Am vergangenen Sonntag, 18. Juni, predigte EU-Kommissar Günther Oettinger in einem ökumenischen Gottesdienst in Biberach und unterstrich dabei die Wichtigkeit der demokratischen Werte in Europa. Er sei überzeugt, dass Europa stark genug ist, akuelle und kommende Herausforderungen, wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise, zu bewältigen.
Günther Oettinger sprach sich in der Biberacher Stadtpfarrkirche St. Martin für ein starkes und selbstbewusstes Europa aus. Seiner Predigt im ökumenischen Gottesdienst lag das Pauluswort „Ich schäme mich des Evangeliums nicht“ zugrunde.
Das jüdisch-christliche Menschenbild habe nach den entsetzlichen Kriegen vergangener Jahrhunderte dazu beigetragen, dass in Europa die Werte der parlamentarischen Demokratie, Toleranz und Meinungsfreiheit von Presse und Religion prägend geworden sind. Freizügigkeit und ein starker Binnenmarkt prägten den Zusammenhalt und seien längst selbstverständlich. Europa nannte er einen Raum der Stabilität. Das Zusammenwachsen ehemaliger Feinde werde eindrücklich spürbar am Miteinander zwischen Kehl und Straßburg, aber auch in Görlitz und dem polnischen Zgorzelec jenseits der Neiße. „Nach allem, was hinter uns liegt, haben wir Europäer Grund zu fröhlicher Dankbarkeit“, so Oettinger. Gleichzeitig verpflichte es, für die Werte der Verständigung einzutreten.
Durch die Erweiterungsprozesse werde die gewonnene Stabilität exportiert. Schließlich seien die Verhältnisse um Europa äußerst instabil. Autokraten wie Putin, Erdogan und Trump verachteten die europäischen Werte. Im innerdeutschen Streit zur Flüchtlingsfrage kritisierte Oettinger den fehlenden Weitblick. Nicht die Flüchtlinge 2018 müssten uns heute beschäftigen, sondern die Flüchtlinge 2025. Diese seien bereits geboren. Daher gelte speziell für Afrika: „Entweder wir exportieren Stabilität oder wir werden Instabilität importieren“. Oettinger forderte einen Marshall-Plan für Afrika um die Fluchtursachen nachhaltig zu bekämpfen. „Für die europäischen Werte müssen wir alle eintreten“, so der EU-Politiker. Der christliche Glaube gebe dazu Kraft und Mut.
Der katholische Diakon Damian Walosczyk, sowie Pfarrer Ulrich Heinzelmann und Dekan Hellger Koepff von der evangelischen Kirche gestalteten die Liturgie des Gottesdienstes.
Text: Dekan Hellger Koepff