„Es ist eine besondere Aufgabe der Christen, sich für den Frieden einzusetzen“, sagt der Theologische Dezernent im Oberkirchenrat der württembergischen Landeskirche, Professor Dr. Ulrich Heckel. Auf seine Initiative hin hat sich ein Runder Tisch gebildet, der sich für eine Verringerung von Waffenexporten und die Umwandlung von Waffenproduktion in die Produktion ziviler Güter einsetzt. Die evangelischen Landeskirchen und die katholischen Diözesen in Baden-Württemberg sowie die Friedensforschung beraten am Runden Tisch mit. Stephan Braun hat mit Ulrich Heckel gesprochen.
Herr Heckel, Sie haben einen Runden Tisch Rüstungskonversion gegründet. Warum?
Die Bibel ist voller Verheißungen des göttlichen Friedens. Christus ist unser Friede. Jesus sagt: Selig sind die Friedfertigen. Und Paulus mahnt uns Frieden zu haben mit allen Menschen, so viel an uns liegt. Aber wir leben in einer Welt, die noch von Sünde und Gewalt, Krieg und Terror gezeichnet ist. Ich bin überzeugt, dass wir hier als Christen eine besondere Aufgabe haben. Als die ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt 2010 zu Ende ging, haben wir in einer Kommission deren Anliegen unter dem Blickwinkel der Rüstungskonversion weiter verfolgt. Das Ergebnis war eine Erklärung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zu deutschen Rüstungsexporten, die Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July im März 2017 der Öffentlichkeit übergeben hat.
Jetzt könnte man ja sagen: Klar, dass die Kirchen gegen Rüstung sind. Bewirkt hat das bisher offensichtlich nichts. Deutschland gehört neben China und Frankreich zu den größten Waffenexporteuren, wenn auch mit weitem Abstand zu den USA und Russland.
Das ist so, aber damit können wir uns nicht abfinden. Deshalb fordern wir zum einen eine Verminderung militärischer Gewalt, zum anderen einen Ausbau friedenschaffender und –erhaltender Maßnahmen.
Dem Runden Tisch Rüstungskonversion gehören hochrangige Vertreter der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Diözesen in Baden-Württemberg an, ebenso Vertreter der Friedensforschung, der Servicestelle Frieden der Landeszentrale für politische Bildung sowie Brot für die Welt, Pax Christi, Ohne Rüstung leben und Aktion Aufschrei.
Was ist das Ziel des Runden Tisches? Wie lange soll der arbeiten und welches Ergebnis soll er aus Ihrer Sicht erzielen?
Der Runde Tisch hat zwei Aufgaben. Er soll zum einen eine öffentliche Diskussion über das Exportverbot von Kleinwaffen zu militärischen Zwecken anstoßen. Zum anderen soll er im Blick auf die Rüstungskonversion eine Konzeption ausarbeiten, welche Schritte wir uns vornehmen, auf wen wir zugehen und welche konkreten Projekte wir verfolgen wollen, um die Umwandlung von Waffenproduktion in zivile Güter zu unterstützen und zur Verringerung von Waffenexporten beizutragen.
Angenommen der Runde Tisch kommt zu diesem Ergebnis. Was muss geschehen, damit dieser Beschluss auch verwirklicht wird?
Dann müssen wir ein Kommunikationskonzept entwickeln, wie wir den Gesprächsprozess in den Gemeinden durch Bildungsmaßnahmen unterstützen, wie wir die kirchlichen und gesellschaftlichen Gruppen besser vernetzen und wie wir den Dialog mit Wirtschaftsunternehmen gestalten wollen.
Nun ist es eines, Forderungen an andere zu richten. Was sollen die Kirchen aus Ihrer Sicht selbst beitragen?
Am ptz, dem Pädagogisch-theologischen Zentrum, wurde eine Stelle zur Friedensbildung eingerichtet, um die Friedensbildung in den Schulen zu stärken. Außerdem unterstützen wir die Arbeit der Friedensbeauftragten in den Gemeinden. Wichtig erscheint uns die Zusammenarbeit mit der badischen Landeskirche so wie mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Erzdiözese Freiburg. Konkrete Vorschläge für die Weiterarbeit in der Landeskirche, in den Gemeinden und in der breiteren Öffentlichkeit muss jetzt der Runde Tisch entwickeln.
Herr Heckel, wir danken Ihnen für das Gespräch.