03.09.2020

Kirchenreform als Lebensthema

Johannes Brenz ist am 11. September vor 450 Jahren gestorben

Am 11. September 1570 starb in Stuttgart Johannes Brenz. Damit war einer der letzen aus der Generation der Reformatoren aus dem Leben geschieden. Die Reform der Kirche war das Lebensthema von Brenz, seit er am 26. April 1518 zusammen mit anderen Studenten Zeuge der Heidelberger Disputation Luthers gewesen war.

An die Zeit des württembergischen Reformators Johannes Brenz in Schwäbisch Hall erinnert seine Büste am örtlichen Brenzhaus.

July: „Brenz ist der wichtigste lutherische Theologe im Südwesten"

„Johannes Brenz ist der wichtigste lutherische Theologe im Südwesten und hat als württembergischer Kirchenvater unserer Landeskirche ihr eigenes Gewicht gegeben", sagt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July. Brenz habe maßgeblich Bildungs- und Kirchengeschichte geschrieben. Bildung sei für ihn die Quelle des inneren und äußeren Friedens. „Bis heute ist Brenz wirksam in den wesentlichen Zielen der Aufgaben der württembergischen Landeskirche und ihrer Diakonie", so July.

Prediger in Hall

Im September 1522 wurde Brenz als Prediger an die Michaelskirche in Schwäbisch Hall berufen. Er war davon überzeugt, dass das Anliegen der Kirchenreform der Gemeinde zunächst durch Predigten erläutert und nahe gebracht werde musste. Erst dann konnte man an praktische Maßnahmen gehen. Als ersten Reformschritt führte er 1526 das Abendmahl in evangelischer Form ein.

Brenz wurde rasch über die Grenzen der Reichsstadt Hall bekannt. Sein Rat war in Angelegenheiten der Kirchenreform gefragt von dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, der Reichsstadt Nürnberg und dann auch im Herzogtum Württemberg. Überall, wo die Sache der Reformation verhandelt wurde, auf Reichstagen und in Religionsgesprächen, war Brenz dabei. Neben Philipp Melanchthon war er der maßgebende evangelische Theologe auf dem Augsburger Reichstag 1530, wo Kaiser Karl V. das Augsburger Bekenntnis vorgelegt wurde.

In der Schwäbisch Haller Michaelskirche wirkte Brenz als Prediger und führte als ersten Reformationsschritt das Abendmahl in evangelischer Form ein.

Der Kaiser war ein entschiedener Gegner der Kirchenreform. Die Entwicklung steuerte auf eine kriegerische Entscheidung zu, die in den Jahren 1546 und 47 im Schmalkaldischen Krieg mit dem Sieg des Kaisers endete. Karl V. machte sich nun daran, das Rad der Reformation zurückzudrehen.

Brenz und eine Reihe seiner Kollegen sprachen sich gegen die kaiserliche Religionspolitik aus, weshalb Hall die Auslieferung von Brenz gefordert hat. Mit knapper Not entging er an seinem 49. Geburtstag der Verhaftung. Er fand Schutz bei Herzog Ulrich von Württemberg und lebte jahrelang, stets gefährdet, ganz oder teilweise im Verborgenen.

Blick vom Schwäbisch Haller Rathaus auf die Michaelskirche, in der ab 1522 der württembergische Reformator Johanes Brenz wirkte.

Propst in Stuttgart

Für Herzog Christoph, den Sohn und Nachfolger Ulrichs, verfasste Brenz das Württembergische Bekenntnis, das 1552 dem in Trient tagenden Konzil vorgelegt wurde. Brenz selbst reiste mit einigen Kollegen nach Trient, um das Bekenntnis zu erläutern, doch kam es nicht mehr dazu, weil sich das Konzil auflöste.

Grabplatte von Johannes Brenz in der Stiftskirche Stuttgart.

1553 und Brenz Propst der Stuttgarter Stiftskirche und damit der eigentliche Leiter der evangelischen Kirche des Herzogtums. Auf Brenz geht die organisatorische Gestalt der württembergischen Kirche zurück. Die dafür notwendigen Vorschriften sind in der Großen Kirchenordnung von 1559 niedergelegt, mit denen nicht nur das kirchliche Leben, sondern auch Ehe, Schulen und Armenversorgung geregelt wurden.

Brenz ist immer Prediger geblieben, war aber auch Praktiker. Für die Jugend in Hall hatte er einen Katechismus verfasst, ein Lehrbüchlein des christlichen Glaubens, das sich als Konfirmandenbüchlein bis auf unsere Tage gehalten hat.

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