Das Haus der Kinderkirche in Beilstein im Landkreis Heilbronn wird 60 Jahre alt. Die Einrichtung des Württembergischen Evangelischen Landesverbandes für Kindergottesdienst e.V gilt als Anlaufstelle für ehrenamtliche Kindergottesdiensthelferinnen und -helfer. Dort finden jährliche Treffen und regelmäßig Workshops oder Fortbildungen statt. Außerdem werden dort die Mitarbeiter in so genannten Basiskursen ausgebildet.
In 90 Prozent der evangelischen Kirchengemeinden in Württemberg ist das Angebot der Kinderkirche ein fester Bestandteil der Gemeindearbeit. Rund 21.000 Kinder besuchen regelmäßig einen Kindergottesdienst. Während die Zahl der Kinderkirchen-Kinder in den vergangenen zehn Jahren um ein Viertel gesunken ist, bleibt die Anzahl ehrenamtlicher Helfer mit 8.800 Freiwilligen auf einem konstant hohen Niveau.
„Die Kinderkirche macht für mich den Sonntag erst zum Sonntag“, sagt Elisabeth Andersen, die seit mittlerweile 31 Jahren den Kindergottesdienst in der evangelischen Kirchengemeinde in Möglingen-Süd im Kreis Ludwigsburg leitet. 13 Ehrenamtliche unterstützen sie Woche für Woche dabei. „Heute hat sich ein fester Stamm von 16 Kindern entwickelt, die regelmäßig kommen“, bilanziert Andersen, „vor zwei Jahren hatten wir noch etwa 25 Kinder pro Woche.“ Als Grund für der Rückgang der Kinder sieht sie den demographischen Wandel und die vielfältigen alternativen Angebote, die es mittlerweile gebe: „Sportgruppen treffen sich sonntags, Familien unternehmen Ausflüge, Eltern gehen häufig selbst nicht mehr in die Kirche.“ Diese „Kinderarmut“ in den Kindergottesdiensten ist ein Dauerthema unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern, bestätigt der Landespfarrer für Kindergottesdienst, Frank Widmann.
„Kinder haben ein Recht auf einen Gottesdienst, genau wie Erwachsene“, so Widmann weiter. „Aber sie brauchen mehr Lebendigkeit, etwas mit Herz, Hand und Fuß. Sie müssen Kirche mit allen Sinnen erleben.“ Frank Widmann hat selbst von klein auf einen Kindergottesdienst besucht, als Jugendlicher dann auch selbst geleitet. „Für einen guten Kindergottesdienst gibt es kein allgemeingültiges Rezept“, sagt er. In Württemberg gibt es neben dem klassisch wöchentlichen Sonntagsangebot auch Kindergottesdienste, die nur einmal im Monat stattfinden, „Teenie-Gottesdienste“ oder ein paar experimentelle Versuche wie das „Abenteuerland“ in Winterbach. Dort hat der Gottesdienst eine Art „Camp-Charakter“ ab.
Von dem Argument, die Kirche müsse sich um Kinder kümmern, weil sie die zukünftigen Kirchgänger seien, hält Widmann nichts. Er sagt: „Kinder sind nicht unsere Zukunft, sie sind die Gegenwart der Kirche. Kinder sind nicht da um sie zu verzwecken. Sie sind jetzt da, und sie sind jetzt wichtig für uns.“
Eva Rudolf