Vor dem Hintergrund von Wirtschafts- und Finanzkrisen hat Bundespräsident Joachim Gauck die Gesellschaft davor gewarnt, sich entmutigen zu lassen oder in Ohnmacht zu verfallen. "Es würde mir nichts nützen, in einen kulturellen Verdruss über genau diese Zeit zu kommen", sagte Gauck am Donnerstag beim evangelischen Kirchentag in Stuttgart.
Genau diese aktuelle Zeit habe zumindest für Europa "so viel Freiheit, so viel Resonanzräume, so viel Urlaub, so viel Möglichkeiten, so viel politischer Freiheiten und so viel Rechtsrechtssicherheit geschaffen wie noch niemals in der Geschichte dieser Nation", ergänzte das Staatsoberhaupt.
In einer hitzigen Debatte mit dem Soziologen und Wachstumskritiker Hartmut Rosa lehnte er einen zu pessimistischen Blick auf die freiheitliche Gesellschaft ab. Rosa hatte argumentiert, durch das dauerhafte Streben nach Wachstum gerate der Traum nach einem Leben in Frieden außer Blick. Gauck widersprach und sagte an das Kirchentagspublikum gerichtet: "Das Problem ist, dass gerade auf den Kirchentagen dieses Element der Sehnsucht nach dem Shalom sich auf eine zu banale Weise in Forderungen an die Politik darstellt", sagte Gauck.
Gauck appellierte zudem an die Verantwortung jedes Einzelnen. Es sei nicht in Ordnung wenn die "happy few" von Reichtum profitierten und keine Verantwortung für andere trügen. Das bedeute aber nicht, dass sich deshalb auch alle anderen aus der Verantwortung nehmen könnten.
Quelle: Evangelischer Pressedienst (EPD)