20.12.2015

Jesus kommt, wenn es am Dunkelsten ist

Eigentlich müsste morgen Weihnachten sein

 

Pfarrer Andreas Föhl, Bad Dürrheim

Die Christen haben ziemlich spät angefangen, den Geburtstag von Jesus zu feiern. Nämlich erst im dritten Jahrhundert nach Christus. Und da wusste niemand mehr so genau, wann Jesus wirklich geboren war. Also hat man Weihnachten einfach auf den 25. Dezember gelegt. Warum? Weil das nach dem damaligen Kalender der kürzeste Tag des Jahres war. Im Mittelalter gab es dann eine Kalenderreform. Seither ist der kürzeste Tag im Jahr eben der 21..

Jesus kommt dann zur Welt, wenn es bei uns am dunkelsten ist. Auch wenn niemand weiß, wann genau das nach dem Kalender war:  Ich finde, der Weihnachtstermin sagt sehr viel darüber aus, was das Fest für viele Menschen bedeutet – damals und auch heute. Christen glauben, dass im Stall von Bethlehem Gott selbst zur Welt gekommen ist, um bei seinen Menschen zu sein. Weihnachten am dunkelsten Tag des Jahres, das sagt mir: Gott ist nicht nur da, wenn die Sonne scheint, wenn es mir gut geht und ich gut drauf bin. Sondern Gott ist auch bei mir – grade dann – wenn es Nacht ist, wenn ich traurig bin, niedergeschlagen und nicht mehr weiter weiß.

Einer der dunkelsten Tage für Josef Müller war der, an dem er ins Gefängnis musste. So hat der ehemalige Steuerberater es einmal im Radio erzählt. Er ist in den Knast gekommen, weil er seine Kunden um über zehn Millionen Euro betrogen hat, um damit für sich ein Leben in Saus und Braus zu finanzieren. Im Gefängnis wollte dann niemand mehr etwas von ihm wissen, selbst seine Freunde und seine Frau nicht. Da ist Josef Müller ein Satz von früher, aus dem Religionsunterricht, eingefallen: „Gott ist immer für dich da“. Er hat begonnen, in der Bibel zu lesen, die Geschichten von Jesus, und er hat angefangen, Gott zu vertrauen. „Wenn Sie Jesus kennenlernen, dann ändert sich das ganze Leben“, hat er dem Moderator in diesem Interview gesagt. „Gott hat mich rausgeholt aus dem Sumpf.“

Übermorgen ist der dunkelste Tag im Jahr. Aber von da an wird es wieder heller. Auch wenn man es kaum merkt: Es geht wieder in Richtung Licht. „Wintersonnenwende“ nennen das die Astronomen. Ich finde, auch das passt zu Weihnachten: Wenn ich anfange, darauf zu vertrauen, dass Gott nicht weit weg ist, sondern ganz nah, dann wendet und verändert sich auch etwas. Dann lebe ich anders: zuversichtlicher.

Morgen, am 21. Dezember, müsste eigentlich Weihnachten sein. Trotzdem kann man den Termin ruhig so lassen, wie er ist. Denn die Erfahrung „Gott ist immer für mich da“ kann ich am 4. Advent machen, am 25. Dezember und an jedem anderen Tag im Jahr auch.

Andreas Föhl

Ursprünglich gesendet in der Rubrik „Anstöße“ bei SWR1.

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