11.07.2017

Ein schwer verdauliches Dokument

Württembergische Diakonie arbeitet frühere Heimerziehung auf

Mit einem Buch hat die württembergische Diakonie als erster Landesverband ihre Heimerziehung bis in die 1970er Jahre aufarbeiten lassen. "Es ist ein schwer verdauliches Dokument vom Versagen kirchlicher Institutionen gegenüber den uns anvertrauten Kindern", sagte der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Dieter Kaufmann, bei der Vorstellung des Buches am Mittwoch in Stuttgart.

"Meine Seele hat nie jemanden interessiert" (Cover)

Für das Buch "Meine Seele hat niemanden interessiert" hat die Historikerin des Landeskirchlichen Archivs, Inga Bing-von Häfen, zahlreiche Aktenbelege zusammengetragen und zum ersten Mal veröffentlicht. Sie zeigt, wie die Erziehung in den Heimen damals aussah und welche Rolle der Landesverband damals gespielt hat.

Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Heime vor allem damit beschäftigt, den Alltag zu bewältigen und die vielen Waisenkinder aufzunehmen. Das Personal war überfordert, eine pädagogische Neubesinnung blieb aus. Kinder wurden für anfallende Arbeiten herangezogen - oft schon vor dem Frühstück. Landwirtschaftliche Arbeit galt auch nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz 1960 als "pädagogische Arbeitstherapie". Körperliche Strafen waren ein Erziehungsmittel, viele erschreckende Strafaktionen sind in den Akten belegt. Beschwerden, in der Frage der körperlichen Bestrafung von Kindern sei der Landesverband grundsätzlich nachgegangen, konnte aber konkrete Veränderungen und Konsequenzen nur vorschlagen, weil er kein Weisungsrecht gegenüber Heimen hatte, heißt es in dem Buch.

Als "Kehrtwende" sieht Oberkirchenrat Kaufmann die Wildbader Memoranden, die 1970 und 71 verabschiedet wurden und das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen von Landesverband und einer neuen Generation von Heimleitern für eine neue Heimerziehung sind. Jeder Mitarbeiter solle "selbstkritisch prüfen, ob er sich vom Wohle des Kindes leiten lässt, oder vom dumpfen Willen zur Macht getrieben wird", steht dort unter anderem.

Laut dem Tübinger Professor für Praktische Theologie, Friedrich Schweitzer, ist es von der württembergischen Diakonie sehr mutig, sich mit dieser dunklen Seite zu beschäftigen. Das Thema sei kein speziell kirchliches, betonte er, auch staatliche Heime und Heime in freier Trägerschaft hätten dieses "sehr schwierige geschichtliche Erbe". Zu dieser Zeit hätte die ganze westliche Welt "Kinder hemmungslos misshandelt." Wichtig sei, dass Strukturen geschaffen werden, die dafür sorgen, dass dies in Zukunft nicht mehr passiert.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)

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