Gegen das Verständnis, dass letztlich alle Religionen gleich seien, wendet sich der für Theologie zuständige Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ulrich Heckel. Es sei eine „liberale Form der Intoleranz“, wenn von christlichen Theologen Andersgläubige als „anonyme Christen“ betrachtet würden, schreibt Heckel in seinem neuen Buch „Wozu Kirche gut ist“. Es gebe beispielsweise deutliche Unterschiede zwischen Christentum und Islam, die man nicht inklusivistisch überspringen dürfe.
Heckel setzt sich auch mit dem Absolutheitsanspruch des christlichen Glaubens auseinander. Er distanziere sich davon, sofern die Absolutheit als Überlegenheit gegenüber anderen Religionen verstanden werde. Gleichzeitig müsse am „Exklusivitätsanspruch“ des Christentums festgehalten werden, da sich nach christlicher Überzeugung Gott selbst in Jesus Christus offenbart habe. Ein Religionspluralismus erscheine zwar auf den ersten Blick am tolerantesten, nehme aber die Wahrheitsfrage nicht ernst genug. Der theologisch angemessene Umgang mit Andersgläubigen seien Respekt und Toleranz.
Im Vorwort zu dem Sammelband, in dem Heckel verschiedene Vorträge zu theologischen Themen vereint, wirbt der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, für eine „konstruktiv-kritische Verbindung“ von Kirchenleitung und theologischer Wissenschaft. Aktuelle Herausforderungen wie die Toleranz angesichts religiöser Vielfalt, die Ökonomisierung des Denkens oder die Würde des Menschen im medizinischen Fortschritt könnten ohne profunde theologische Klärung nicht angegangen werden. Kirchliche Orientierungsangebote dürften „nicht kurzatmig dem jeweils Aktuellen hinterherhecheln, sondern müssen in durchdachter Weise die christliche Botschaft auf zentrale Themen unserer Zeit beziehen“, schreibt Huber.
Quelle: Evangelischer Pressdienst (epd)
Ulrich Heckel: Wozu Kirche gut ist. Beiträge aus neutestamentlicher und kirchenleitender Sicht. Vandenhoeck & Ruprecht, 2017