Erst ein paar Tage ist es her, da hat der Gesamtverband des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM) Deutschland einen Appell für eine gelebte Willkommenskultur veröffentlicht. „Vor dem Hintergrund der jüngsten Brandanschläge auf Unterkünfte für Asylbewerber“, mahnte der Präses des Verbands, Karl-Heinz Stengel, sei die Unterbringung von Flüchtlingen eine gesamtgesellschaftliche und bundesweite Herausforderung. Und nahm auch den CVJM selbst in die Pflicht: „Wir wollen als Teil einer weltweiten CVJM-Gemeinschaft weiterhin unseren Beitrag zu einer offenen, gelebten und praktizierten Willkommenskultur in Deutschland leisten.“
In der württembergischen evangelischen Landeskirche ist der CVJM ein Teil des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg (EJW). Und dort wird Willkommenskultur praktisch gestaltet. Yasin Adigüzel, der EJW-Landesreferent für interkulturelle Öffnung, betont: „Mein Flüchtlingsengagement ist ein Ausdruck meiner Dankbarkeit für all das Gute, das Gott mir schenkt.“ Das sind für ihn nicht nur Worte. Er organisiert das Camp „FreeStyle 2015“. Unterstützt wird er in diesem Flüchtlingsprojekt von Miriam Müller, einer Lehrerin aus Ludwigsburg, und Tobias Becker, ebenfalls aus Ludwigsburg von der dortigen „Seestraßengemeinde“, die zur Landeskirche und zum evangelikalen Süddeutschen Gemeinschaftsverband gehört.
„Reichtum teilen - mit Wertschätzung begegnen“ ist das Motto dieses bislang einmaligen Freizeitangebots des EJW. Von 10. bis 17. August werden 25 Flüchtlinge und fünf deutsche Teilnehmer in einer landschaftlich schönen Region im Zollernarbkreis mit 13 Mitarbeitern eine Sommerfreizeit verbringen. Zuschüsse und Spenden ermöglichen, dass die jungen Leute aus Syrien, Eritrea, Ghana, Serbien, dem Iran und dem Irak kostenlos die Freizeit besuchen können. Die deutschen Teilnehmer zahlen ihren Beitrag wie bei jeder anderen EJW-Freizeit auch.
Adigüzel verweist auf das Motto: „Gemeinsam möchten wir unseren Reichtum teilen und den Teilnehmern mit Wertschätzung begegnen.“ Geplant hat er mit seinem Team Workshops zum Beispiel in der Trendsportart Discgolf, in Fotografie oder zum Musikinstrument Cajon. Es wird Ausflüge geben, eine Nachtwanderung ist geplant, sportliche Aktivitäten und jeden Abend eine thematische Plenumsveranstaltung mit viel Musik.
Für den Landesreferenten ist „FreeStyle 2015“ völliges Neuland: „Von der Organisation der An- und Abreise, über die Beschaffung von Schlafsäcken und anderen Camp-Utensilien bis zu den verschiedenen Sprachen gibt es dabei noch einige Herausforderungen“, weiß er schon jetzt. Er könne nicht alles abschätzen, was da an Überraschungen möglich ist. „Aber ich blicke zuversichtlich auf die kommenden Tage.“ An seiner Seite sind zwei Pädagogen, zwei Theologen, eine Dolmetscherin aus Syrien und einigen Studentinnen und Studenten. Die 25 jungen Flüchtlinge wurden eingeladen über Flüchtlingsbegleiter in den Regionen Stuttgart, Karlsruhe und Tübingen.
Auch Erfahrungen der Evangelischen Seestraßengemeinde Ludwigsburg werden einfließen. Diese engagiert sich bereits seit 2012 gemeinsam mit anderen christlichen Gemeinden für Flüchtlinge, bietet dazu auch interkulturelle Jugendarbeit und internationale Gottesdienste an. „Für Flüchtlinge wollen wir eine praktische integrative Brücke hinein in unsere Gesellschaft sein“, ist ihre Definition.
Quelle: Evangelischer Pressedienst (EPD)