bibliorama“ zu gewinnen und der fünfte Geburtstag ist für uns eine gute Gelegenheit, wieder auf uns aufmerksam zu machen.

Das „bibliorama“ in der Stuttgarter Büchsenstraße - direkt zwischen Hospitalhof und Liederhalle - ist von 15. Mai an wieder geöffnet. Zumindest für Einzelpersonen, Duos und Familien.

Wissen Sie schon, wann und unter welchen Bedingungen das Museum wieder öffnen wird?
Wir öffnen wieder am Freitag, den 15. Mai. Einzelbesucher, Duos oder Familien dürfen nach den gesetzlichen Vorgaben Museen wieder besuchen. Um das möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, haben wir unsere Öffnungszeiten erweitert. Ein neu entwickelter Rundweg führt die Besucher durch das gesamte „bibliorama“. Dabei sind die Hygiene- und Sicherheitsregeln berücksichtigt. Wie und wann es mit Gruppenführungen weitergehen kann, ist noch in der Planung.

Bleibt es bei den fünf Wochen ohne Eintritt, oder was planen Sie sonst zur Feier des Museumsgeburtstags?
Das Geburtstagsgeschenk an alle sind fünf Wochen freier Eintritt. Dieses super Angebot haben wir in den Herbst (3.10. – 8.11.2020) verlegt, damit möglichst viele Menschen etwas davon haben. Außerdem haben mehr als 30 Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kirche und Politik dem „bibliorama“ ein Statement zum fünften Geburtstag geschenkt. Diese veröffentlichen wir jetzt nach und nach. Der Geburtstag selbst wird noch digital gefeiert. Das wird eine super Sache, denn wir haben extra einen Geburtstagsfilm gedreht. Jeder kann mitfeiern, wenn er den Zoom Link nutzt. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Das Team von „bibliorama", dem Stuttgarter Bibelmuseum: die beiden Pfarrerinnen Karina Beck und Franziska Stocker-Schwarz sowie die Religionspädagogin Beate Schuhmacher-Ries arbeiten Hand in Hand.

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