„Digitalisierung scheint wohl ein wichtiges Thema zu sein. Aber was hat das Ganze mit uns als Landeskirche zu tun?“ Das fragt sich Dr. Friedemann Kuttler, Mitglied der Digitalisierungsgruppe der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Digitalisierung scheint wohl ein wichtiges Thema zu sein. Aber was hat das Ganze mit uns als Landeskirche zu tun? Kirchen-App, Andachts-App, Lieder-App und dann vielleicht noch eine zentrale Homepage mit allen Veranstaltungen, Gottesdiensten etc., die es in der Landeskirche, Kirchenbezirken und Kirchengemeinden gibt. Dann müssten wir das mit der Digitalisierung doch gut „gemacht“ haben. So kann man sich täuschen. Unser Start über Digitalisierung nachzudenken, war im Rückblick gesehen etwas naiv, aber hat uns gezeigt, dass wir immer wieder neu anfangen mussten zu denken. „Neu-Denken“ war die große Herausforderung. Von Anfang an war klar: Wir brauchen Menschen an unserer Seite, die bei der Digitalisierung schon weiter sind, die uns auch helfen können, neu denken zu lernen. Aber wen fragen und wo finden wir diese Menschen? Auf keinen Fall sollte es jemand aus dem Inner-Circle der Landeskirche sein. Wir brauchten jemanden, der uns den Horizont weitet. Ideen hatten wir genug, aber waren diese Ideen auch gut genug? Ein wichtiges Gespräch auf unserem Weg, neu denken zu lernen, war ein Gespräch mit einem jungen Unternehmer aus der Werbebranche. Seine Message an uns war einfach und kompliziert zu gleich: „Denken Sie von Ihrer Zielgruppe aus oder denken Sie, dass die Zielgruppe das braucht?“
Wir machen uns auf den Weg, in Sachen Digitalisierung ganz neu denken zu lernen.
Genau das war die Frage: Denken wir, dass Menschen das brauchen, was wir für richtig finden? Oder denken wir konsequent von Menschen aus, ohne dass wir vorgeben, was Menschen unserer Meinung nach brauchen? Allein mit dieser Frage war klar: Wir müssen mehrere Schritte zurückgehen, bevor wir überlegen, was aus unseren Ideen wird. Denn wir mussten nun erstmal prüfen, ob unsere Ideen überhaupt die Ideen sind, die Menschen brauchen und wollen.Also war klar für uns: Wir machen uns auf den Weg, in Sachen Digitalisierung ganz neu denken zu lernen. Gleichzeitig wollten wir die Möglichkeit schaffen, dass Menschen ihre Ideen entwickeln und ausprobieren konnten. Daher war unsere Aufgabe klar: Wir müssen Räume schaffen, in denen Menschen bereits schon Ideen entwickeln konnten, noch bevor wir unseren Denkprozess abgeschlossen haben. Und wir ahnen schon, dass der wohl nie ganz abgeschlossen sein kann...Wie denken eigentlich Start-Up-Unternehmen? Wie denken Menschen, die nicht zu uns in die Kirche kommen? Wie denken unsere Kirchenmitglieder? Wie denken eigentlich die Mitarbeitenden im Oberkirchenrat? Auch wenn wir ganz am Anfang einer Digitalisierung in der Landeskirche standen, war uns klar, dass wir diesen Prozess wollten, weil er uns schon zu sehr herausgefordert hat.Also haben wir eine Projektkonzeption erarbeitet, die beides beinhaltet: Neu denken lernen und Erprobungsräume schaffen für Ideen. Diese Konzeption hat Oberkirchenrat und Landessynode überzeugt, so dass finanzielle Mittel bereitgestellt wurden, um diesen Prozess durchführen zu können. Dann lernen wir von Profis, die wir uns ins Boot geholt haben. Gemeinsam mit einer Agentur lernen wir neu denken und wie ganz unterschiedliche Menschen denken. Die Gründer der Agentur sind Unternehmer, auch Start-Up-Unternehmer, die uns ganz schön herausfordern. Sie stellen eben auch die unangenehmen Fragen und das sind die Fragen, die an den Kern gehen. Noch sind wir mitten im Prozess und erstellen bis zum Herbst 2017 eine digitale Road-Map, eine Beschreibung, wohin die Reise gehen soll. Wir sind gespannt und lernen immer wieder neu denken.
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