Die Ungeduld gilt als ein Symbol der Moderne: Zeit ist kostbar, Zeit ist Geld. Mit der vorösterlichen Fastenaktion „Augenblick mal! Sieben Wochen ohne Sofort“ ruft die evangelische Kirche seit Aschermittwoch zur Entschleunigung auf und regt zum Nachdenken an. Die Stuttgarter Landtagsabgeordnete und Synodale Brigitte Lösch macht sich Gedanken über das Thema der zweiten Fastenwoche „Nicht sofort entscheiden“ (Mt. 1,18-24). Stephan Braun hat mit ihr gesprochen.
Das Wochenthema heißt: „Nicht sofort entscheiden“. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?
Durch die neuen Medien wie Facebook und Twitter und wegen der Kurzlebigkeit von Nachrichten muss alles immer ganz schnell gehen und sofort erledigt werden. Es gibt kaum ein Thema, zu dem ich als Politikerin nicht in kürzester Zeit Stellung nehmen soll. Das heißt: Die Phasen von Nachdenken werden kürzer – und das führt manchmal zu eher impulsiven, unüberlegten Aussagen oder auch falschen Entscheidungen. Deshalb sind gerade für mich diese „Sieben Wochen ohne “ eine sehr gute „Übung“ und Hilfe, erst mal innezuhalten und nachzudenken und eventuell auch mal keine Antwort sofort zu geben – oder eben später.
Haben Sie damit schon Erfahrungen gemacht?
Ja, auf jeden Fall. Ich bin in Facebook sehr aktiv und poste und kommentiere auch noch spätabends – und manchmal vielleicht auch zu spontan und unüberlegt. Zwar kann ich die Meldung im Nachhinein wieder löschen, aber im Netz ist sie eben immer noch vorhanden. Im Nachhinein wird dann manchmal klar, dass ich mich zu einer schnellen, unüberlegten und impulsiven Nachricht habe hinreißen lassen, die ich so am nächsten Morgen nicht eingestellt hätte. Deshalb ist es besser, bei schwierigen E-Mails oder Posts immer eine Nacht drüber zu schlafen.
Fasten Sie?
Fasten im eigentlichen Sinne habe ich noch nie gemacht. Aber ich verzichte jedes Jahr auf ein Genussmittel, z. B. auf Süßigkeiten. Ich finde die Aktion „Sieben Wochen ohne Sofort“ grandios und werde mich daran beteiligen und mehr Päuschen machen, mir mehr Zeit zum Nachdenken gönnen, das Hamsterrad anhalten. Entschleunigung heißt das Zauberwort. Dadurch finde ich innere Ruhe und Zufriedenheit.