Laute und leise Töne, tiefe und hohe Töne, Blech- und Streicherklänge, Singstimmen und Sprechgesang. Bei unserem Rückblick auf die Highlights des Reformationsjubiläums darf das Landeskirchenmusikfest natürlich nicht fehlen. Ein Wochenende lang haben rund 17.000 Kirchenmusiker aus ganz Württemberg die Landeshauptstadt Stuttgart zum Klingen gebracht.
„... da klingt Freiheit“: Am 14. Juli eröffnete Landesbischof Frank Otfried July unter diesem Motto in der Stuttgarter Stiftskirche das Landeskirchenmusikfest. Ein Wochenende lang zeigte sich das volle Repertoire der Kirchenmusik. Als „einzigartig in Form und Größe“ hatte Kirchenmusikdirektor Matthias Hanke das Fest angekündigt. Recht sollte er behalten. Über fünfzig Workshops standen auf dem Programm. Das Angebot reichte vom Cajon-Workshop über „Singen ohne Noten“ bis hin zu „Bachkantate für versierte Sänger/innen“. Dank dieser großen Vielfalt erklingte Stuttgart in den unterschiedlichsten Tönen.
Es quietschte und krähte, Jodeln und Tiergeräusche gefolgt von herzhaftem Körper-Ausklopfen. Das waren die Aufwärmübungen beim Workshop „Zum Singen bringen“, bei dem den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gezeigt wurde, mit einfachen Übungen die Stimme zu trainieren. In der Friedenskirche Stuttgart wurde bei „Das Instrument Stimme in der Chormusik“ zeitgleich erklärt, wie man sich durch Stimmbildung die Chorarbeit erleichtern kann. Dazu erklärte der Chorleiter der Hymnus Chorknaben, Rainer Johannes Homburg, die Theorie, ein vierstimmiges Ensemble zeigte die Umsetzung in der Praxis, dann übten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops selbst. Ein paar Meter weiter zeigte sich im nächsten Workshop die extreme Bandbreite der Kirchenmusik: „Bist du bekifft, kotzt du auf die Tischdecke“ bekamen die Teilnehmer hier mit auf den Weg gegeben. Kein Scherz, dahinter steckte die erste Lektion des Rap-Workshops. Denn spricht man den Satz ohne Vokale aus, lernt man eine Grundlage des Beatboxing – Rhythmus- und Effektgeräusche mit dem Mund erzeugen. Außerdem lässt sich auf diese Silbenlängen gut dichten.
Doch nicht nur die Teilnehmer des Landeskirchenmusikfests erleben klangvolle Momente, auch Passanten und Zuhörer bekamen etwas auf die Ohren. So ließ ein Brass-Flashmob die Cannstatter Innenstadt erschallen, noch lauter wurde es gegen 17 Uhr in der Stuttgarter Porsche-Arena. Hier trafen sich Sängerinnen und Sänger, Bläserinnen und Bläser zum gemeinsamen Musizieren, bevor sich ein Teil von ihnen zurücklehnen durfte, um an einem von zehn unterschiedlichen Konzerten teilzunehmen und den Abend damit ausklingen zu lassen.
Beim Landeskinderchortag führten 7.000 Kinder das seit Monaten eingeübten Projekt „Luther klingt klasse!“ vor. Abwechselnd wurde ein Teil des Theaterstücks „Der mysteriöse Tintenfleck“ auf der Bühne von der Kinder- und Jugendkantorei Stuttgart-Vaihingen aufgeführt, untermalt wurde die Geschichte immer wieder vom gemeinsamen Singen. Das Repertoire reichte von „Weißt du wie viel Sternlein stehen” über „Laudato Si“ bis hin zu „Thank you for the music“. Unterstützt wurden die Schauspieler und Sänger von der Stuttgarter A-cappella-Gruppe "Füenf". Kirchenmusikdirektor David Dehn, verantwortlich für die musikalische Gesamtleitung des Projekts, betonte dessen Einzigartigkeit: „Es ist die Mischung aus emotionaler Berührung durch die Lieder und dem dabei vermittelten Wissen über Luther und die Reformation, die dieses Mitmachkonzert zu etwas ganz besonderem gemacht hat.“
Abgeschlossen wurde das Landeskirchenmusikfest mit Mendelssohn-Bartholdys „Elias“, das von Vokalsolisten der Stuttgarter Philharmoniker und die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben in der Liederhalle Stuttgart aufgeführt wurde.
Anna Gieche