Zu einem sechsttägigen Besuch ist der Bischof der Württembergischen Evangelischen Landeskirche, Dr. h. c. Frank Otfried July, in die Südosttürkei gereist. Dort besucht er seit Samstag, 10. Februar, syrisch-orthodoxe Christen.
„Ich bin tief beeindruckt von der Frömmigkeit und dem Durchhaltevermögen unserer christlichen Schwestern und Brüder“, sagte Bischof July nach dem Besuch des Klosters Mor Gabriel in der Nähe der türkischen Stadt Midyat. Dort leben noch rund 1500 syrisch-orthodoxe Christen. Zuvor hatte July und eine kleine Delegation mit den syrisch orthodoxen Bischöfen und Priestern der Familie Josef und Habib Önder, die in Deutschland leben, das Kloster Mor Augin besucht. Das Kloster wurde im Jahr 323 von einem ägyptischen Mönch gegründet und wird heute wieder von zwei Mönchen und einem Abt bewohnt.
„Wir wollen ganz bewusst unsere Schwestern und Brüder hier als ein Zeichen der Solidarität besuchen“, sagte July. „Das christliche Leben hier erinnert mich sehr an die frühe Kirche. Wir sind dankbar, dass christliche Präsenz in der Region möglich ist und dass viele Christen hier ihre Heimat sehen.
Schon am Samstag hatte Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July den ökumenischen Patriarchen Bartholomäus in Istanbul besucht. Bartholomäus äußerste sich sehr zufrieden über die Veranstaltung an der Theologischen Fakultät in Tübingen, wo er im Herbst letzten Jahres die theologische Ehrendoktorwürde der Fakultät übereicht bekommen hatte.
Er könne sich vorstellen, dass dieser theologische Diskurs zwischen der Tübinger Fakultät und dem Sitz des Ökumenischen Patriarchen in Zukunft weitergehen könne, so Patiarch Bartholomäus.
„Wir wollen weiterarbeiten an der Brücke zwischen den altorientalischen Christen und unserer Landeskirche“, so Bischof July zum Abschluss seines Besuches in Mor Gabriel. „Und wir sind Teil eines globalen Netzwerkes von Christen, die in Solidarität zusammenstehen.“
Am zweiten Tag seiner Reise in den Tur Abdin im Südosten der Türkei besuchte Landesbischof Frank Otfried July mit einer kleinen Delegation christliche Dörfer in der Region. So etwa das Dorf Arkah mit etwa sechzig Familien. Mit einer Katechetenschule findet dort eine lebendige Kinder- und Jugendarbeit der syrisch-orthodoxen Gemeinde statt. Die St. Aphrem Kirche der Gemeinde konnte unter anderem mit Hilfe von Kirchensteuermitteln aus Württemberg wiederaufgebaut werden.
Auch dass Dorf Kafro konnte besucht werden. Dort wartet man derzeit auf die Genehmigung zur Renovierung einer 1600 Jahre alten Kirche. Im Dorf leben vor allem christliche Familien, die aus der Schweiz, aus Deutschland und aus Schweden in den Tur Abdin zurückgekehrt sind, dort Häuser gebaut haben und überwiegend der Landwirtschaft nachgehen.
Beim Besuch des Klosters St. Malke aus dem vierten Jahrhundert in der Nähe von Midyat, in dem noch zwei Mönche und ein Abt leben, wurde deutlich, wie schwierig die letzten Jahrzehnte für das Kloster waren und wie gefährdet das Kloster in der Vergangenheit oft war. Teils durch Angriffe teils durch Rechtstreitigkeiten. Heute schöpfen die Mönche neuen Hoffnung, denn ein Teil ihres landwirtschaftlichen Besitzes ist ihnen vom türkischen Staat zurückgegeben worden, sodass sie wieder die Böden bearbeiten können und dort vor allem Feigen, Aprikosen, Pistazien und Gemüse anbauen.
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Am dritten und letzten Tags seiner Reise in die Südosttürkei wurde July zusammen mit seiner Delegation auch vom Subgouverneur der Provinz Midyat , Hussein Tekin, empfangen. Tekin äußerste Interesse an einem guten Miteinander der Religionen in der Region und wies darauf hin, dass auch in Zukunft Christen in der Region präsent sein sollen.
Der württembergische Landesbischof zeigte sich beeindruckt von dem hohen Engagement und dem Interesse das Kinder und Jugendliche seinem Besuch entgegenbrachten. In einem von ihm besuchten Dorf hatten sogar die Schülerinnen und Schüler der staatlichen Grundschule frei bekommen, um die deutsche Delegation zu begrüßen.
Er hoffe, so July, dass sein Besuch dazu beigetragen habe, die Perspektive der Christen dort zu stärken. Es sei gut, dass die Württembergische Landeskirche sich seit mehr als zwanzig Jahren für die Christen in der Region engagiere. Das werde sie auch weiterhin tun. In den ersten Jahren kam die Unterstützung bevorzugt dem Wiederaufbau von Kirchen zugute, heute sind es vorrangig Bildungsprojekte, die im Vordergrund stehen.
Trotz Internet sei es wichtig, dass die persönliche Begegnung möglich sei, betonte der Landesbischof. Christen müssten einander begegnen können, auch weltweit. Viele Menschen weinten anlässlich des Besuchs von Bischof July, weil sie seit langer Zeit wieder einmal von ihrem Erzbischof und einem Bischof aus dem Ausland besucht wurden. In den vergangenen Monaten waren solche Besuche aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen.
July besuchte zum Abschluss die christlichen Dörfer Bekusyone und Hah und besichtigte Kirchen, die im vierten Jahrhundert gebaut wurden. Auch der Metropolit und Erzbischof Samuel Aktash äußerte sich zufrieden mit dem Besuch aus Württemberg und sprach von einer „großen Stärkung der Christen in der Region und einer Neubelebung der gegenseitigen vertrauensvollen Beziehung zwischen Württemberg und dem Tur Abdin“.