| Landeskirche

Von Poeten lernen

Zum Pfarrertag nach Aalen kommt mehr als jedes sechste Mitglied

Kraft tanken für den Alltag und von Poeten lernen. Das wollen mehr als 600 Pfarrerinnen und Pfarrer, die am Montag, 9. Oktober, den württembergischen Pfarrertag in Aalen besuchen. Stephan Braun hat mit Pfarrer Hartmut Zweigle gesprochen, dem Vorsitzenden des größten Pfarrvereins in Europa.

Pfarrer Hartmut Zweigle, Vorsitzender des Evangelischen Pfarrervereins in Württembergpriv./EMH

Herr Zweigle, am Montag, 9. Oktober, ist Pfarrertag. Freuen Sie sich drauf?
Ja, natürlich. Der Pfarrertag ist immer ein Höhepunkt für den Pfarrverein und seinen Vorsitzenden. Wenn so viele Kolleginnen und Kollegen zusammenkommen, stärkt das die Zusammengehörigkeit und gibt Kraft für den Alltag von Pfarrerinnen und Pfarrern, nicht zuletzt durch den gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst. Zudem ist der Pfarrertag geistig anregend durch die Gespräche und die Vorträge, die wir dort hören.

Nahezu alle evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer in Württemberg sind bei Ihnen organisiert. Zu Ihrem Pfarrertag erwarten Sie rund jedes sechste Mitglied. Wie erklären Sie sich die hohe Verbundenheit mit dem Pfarrverein? Andere Vereine, aber auch Parteien und Gewerkschaften, könnten ihr Glück nicht fassen, kämen sie auf eine ähnlich hohe Quote.
Wir sind der größte Pfarrverein in Europa und haben einen Organisationsgrad von 97 Prozent. Da ist in der Tat manche Gewerkschaft neidisch auf uns. Aber es war nicht immer so. In früheren Zeiten waren Pfarrertage auch schon schlechter besucht. Mir scheint, dass die hohe Zahl der Besucher Ausdruck des Wunsches nach Zusammengehörigkeit ist und nach gegenseitiger Ermutigung.

Warum ist das mehr nötig geworden?
Die Kirche hat nicht mehr die gesellschaftliche Bedeutung wie früher und der Arbeitsdruck, der auf den Pfarrerinnen und Pfarrern lastet hat subjektiv zugenommen. Es gibt viele Kolleginnen und Kollegen, die unglaublich rödeln und gleichzeitig den Eindruck haben, dass ihre Arbeit in manchen Bereichen nur bedingt von Erfolg gekrönt ist. 


Der Feuerbacher Pfarrer Hartmut Zweigle (55) führt seit 2012 den Vorsitz des Evangelischen Pfarrvereins in Württemberg mit seinen über 3.700 Mitgliedern.


Erwartungsgemäß stehen das 500-jährige Jubiläum der Reformation und Martin Luther am  Montag im Mittelpunkt der Tagung. Erwarten Sie da noch irgendetwas Neues?
Ja, das war ja die Kunst, einen Akzent zu finden, der im Jubiläumsjahr noch nicht vorkam. Ich meine, das ist uns gelungen. Wir haben mit Professor Karl-Josef Kuschel einen katholischen Professor gefunden, der über Luther und die Dichter nachdenkt.

Was können Theologen von Poeten lernen?
Ich glaube, dass Dichter und Poeten eine ganz eigene Art haben, über Gott nachzudenken und zu schreiben. Das stellt eine enorme Herausforderung für das theologische Denken und Sprechen dar. Ich halte es für sinnvoll, dass wir uns den Erfahrungen der Dichter aussetzen und deren Erfahrungen ins theologische Gespräch einbringen. Ich denke dabei an den wunderschönen Satz von Kurt Marti:  „Vielleicht hält Gott sich einige Dichter, damit das Reden von ihm jene heilige Unberechenbarkeit bewahre, die den Priestern und Theologen abhandengekommen ist.“

Müsste die Konfrontation mit Schriftstellern und ihren Werken auch Eingang in die Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern finden?
Ich fände das gut, weil man sich damit einem anderen Reden von Gott aussetzt und nicht in der babylonischen Gefangenschaft der binnentheologischen Sprache bleibt. Martin Luther hat ja auch deshalb solch eine Wirkung entfaltet, weil er ebenfalls  ein Dichter war und diese enorme Sprachgewalt hatte. 

ls ein weiterer Höhepunkt des Pfarrertags gilt die Buchvorstellung „Beständigkeit und Wandel“ durch Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July und den Sprecher des Priesterrates der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Dekan Paul Magino. Der Band wird vom Pfarrverein herausgegeben und reflektiert die Geschichte der württembergischen Pfarrerschaft und des Pfarrvereins mit seiner mehr 125-jährigen Geschichte.

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für den Pfarrverein?
Aktuell sind wir dabei, unserer solidarischen Krankheitshilfe eine neue Rechtsform zu geben. Das ist nötig geworden, weil die Politik von uns verlangt, dass wir einen individuellen Rechtsanspruch gewähren. Ich hoffe, dass wir hier in absehbarer Zeit eine Lösung finden.

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