Raus aus der Kirche – rein in die Natur: Viele Gemeinden der württembergischen Landeskirche verlegen in der warmen Jahreszeit ihre Gottesdienste ins Freie. Die „Kirche im Grünen“ hat gerade Hochsaison.
Die Vögel zwitschern, die Sonne strahlt und die Temperaturen kratzen bereits an der 30°-Marke: Der Sommer ist da und mit ihm die Sehnsucht vieler Menschen nach Ausflügen in die Natur. Um den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern diese Sehnsucht zu erfüllen, gibt es die „Kirche im Grünen“. Sie verbindet durch verschiedene Angebote den Sonntagsausflug mit dem Gottesdienst.
„Wir wollen mit der Kirche dort sein, wo die Menschen sind“, sagt Markus Munzinger, Fachreferent der Missionarischen Dienste der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. „Und im Sommer sind die Menschen draußen“, so Munzinger weiter. Deswegen finden auch in diesem Jahr wieder rund 1.000 Gottesdienste im Freien statt. Statt in der Kirche treffen sich die Besucherinnen und Besucher auf Wiesen, an historischen Orten oder interessanten Ausflugszielen in ganz Württemberg.
Was im Kirchenraum oft nicht möglich ist, ist bei der „Kirche im Grünen“ ganz unkompliziert: Hier kann der Hund sein Herrchen in den Gottesdienst begleiten, Kinder spielen neben ihren Eltern auf der Wiese und im Anschluss gibt es vielerorts noch ein gemeinsames Mittagessen. Diese Familienfreundlichkeit schlägt sich auch in Zahlen nieder: Rund 25% der Besucher sind bei der „Kirche im Grünen“ Kinder und Jugendliche. „Das ist im Vergleich zum Gemeindegottesdienst schon auffällig“, so Markus Munzinger.
Das Konzept der „Kirche im Grünen“: eine verkürzte Liturgie, Posaunenklänge und ein besonderes Umfeld. „Natur erleben – Gott begegnen“, so heißt der offizielle Slogan der „Kirche im Grünen“. „Es ist ein Annähern in der Natur an sich selbst und an Gott. In der Natur fühlen wir uns oft Gott näher als in Kirchengebäuden“, sagt Munzinger. Die Sonne und den Wind auf der Haut spüren, um sich herum Berge, Täler, Felder und Wälder sehen, die Blumen riechen oder einen Bach rauschen hören – das, was schon so manchen Psalmbeter dazu bewegt hat, ein Loblied anzustimmen, soll hier miterlebbar werden.
Die Orte der „Kirche im Grünen“ sind verschieden. Die einen treffen sich auf der nächsten Wiese, andere an historischen Orten wie Burgen, Schlössern und Ruinen. Und wer es etwas Spezieller mag, trifft sich zum Gottesdienst auf dem Campingplatz, auf dem Schiff oder besucht einen Klettergottesdienst. Auch für die Biker- und Wanderfreunde gibt es spezielle Angebote. Und seit 2016 hat die „Kirche im Grünen“ sogar Pilgerangebote mit im Programm.
Am Sonntag, 18. Juni, lädt das Diakonische Werk Württemberg dazu ein, mit dessen Vorstandsvorsitzenden Dieter Kaufmann und Landesbischof Frank Otfried July die 36. Etappe des Diakonie-Pilgerwegs zu laufen. Gemeinsam wandern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Dettingen/Erms durch das Ermstal zum Stift Urach. Los geht’s um 10 Uhr in der „Schwalbenstadt“ in Dettingen/Erms mit einem Gottesdienst – selbstverständlich im Freien.
Juliane Eva Eberwein