Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July fordert von den christlichen Kirchen mehr Mut, sich an öffentlichen Debatten zu beteiligen. Religion sei zwar zutiefst persönlich, aber nicht privat, sagte July am Montagabend in Bonn. Es müsse daher Anspruch der Kirchen bleiben, die öffentlichen Debatten in Deutschland mitzugestalten, betonte er in seiner Festrede auf dem Jahresempfang der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland.
Beispielhaft nannte July die Themen Sterbehilfe, den Umgang mit Behinderten, Flüchtlingshilfe und den Schutz des Sonntags, der derzeit wieder besonders unter kommerziellen Interessen zu leiden habe.
Man habe den Eindruck, Kirche müsse sich inzwischen entschuldigen, wenn sie in die öffentliche Diskussion eintrete. Das dürfe nicht sein, betonte Bischof July und warb für mehr Mut aller Christen, ihren Glauben in der Gesellschaft zu leben. Das Verhältnis von Staat und Kirche sei in Deutschland "gut ausbalanciert" und müsse bewahrt werden. "Unserem Gemeinwesen tut es gut, wenn Christen gerade mit ihrem Dienst für den Nächsten profiliert auftreten", sagte July.
Für den griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos gibt es in Europa "kein Land, in dem es den Kirchen bessergeht als in Deutschland". Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen in Zentraleuropa nannte das 500. Jahr der Reformation "ein spannendes Jahr" auch für die Kirchen, die nicht der Reformation angehörten. "Das Jubiläumsjahr wird auch an uns zwei Millionen orthodoxen Christen in Deutschland nicht spurlos vorbeigehen," sagte Augoustinos.
Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)