Was ist Ihr liebstes Adventslied? Und warum? Diese Fragen haben wir den Prälatinnen und Prälaten der württembergischen Landeskirche gestellt. Gabriele Arnold aus Stuttgart verbindet mit dem Lied „Es kommt ein Schiff geladen“ besondere Momente mit ihren Kindern.
Jeden Abend habe ich mit meinen drei Söhnen vor dem Einschlafen gesungen und gebetet. Das war unser Abendritual und wir hatten noch ein bisschen Zeit miteinander. Ich saß auf jedem der drei Betten und wir redeten über den Tag und manchmal auch über die Sorgen und Kümmernisse, hin und wieder auch über den lieben Gott. Wir sangen immer die gleichen Lieder – jahrelang, bis die Kinder herausgewachsen waren.
In der Adventszeit kam ein Lied hinzu. Die Kinder hatten es irgendwo gehört und sich gewünscht: „Es kommt ein Schiff geladen.“ Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass meine Söhne das Lied mit dem Schiff wollten. Autos, Bagger und Schiffe faszinierten sie. Und so eben auch das Lied vom Schiff. Ich glaube nicht, dass sie verstanden haben, was ich da sang, ja was sie sangen, denn bald hatten sie die ersten drei Strophen auswendig gelernt. Aber das Lied war für sie wichtig. Zum einen war es ein sicheres Zeichen, dass jetzt Advent war und dann bald auch Weihnachten. Zum anderen glaube ich, haben sie die stille Kraft dieser wunderbaren Bilder in ihren Kinderseelen gespürt.
Da kommt etwas ganz großes. Es kommt ganz ruhig. Da ist nichts Aufgeregtes. Das Schiff geht still im Triebe, es kämpft sich nicht durch Sturm und Wellen, es kämpft sich nicht durch hektische Tage und dunkle Nächte. In meinem inneren Erleben ist es ein großes Schiff und es kommt aus dem Licht. Glanz liegt auf ihm, Schönheit bringt es mit sich, mit einem Segel aus Liebe. Es kommt gewiss und bleibt, denn: „Der Anker haft auf Erden, da ist das Schiff an Land“.
Das Schiff hat meine Kinder durch die Nacht geleitet und die Ängste mitgenommen. So verlässlich wie das Schiff war ja auch die Mama, die ins Zimmer kam, wenn einer erschrocken erwachte und schrie. Und ich hoffe, sie haben auch gespürt, dass viel Gott da war in der Nacht mit seiner Liebe und sie sicher durch die Nacht führte – noch viel verlässlicher als die Mama.
Mich tröstet dieses Lied bis heute. Es erinnert mich daran, dass Gott kommt und Liebe bringt in seinem Sohn, Jesus, meinem Bruder. Mit dem Schiff öffnet sich der Himmel. Gott kommt, um uns zu besuchen und zu bleiben. Der Anker wird nie wieder gelöst werden. Und Gott ist auch da, wenn es mir nicht gut geht, wenn ich nicht weihnachtlich gestimmt bin, wenn Leid und Tod nach mir greifen. Am Ende, ganz am Ende, da kann ich das Kind mit Freuden empfangen und küssen. So nah ist mir Gott.
Prälatin Gabriele Arnold