Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July ist neuer Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB). Die Versammlung des DNK/LWB wählte am Montag, 3. Dezember, in Hannover den bisherigen Stellvertretenden Vorsitzenden mit 18 von 19 abgegebenen Stimmen in das Amt. Damit steht July ab sofort dem Zusammenschluss der elf deutschen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) vor, der größten Gemeinschaft lutherischer Kirchen in Deutschland. Neue Stellvertretende Vorsitzende ist die Thüringer Regionalbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Der neue Vorsitzende äußerte seine Freude über die Wahl und dankte für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. „Das Deutsche Nationalkomitee ist ein wichtiger Teil des Lutherischen Weltbundes. Dazu will ich gern meinen Beitrag leisten. Es tut uns in Deutschland gut, uns als Teil der weltweiten Lutheraner zu verstehen mit ihren Nöten, Problemen, aber auch mit ihren Hoffnungen und Freuden. So sind wir in einer globalen Welt auch wirklich Teil einer globalen Kirche. Darüber freue ich mich.“
July und Kühnbaum-Schmidt wurden am frühen Montagnachmittag in einem feierlichen Gottesdienst in ihre Ämter eingeführt. Entsprechend der Satzung des DNK/LWB leitete den Gottesdienst der Lipper Superintendent Andreas Lange als dienstältester Leitender Geistlicher des DNK/LWB. An der Einführung wirkte der Präsident des LWB, der nigerianische Erzbischof Panti Filibus Musa, die LWB-Vizepräsidentin für Mittel- und Westeuropa, Pröpstin Astrid Kleist, der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister, sowie die Jugendvertreterin Rebecca Lühmann mit.
LWB-Präsident Musa würdigte im Anschluss an den Gottesdienst July als Kirchenleiter mit umfassender Erfahrung im LWB: „Sie haben als Vizepräsident des LWB in den letzten sieben Jahren Führungsstärke gezeigt. Ihr Einblick in die Kirchengemeinschaft und ihre starke Verwurzelung im LWB werden Sie segensreich in Ihr neues Amt einbringen.“ Das DNK/LWB habe eine unverzichtbare Rolle im LWB, da es die lokale deutsche Ebene mit dem weltweiten Netz des LWB verbinde, unterstrich der Erzbischof aus Nigeria.
Als Gäste aus dem Vatikan nahmen Bischof Brian Farrell, Sekretär des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, und Monsignore Matthias Türk teil. Bischof Farrell warf in einem Kurzvortrag einen weiterführenden Blick auf die vielversprechenden aktuellen Entwicklungen im internationalen Dialog zwischen dem LWB und der römisch-katholischen Kirche. Dabei dankte er dem scheidenden Vorsitzenden, Landesbischof Gerhard Ulrich, für die wichtigen Beiträge der deutschen Lutheraner und des DNK/LWB in den Dialogen und übermittelte herzliche Grüße von Kardinal Koch, dem Präsidenten des Einheitsrats. Als Vertreter der römisch-katholischen Kirche in Deutschland nahm Bischof Gerhard Feige, der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, an der Verabschiedung und Einführung teil.
Der oder die Vorsitzende des DNK/LWB muss laut § 4 der Satzung des DNK/LWB ein Leitender Geistlicher oder eine Leitende Geistliche einer der Mitgliedskirchen des DNK/LWB sein. Er/Sie wird von der Versammlung des DNK/LWB für die Dauer der Amtsperiode des Rates des LWB gewählt (aktuell bis 2023). Seit der Entflechtung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und des DNK/LWB zum 1. Januar 2018 hat der Leitende Bischof bzw. die Leitende Bischöfin der VELKD nicht mehr automatisch den Vorsitz des DNK/LWB inne. Die Einführung obliegt nach der Satzung der/dem Leitenden Geistlichen der Mitgliedskirchen des DNK/LWB mit dem höchsten Dienstalter. Der Vorsitzende wie die Stellvertreterin üben ihre Ämter im DNK/LWB neben ihrem bischöflichen Amt in ihrer Mitgliedskirche aus.
Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July ist seit 2005 Landebischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Bei der LWB-Vollversammlung 2010 in Stuttgart wurde er in den Rat des LWB gewählt und bekleidete zudem bis 2017 das Amt des Vizepräsidenten für die Region Mittel- und Westeuropa. Auf der LWB-Vollversammlung 2017 in Windhuk wurde er erneut in den LWB-Rat gewählt. Er ist Vorsitzender des Kuratoriums des Straßburger Instituts für Ökumenische Forschung und als Vorsitzender des DNK/LWB einer der beiden Co-Vorsitzenden des Beirats des LWB-Zentrums Wittenberg.
Der LWB ist die größte lutherische Kirchengemeinschaft weltweit. Er umfasst über 75 Millionen Gläubige in 148 Mitgliedskirchen aus 99 Ländern. Aus Deutschland sind elf Kirchen Mitglied im LWB: die Landeskirchen Bayern, Braunschweig, Hannover, Mitteldeutschland, Norddeutschland, Oldenburg, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Württemberg sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden und die Lutherische Klasse der Lippischen Landeskirche.