09.12.2018

O Heiland, reiß die Himmel auf

Andacht von Prälatin Gabriele Wulz zum zweiten Advent

Was ist Ihr liebstes Adventslied? Und warum? Diese Fragen haben wir den vier Prälaten der württembergischen Landeskirche gestellt. Für Gabriele Wulz aus Ulm spendet das Lied „O Heiland, reiß die Himmel auf“ Hoffnung und Trost nicht nur in der Adventszeit.

Das zweite Lichtlein brennt.

Gott soll kommen! „Ach, dass du doch den Himmel zerrissest und führest herab…“ – so beginnt das 64. Kapitel des Jesaja-Buches. Das alte Adventslied nimmt die Bitte, die Klage des Propheten auf: „O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.“

Was für ein drängender, was für ein fordernder Ton. Allein in der ersten Strophe dreimal „reißen“ und einmal „laufen“. Keine Frage: Der Heiland soll sich wirklich beeilen! Er soll jetzt sofort kommen. Er soll überwinden, was ihn zurückhält. Fortreißen soll er Schloss und Riegel an der Tür, die ihn am Kommen hindern.

Gabriele Wulz, Prälatin Ulm und Präsidentin des GAW der EKD sowie Vorsitzende des GAW Württemberg.

„O Heiland, reiß die Himmel auf.“ – Dieses Adventslied aus dem 17. Jahrhundert ist von Weh und Ach, von tiefem Seufzen und inniger Bitte geprägt. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass der Dichter, Friedrich Spee von Langfeld, große Not gesehen hat. 1622, im Entstehungsjahr des Lieds, geht der dreißigjährige Krieg in sein viertes Jahr. Die Menschen in dieser Zeit empfanden die Erde als einen Ort der Bedrängnis, ein Jammertal.

Verbindung von Himmel und Erde

Sie wussten, dass die Menschen die Verbindung von Himmel und Erde brauchen. Deshalb bitten sie in dem Lied: „O Gott, ein‘ Tau vom Himmel gieß. Im Tau herab, o Heiland, fließ.“ In der Bewegung von oben nach unten liegt das Heil: Es soll tauen und regnen, denn erst dann kann es auf der Erde wieder Leben geben: „O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles wird.“

Das neue Leben schlummert schon in der Erde. Wie der Same, der aufgeht, wie die Blumenzwiebel, die treibt, wenn ihre Zeit gekommen ist, so ist das Gute nicht fern. Der Trost ist schon da. Wenn aber der Himmel verschlossen ist, wenn es nicht regnet, wenn kein Tau vom Himmel kommt, dann kommt auch nicht zum Vorschein, was in der Erde steckt. Dann bleibt es finster. Dann bleibt die Welt ohne Trost. Dann ist die Not grenzenlos.

Kein billiger Trost, keine Trostlosigkeit

Über den Dichter dieses Liedes, Friedrich von Spee, hat Heinrich Böll einmal gesagt: „Nie bot Spee billigen Trost, nie auch versank er in Trostlosigkeit, untröstlich aber war er allezeit.“ Diese Haltung passt zum Advent: Sich nicht trösten lassen und trotzdem auf Trost warten, nicht aufgeben, sondern dranbleiben. Und genau deshalb ist das Lied mein liebstes Lied im Advent: Deutlich in seinen Wünschen, anspruchsvoll in seinen Forderungen an Gott.

Und zugleich voller Hoffnung darauf, dass Himmel und Erde wieder in Berührung kommen, dass aufgeht, was an Gutem und Gerechtem in uns verborgen ist, und dass das Licht am Ende stärker ist als die Finsternis.

Prälatin Gabriele Wulz

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