Fastenzeit bedeutet auf Dinge zu verzichten, an denen man hängt. Sieben Wochen lang ohne Schokolade, Instagram oder Zigaretten auszukommen, ist eine Herausforderung. Viele Menschen auf der Welt müssen aber auf weit mehr verzichten als nur auf die kleinen Freuden des Alltags. Sie haben ihr Zuhause, ihre Lebensgrundlage oder ihre Familie verloren. Wir stellen Ihnen in der Fastenzeit jede Woche ein Projekt einer Spendenorganisation vor, mit der die Württembergische Landeskirche verbunden ist. Heute geht es um ein Programm der Diakonie Katastrophenhilfe für die Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch.
Zeltplanen soweit das Auge reicht. Der Boden ist schlammig und über dem Lager hängt ein Geruch von Moder, Schweiß und Exkrementen. „Die Not und das Leid der Menschen sind unvorstellbar“, berichtet Thomas Molitor, Projektverantwortlicher der Diakonie Katastrophenhilfe für Myanmar und Bangladesch. Über 650.000 Menschen sind seit August im vergangenen Jahr über die Grenze von Myanmar in das Nachbarland Bangladesch geflohen. Immer noch treffen jeden Tag neue Geflüchtete ein.
Am 25. August vergangenen Jahres überfiel das malaysische Militär die Siedlung der muslimischen Rohingya als Antwort auf einen Aufstand der ARSA, einer Gruppe von Widerstandskämpfern der Rohingya. Diese hatten aus Protest gegen die systematische Diskriminierung, die die Rohingya seit Jahren erdulden, ein Polizeirevier angegriffen. Das Militär schlug mit aller Härte zurück, verbrannte Häuser, in denen sich noch Familien befanden, und entführte um Hilfe schreiende Mädchen. „Kinder, die wegrannten, wurden auf der Flucht einfach erschossen oder ihnen wurde die Kehle durchgeschnitten. Niemand war vor der Armee sicher“, berichtet Hafazar, 59, die mit ihren sechs Kindern in das Camp nach Bangladesch geflüchtet ist.
Hafazar und ihre Familie haben einen langen Marsch in schwüler Hitze und ständiger Angst vor burmesischen Verfolgern hinter sich. Nach Tagen, in denen sie unter Erschöpfung und Hunger litten, erreichten sie endlich das Lager in Bangladesch. Ob sie dort überleben werden, ist jedoch fraglich. Die bengalische Regierung und Freiwillige helfen, wo sie können. Aber das Land ist arm und die Ressourcen sind knapp. Medikamente sind Mangelware, fast jede Frau im Camp benötigt medizinische Hilfe. Sie sind schwanger oder haben schwere Verletzungen, weil sie von der burmesischen Armee vergewaltigt wurden. Auf 100 Menschen kommt eine Toilette. Frauen mit ihren Kleinkindern auf dem Arm, stehen tagelang Schlange für einen Sack Reis. Selbst wer Lebensmittel ergattern konnte, muss seine spärliche Beute mit Nachbarn teilen, die das Glück haben, einen Gaskocher zu besitzen. Wer einen Gaskocher hat, muss wieder stundelang Schlange für Brennstoff stehen.
Obwohl sich Krankheiten im Camp ausbreiten und Bewohner an Mangelernährung oder Infektionen sterben, kann Hafazar nicht zurück: „Warum sollte ich das tun? In Myanmar gibt es keine Sicherheit und kein Zuhause für uns! Zurückgehen wäre dumm.“ Die Diakonie Katastrophenhilfe leistet in Zusammenarbeit mit der Christian Comission for Development in Bangladesh (CCDB) Hilfe. So werden zurzeit in einem Camp in Ukhia Upazilla 80 Latrinen gebaut. Jede Latrine besteht aus fünf Toiletten und einem Abwassertank, der regelmäßig entleert werden kann. Die 1.600 Familien die in diesem Camp leben, müssen sich so nicht mehr nach abgelegenen Plätzen innerhalb des Camps umsehen, um sich zu erleichtern. 700 Familien innerhalb der Camps wurden bereits mit dem Nötigsten ausgestattet. Sie erhielten Decken, Solarlampen, Babykleidung und Brennstoff.
Damit aber tatsächlich alle Camp-Bewohner die Hilfe bekommen, die sie benötigen, liegt noch viel Arbeit vor den Helfern der Diakonie und des CCDB. Sie bringen frische Kleidung, Reis und Wasser ins Camp. Alltagsgegenstände die in Bangladesch den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten können. Ihre Spende rettet Leben.
So hilft Ihre Spende
24 Euro reichen aus, um sechs Familien mit Brennstoff zum Kochen auszustatten.
Mit 50 Euro kann eine Familie mit Decken und Babykleidung versorgt werden.
90 Euro versorgen fünf Familien mit Solarlampen.
Der Bau einer Latrine mit fünf Toiletten und zugehörigem Abwassertank kostet 1.000 Euro.