Weihnachten in Deutschland verbinden viele mit Kerzen, Glühwein oder sogar einem Spaziergang im Schnee. Wie aber feiert man Weihnachten in Namibia oder Indonesien? Marie Neumann hat mit Pfarrern und Pfarrerinnen aus Württemberg gesprochen, die für die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) weltweit im Einsatz sind. Jede Woche beantworten drei von ihnen eine Frage zur Weihnachtszeit in ihrer neuen Heimat. Dieses Mal:
Martin Till war lange Pfarrer in Münsingen. Seit 2001 lebt er mit seiner Frau Ingeborg und seinen Kindern in Beugen in den Niederlanden. Dort arbeitet er als Dekan am Cornerstione Bible College for Missionary Training (einer Bibelschule zur Ausbildung von Missionaren).
Till: Der wohl größte Unterschied zeigt sich in der Bedeutung der Figur des Nikolaus. Hier in den Niederlanden dauert „Sinterklaas“ vier Wochen und beginnt schon im November. In diesen vier Wochen stellen unsere Kinder ihre Schuhe raus und meine Frau und ich stecken ihnen Kleinigkeiten hinein, die niederländische Version des Adventskalenders. Sinterklaas mit seinem Pferd und seinen Helfern kommt laut Erzählung mit dem Dampfschiff aus Spanien. Am Abend des 5.Dezember besuchen meine Familie und ich den Sinterklaas Umzug in unserem Dorf mit anschließender Vesper im Gemeindehaus. Man kann sich das so ähnlich vorstellen wie die deutschen Sankt Martins Umzüge. In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember bekommen die Kinder von Sinterklaas ihr „Hauptgeschenk“. Weihnachten spielt hier eine weit geringere Rolle als in Deutschland.
Jutta Seifert war noch bis August diesen Jahres Pfarrerin in Stuttgart-Heumaden. In Indonesien ist sie jetzt Pfarrerin für deutschsprachige Protestanten in Jakarta und auf Bali. Ihre erwachsenen Kinder leben in Deutschland.
Seifert: Dieses Jahr werde ich mein erstes Weihnachten im Ausland feiern. Der wohl größte Unterschied sind die Temperaturen. Bei über 30 Grad kommt nicht wirklich Weihnachtsstimmung auf, auch wenn manche Geschäfte festlich geschmückt sind. Am 2. Dezember hat die deutsche Stiftung „Die Brücke“ einen Christkindl Markt veranstaltet. Dieser wurde in einer klimatisierten Hotelhalle aufgebaut. Dank Stollen, Plätzchen und Glühwein, fühlt man sich fast wie zuhause. Die Beschaffung des Glühweins ist allerdings nicht ganz einfach: Alkohol ist im muslimisch geprägten Jakarta generell schwer zu bekommen. Glühwein gibt es nur in Fachgeschäften und selbst der einfachste Fusel kostet umgerechnet 20 Euro. Für den Christkindl Markt haben deswegen alle evangelischen und katholischen Gemeinden in Jakarta ihren Wein gespendet, damit der Glühwein ja nicht ausgeht.
Christof Meyer lebt mit Frau und Tochter in Andalusien. Dort arbeitet er als Urlaubspfarrer und kümmert sich um deutsche Touristen und Wahlspanier an der Costa del Sol. Der ehemalige Stuttgarter Pfarrer und seine Familie leben seit 2012 an der spanischen Sonnenküste.
Meyer: Bei uns In Südspanien gibt es eher Palmen als Tannenbäume. Auf die Weihnachtsbeleuchtung legen die Spanier allergrößten Wert. So wird zum Beispiel die Calle Larios, die „Königsstraße“ von Málaga, jedes Jahr mit 700.000 Glühbirnen illuminiert, was tausende Touristen anzieht. Ich freue mich jedes Jahr ganz besonders auf die Andalusischen Weihnachtskrippen. In jeder Stadt und in jedem spanischen Dorf kann man sie besichtigen: Traditionelle Modelle sind aus Palmwedeln und handgeknüpften Puppen gefertigt. Andere sind großflächig angelegt, der Besucher bewegt sich durch verschiedene Szenen, die Momente aus der Weihnachtsgeschichte aufgreifen. In manchen Krippen sitzen sogar Schauspieler.