01.11.2020

Erhard Schnepf - ein streitbarer Geist

Am 1. November jährt sich sein Geburtstag zum 525. Mal

Der Pfarrer, Reformator und Professor Erhard Schnepf galt als streitbarer Geist. Ihm gelang es, in der Kirchenordnung von 1536 ein gemäßigtes Luthertum durchzusetzen, das die württembergische Landeskirche noch heute prägt. Am 1. November jährt sich sein Geburtstag zum 525. Mal. 

Erhard Schnepf setzte sich für ein gemäßigtes Luthertum ein, das die württembergischen Landeskirche noch heut prägt.

Am 1. November 1495 in Heilbronn geboren, studiert Schnepf ab 1509 in Erfurt, wo er dem Humanistenkreis um Coban Hesse, Joachim Camerarius und Justus Jonas angehört. Zwei Jahre später wechselt er an die Universität Heidelberg und wird dort 1513 zum Magister Artium promoviert. Er beginnt ein Jurastudium, bricht es wieder ab und wechselt zur Theologie.

Schnell ein überzeugter Lutheraner

Darüber, ob er bereits im Frühjahr 1518 Martin Luther bei seiner Heidelberger Disputation kennenlernt, gehen die Angaben auseinander. Unstrittig ist, dass Schnepf sehr schnell zum überzeugten Anhänger des Reformators wird. 1520 ist er bereits der erste evangelische Prediger in Weinsberg. Zwei Jahre später wird er von der österreichischen Regierung Württembergs aus Weinsberg vertrieben, geht nach Neckarmühlbach im Kraichgau, wo er Zuflucht bei Dietrich vom Gemmingen findet. 1523 findet er dann in der Reichsstadt Wimpfen eine neue Wirkungsstätte, lernt Margaretha Wurzelmann, die Tochter des Bürgermeisters, kennen. Die beiden heiraten.

Von Marburg nach Württemberg

Schnepf bleibt nicht lange in Wimpfen. Auf Bitten Graf Philipps III. führt er 1525/26 die Reformation in Weilburg durch. Landgraf Philipp von Hessen beruft ihn 1527 als Professor und Prediger an die neu gegründete Universität Marburg, wo er später auch Rektor wird. Er begleitet den Landgrafen zu den Reichstagen zu Speyer (1529) und zu Augsburg (1530). Als Herzog Ulrich von Württemberg 1534 sein Land zurückerobert, bittet er Schnepf, zusammen mit Ambrosius Blarer die Reformation in Württemberg durchzuführen. Erhard Schnepf erklärt sich unter der Bedingung bereit, dass Blarer seiner Abendmahlslehre zustimmt. So wurde am 2. August 1534 die erste evangelische Konkordie geschlossen. Sie definiert das Abendmahl so, dass Christus in ihm substanz- und wesenhaft präsent ist. Darüber hinaus einigen sich beide Reformatoren auf eine geografische Zuordnung ihres Wirkungsbereichs. Schnepf reformiert das Land von Stuttgart aus „unter der Staig“, Blarer von Tübingen aus „ober der Staig“.  

Während Schnepf das Land von Stuttgart aus „unter der Staig“ reformiert, tut dies Ambrosius Blarer von Tübingen aus „ober der Staig“.

Streit mit Blarer

Dennoch geraten der Lutheraner Schnepf und der reformiert gesinnte Blarer immer wieder aneinander. Am heftigsten wohl auf dem so genannten Uracher „Götzentag“, an dem sich Blarer gegen Schnepf durchsetzt und der Herzog ein Bilderverbot erlässt, das den Schwaben wertvolle Kunstwerke kosten sollte. Schnepf dagegen gelang es, in der Kirchenordnung von 1536 ein gemäßigtes Luthertum durchzusetzen, das die württembergische Landeskirche noch heute prägt.

1544 wird Erhard Schnepf Pfarrer und Theologieprofessor in Tübingen, wo er vor allem Hebräisch lehrt. Er promoviert und übernimmt die Superattendenz über das theologische Stift. Als die württembergische Kirchenordnung in Folge des Schmalkaldischen Krieges aufgehoben wird, hat das für den Interimsgegner Schnepf 1548 die Entlassung zur Folge.

Im Juli 1549 übernimmt er eine vakant gewordene Pfarrstelle, die Superintendentur und eine Professur an der neu gegründeten Universität in Jena. Er schließt sich den Gnesiolutheranern um Nikolaus von Amsdorf und Matthias Flacius an und verfeindet sich mit seinen württembergischen Freunden, insbesondere mit Johannes Brenz. Der Bruch zwischen den Lutheranern wird immer deutlicher. Am 1. November 1558 stirbt Erhard Schnepf an seinem 63. Geburtstag in Jena. 

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