Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, ist der Zweite Weltkrieg nach Jahren des Todes und der Qualen endlich beendet worden. In einer Botschaft gedenkt der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Dr. h. c. Frank Otfried July, der Ermordeten, Gefallenen und Vertriebenen.
Mit dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 nimmt ein Kriegsgrauen seinen Lauf, das in den folgenden mehr als fünf Jahren Angst, Gewalt, Leid und Verlust über ganz Europa bringen wird - bis zu der deutschen Kapitulation vor nunmehr 75 Jahren und der Einstellung aller Kampfhandlungen am 8. Mai 1945. „Wir gedenken der vielen Millionen Opfer, die in diesem Krieg um ihr Leben gebracht worden sind, Zivilisten und Soldaten, Flüchtlinge und Vertriebene aller Nationen. In besonderer Weise stehen die vor unseren Augen, die in den Konzentrationslagern geschunden und ermordet wurden“, sagte Landesbischof July in seiner Botschaft, und weiter: Wir gedenken der Opfer vor Gott, beklagen Versehrungen an Leib und Seele und zerbrochenes Leben in der Zeit der Diktatur des Nationalsozialismus und trauen auf Gottes Verheißung, dass all die Namen der Opfer „im Himmel geschrieben sind (Lukas 10,20).“
Das Glaubenszeugnis von Jesus Christus sei in Diktatur und Krieg verdunkelt worden, schreibt der Landesbischof weiter. „Auch die Kirchen in Deutschland haben schmerzhaft eigenes Versagen und eigene Irrwege erkennen müssen und dies vor der ökumenischen Gemeinschaft der Kirchen ausgesprochen.“ Der Ruf zur Buße und Umkehr, zu Versöhnung und Frieden sei reinigend gewesen und habe neue Wege eröffnet - etwa ein Weg zu einer europäischen Gemeinschaft.
Dankbar könnten wir auf 75 Jahre Frieden in unserem Land zurückschauen. „Das ist gemessen an vergangenen Epochen eine einzigartig lange Zeit des Friedens“, machte July deutlich. Freilich sei Europa gefordert, „den Geist des Friedens, der Versöhnung und des Schutzes von Menschen auch im Umgang mit Flüchtlingen an seinen Außengrenzen zu zeigen.“
Der Landesbischof appelliert, die Konfliktherde auf der Welt und ihre Ursachen nicht aus den Augen zu verlieren, etwa den „exorbitanten Waffenexport, gerade auch in Konfliktzonen.“ Wichtig sei es, Frieden stets als Aufgabe zu begreifen. „Friede beginnt immer wieder bei uns selbst. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn!“