Digitale Roadmap? Vernetzte Landeskirche? Wie wird das, wie kommen wir da hin? Und hat jemand auch an die Risiken und Nebenwirkungen gedacht? Das und mehr diskutierten am 19. Januar mehr als hundert kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Synodale und weitere Interessierte beim Forum Digitalisierung im Hospitalhof in Stuttgart.
„Es geht bei Digitalisierung um viel mehr als um ein IT-Projekt“, sagte Landesbischof Frank Otfried July zum Auftakt des Forums Digitalisierung. „Die Technik ist wichtig, aber entscheidend ist, wie wir sie nutzen. Mein Kriterium: Digitalisierung soll dienen, nicht herrschen.“ Die Württembergische Kirche biete im Rahmen ihrer Roadmap Digitalisierung Erprobungsräume, um neue Technologien zur Vermittlung des Evangeliums und zu einer beschleunigten Verwaltungsarbeit zu nutzen.
Authentisch, inspirierend und unterhaltsam kommunizieren
Theo Eißler von der Agenur Bär Tiger Wolf, die die Landeskirche in ihrem Digitalisierungprozess begleitet, betonte: „Die Digitalisierung sorgt für einen Machtwechsel: Sie ermächtigt jeden von uns." Der Weg führe weg von den digitalen Sendeanstalten hin zu jedem einzelnen. Dank dieser neuer Möglichkeiten könnte die Kirche mehr Menschen und Herzen erreichen. Eine gelungene Kommunikation, die die Menschen bewegt, müsse „relevant, nützlich, wertvoll, einfach, authentisch, inspirierend und unterhaltsam“ sein.
Digitalisierung mit Ängsten verbunden
Bei der Digitalisierung gehe es nicht nur um eine Haltung, sondern auch um eine Änderung von Strukturen, erklärte Ingo Dachwitz, Redakteur bei https://netzpolitik.org und Mitglied der sozialethischen Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland. „Viele Pfarrer sind mit ihren Aufgaben schon so voll, dass sie kaum dazu kommen, ihre E-Mails zu beantworten. Die kommen gar nicht mehr dazu, das Evangelium ins Netz zu tragen“, kritisierte er. Zudem hätten viele Angst vor einem Kontrollverlust. Es bestehe die Furcht, „Leute können meine Kommunikation nehmen und in ganz andere Kontexte setzen oder widersprechen."
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Digitale Roadmap der Landeskirche
Der Direktor des Oberkirchenrats, Stefan Werner, stellte die „Digitale Roadmap“ zur vernetzten Landeskirche zur Diskussion. Werner betonte: „Die Digitalisierung bedarf kirchlicher Mitgestaltung.“ Was bedeutet Digitalisierung in der Gemeindearbeit, der Öffentlichkeitsarbeit oder in der Verwaltung? In Diskussionsgruppen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums Digitalisierung über die unterschiedlichen Bereiche der Roadmap aus.
Bei der Roadmap geht es nicht nur um IT-Projekte und Apps, sondern darum, neu zu denken und zu verstehen, was Digitalisierung generell und konkret für die Kirche bedeutet. Sie ist ein Ergebnis der Arbeit der Projektgruppe Digitalisierung im Evangelischen Oberkirchenrat.
Ausblick
In seinem Schlusswort kündigte Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup an, dass es künftig eine Digitalverantwortliche bzw. einen Digitalverantwortlichen direkt beim Direktor des Oberkirchenrats geben soll. Sie oder er soll "alle Digitalprojekte der Landeskirche koordinieren, überwachen und ihre Umsetzung durchsetzen", so Kastrup. Dafür sie die Roadmap der Rote Faden. Ihre Meilensteine können ab sofort in einer neuen Diskussionsplattform digital diskutiert werden.
Ute Dilg