Im Rahmen des 500-jährigen Reformationsjubläums findet von 14. bis 16. Juli in Stuttgart das Landeskirchenmusikfest statt. Dabei heißt es am 16. Juli in der Porsche-Arena: „Luther klingt klasse!“ Das Rezept für dieses Event: 200 Schulklassen, 50 Kinderchöre, einige Jungbläser, 12 Luthersongs und eine gute Story. Das Stück, das die insgesamt 7.000 Kinder aufführen, heißt „Der mysteriöse Tintenfleck“ und spielt auf der Wartburg, wo zu seiner Zeit Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzt hat. Ebenfalls mit dabei ist die Stuttgarter A-Capella-Formation “Füenf“. Patrick Bopp alias „Memphis“ von „Füenf“ verrät im Gespräch mit Juliane Eva Eberwein, warum die Band bei dieser Aktion gerne mitmacht.
„Füenf“ ist ja keine „christliche Band“: Warum machen Sie ausgerechnet bei einem Lutherstück mit?
Uns geht es um das gemeinsame Singen. Singen verbindet und bringt die Menschen zusammen. Das wird sicher eine tolle Sache, wenn so viele Kinder miteinander singen. Ich finde es total schön, wenn Kinder schon so früh ans Singen herangeführt werden. Wir sind zwar keine christliche Band, aber dieses gemeinsame Singen und das gemeinsame Erleben ist uns wichtig. Beim gemeinsamen Singen kann man spüren, dass man nicht alleine ist, sondern im gleichen Boot sitzt. Singen ist eine Art von Kommunikation, die miteinander verbindet. Das hat uns angespornt, da mitzumachen.
Welche Rolle haben die „Füenf“ in diesem Stück?
Wir sind die Putzkolonne und tauchen in dem Stück dreimal auf. Wir singen zusammen mit den Kindern die Lieder „Ufo“ von Wolle Kriwanek und von uns „Kabuff“ und „Es geht auch ohne Musik“. Die Story dahinter ist, dass der Putzkolonne das Singen verboten werden soll. Und wir arbeiten gewohnt ironisch das Fazit heraus, dass wir am Ende die Musik doch brauchen.
Wie ist es, gemeinsam mit Kindern zu singen?
Wir proben erst einen Tag vorher zum ersten Mal zusammen mit den Kindern. Das wird sicher eine Herausforderung, aber ich freue mich sehr darauf. Wir haben auch schon selbst ein Kinder-Musical geschrieben und aufgeführt. Dabei haben wir gemerkt: Es entsteht eine Wahnsinnsenergie, wenn man mit den Kindern gemeinsam Musik macht. Das ist ein riesiger Spaß, und da macht es keinen Unterschied, ob das 500 oder 5.000 sind.
Das Motto des Landeskirchenmusikfestes lautet „…da klingt Freiheit“. Wie klingt für Sie Freiheit?
Man zeigt sehr viel von sich, wenn man singt. Es braucht Mut zu singen und sich anderen zu zeigen und zu öffnen. Wenn man das über das Singen schaffen kann, ist das toll. Man muss keine Angst haben, einen Fehler zu machen. Falsch singen ist nicht schlimm, es geht um das Miteinander. Das ist ein Stück Freiheit.
Das ist nicht Ihr erstes Engagement im kirchlichen Bereich. Sie sind beispielsweise auch als Chorleiter in der Vesperkirche in Stuttgart aktiv. Wie kam es dazu?
Am Anfang wollte ich einfach etwas Gutes tun und habe dann gemerkt: Oh, ich kriege da auch ganz schön viel Gutes zurück! Ich merke, dass das Singen allen, die in dem Chor sind, gut tut. Und mir tut es genauso gut, wenn ich mit den Menschen zusammen bin. Was da an Geschichten und Emotion und Wahrheit rauskommt, beeindruckt mich sehr. Deswegen mache ich diese Arbeit gern.
Die Reformation ist jetzt 500 Jahre her. Was würden Sie heute in der Kirche reformieren wollen?
Wenn ich etwas ändern könnte, würde ich mich sehr dafür einsetzen, dass die Kirche sich mehr öffnet – auch für andere Religionen, nicht nur für die Ökumene. Da gibt es leider sehr viel Abgrenzung, und ich habe auch das Gefühl, dass es da viele Ängste gibt. Ich würde mir wünschen, dass sich die Kirche auf das Motto „Da ist Freiheit“ wirklich besinnt.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bopp, und viel Erfolg für den Auftritt am Sonntag!
Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der Tatsache, dass sehr viele Eltern ihre Kinder singen hören wollen, können für Außenstehende leider keine Tickets im öffentlichen Verkauf angeboten werden.