14.09.2018

Familie als Herausforderung

Psychologische Beratungsarbeit in der württembergischen Landeskirche

Seit drei Jahren leitet Susanne Bakaus die Landesstelle der Psychologischen Beratungsstellen. Thorsten Eißler hat mit ihr über ihren Arbeitsalltag gesprochen und gefragt, welche Themen in der Beratungsarbeit besonders wichtig sind.

Susanne Bakaus ist Leiterin der Landesstelle.

Landesstelle klingt nach einer übergeordneten Stelle. Sie bieten aber auch Beratungen an. Können Sie kurz Ihren Arbeitsalltag beschreiben?
Grundsätzlich ist unsere Arbeit in verschiedene Teile aufgeteilt: Gremienarbeit, theoretische Arbeit, konzeptionelle Planung von Veranstaltungen wie auch deren Durchführung und Beratungs- und Supervisionsstunden wechseln miteinander ab. In meinen Beratungsstunden muss ich mein Gegenüber dabei begleiten, seinen oder ihren Weg zu finden. An anderen Tagen halte ich Fortbildungen und dann gibt es wieder Tage, an denen ich Mitglied eines Gremiums bin oder selbst eines leite. 

Was sind die wichtigen Themen in der Beratungsarbeit? 
Es gibt ein grundlegendes Thema, das über Jahrzehnte immer gleich geblieben ist und gleichbleiben wird: Wie kann ich in liebevoller Beziehung mit mir, meinen Lieben, meiner Umwelt und in einem größeren Sinnzusammenhang leben? In den letzten Jahrzehnten ist dabei auffallend, dass der Glaube als Ressource immer mehr verlorengeht. Dabei ist erwiesen, dass gerade der „Glaube“ und die „Familie“ die beste Ressource gegen Suizidgedanken sind.

Wo sehen Sie die Herausforderungen der Beratungsstellen in den kommenden Jahren?
Das Thema „Familie“ wird uns erhalten bleiben. Es ist mit Sicherheit die größte Herausforderung für die Zukunft: Patchworkfamilien, Familien, die wegen ihres Arbeitsplatzes wegziehen müssen und in denen die Großeltern als Unterstützung wegfallen, alleinerziehende Mütter, die mit der gleichzeitigen materiellen Sicherung und der Erziehung der Kinder überfordert sind, eine immer älter werdende Gesellschaft, in der auch die Alten nicht mehr an die Großfamilie angebunden sind, und es nicht wenige gibt, die vereinsamen oder im Alter keinen Sinn mehr im Leben finden. 

Die Landesstelle der Psychologischen Beratungsstellen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Der Festakt zum Jubiläum findet am Freitag, 14. September, ab 14:30 Uhr im Hospitalhof Stuttgart statt. Die Veranstaltung steht unter dem Motto: „…und die Würde bleibt. Beziehungen gestalten in Zeiten von Verunsicherung“. Damit wird die Frage des Hirnforschers Gerald Hüther aufgegriffen: „Wir alle wollen in Würde sterben, aber sollten wir nicht erst einmal in Würde leben?“

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