„Ich möchte mit dazu beitragen, dass die Pfarrerinnen und Pfarrer ein gutes berufliches Umfeld vorfinden“, sagt Pfarrerin Margund Ruoß. Die 53-Jährige wird Anfang November als neue Leiterin für das Referat „Planung, Einsatz und Verwaltung Pfarrdienst“ in ihr Amt eingeführt. Damit ist sie Ansprechpartnerin für über 2.000 württembergische Pfarrerinnen und Pfarrer. Wie sie sich ihre neue Aufgabe vorstellt, erklärt Margund Ruoß im Interview mit Ute Dilg.
Es gibt Leute, die sagen, Sie hätten die wichtigste Pfarrstelle der Landeskirche…
Ich gehöre nicht dazu. Es gibt viele wichtige Pfarrstellen in der Landeskirche. Ich habe großen Respekt vor den Pfarrerinnen und Pfarrern in den Gemeinden und im Sonderpfarrdienst. Diese Arbeit möchte ich unterstützen. Meine Stelle ist quasi ein Scharnier zwischen den Kollegen vor Ort und der Kirchenleitung. Diese Aufgabe möchte ich gerne verantwortlich, menschenfreundlich und transparent gestalten.
Sie leiten das Referat „Planung, Einsatz und Verwaltung Pfarrdienst“. Was verbirgt sich genau dahinter?
Schwerpunkt meiner Arbeit ist, die ständigen Pfarrerinnen und Pfarrer* in allen Stellen- und Personalangelegenheiten zu beraten und zu begleiten. Für die unständigen Pfarrerinnen und Pfarrer ist mein Kollege zuständig. Es geht also um viele verschiedene Themen wie Wechsel der Stelle, berufliche Ziele, Übergang in den Ruhestand, Einstufung, Umzug, also die ganzen Rahmenbedingungen des Pfarrdiensts. Ich bin auch für die Wiederbesetzung von Pfarrstellen zuständig und erarbeite Vorschläge für die Personalkommission. Auch die Beratung im Blick auf Stellenveränderungswünsche und berufliche Entwicklungen gehört dazu. Es ist also ein weites Aufgabenfeld. Deshalb freue ich mich, dass ich im Team mit engagierten Mitarbeitern und Kollegen, arbeite.
Nun sollen Sie das Wohl und Wehe von sehr vielen Menschen im Blick haben. Ist das zu schaffen?
Nein, das geht natürlich nicht bei über 2.000 Pfarrerinnen und Pfarrern in der Landeskirche. Aber ich bin ja auch nicht für alles zuständig. Direkte Dienstvorgesetzte sind die Dekaninnen und Dekane, die Prälatinnen und Prälaten sind für den seelsorglichen Teil zuständig. Dann gibt es noch die Pfarrvertretung und natürlich den Dezernenten des Personaldezernats. Meine Aufgabe ist, mich um die beruflichen Leben der Pfarrerinnen und Pfarrer zu kümmern und dafür zu sorgen, dass es dafür gute Voraussetzungen gibt. Ich freue mich, wenn Kolleginnen und Kollegen auf mich zu kommen, um über ihre Perspektiven zu sprechen.
Vor Ihrem Wechsel in den Oberkirchenrat waren Sie vor allem am Pfarrseminar in Stuttgart-Birkach als Studienleiterin in der Seelsorgeausbildung tätig. Sie haben dort junge Pfarrerinnen und Pfarrer beraten. Jetzt im Oberkirchenrat gehören Sie zur Diensthierarchie. Empfinden Sie das als problematisch?
Zunächst einmal geht es darum Seelsorge und "Ausbildung in Seelsorge" auseinanderzuhalten. Ein offenes Ohr für die Pfarrerinnen und Pfarrer in der Ausbildung zu haben, ist keine Seelsorge. Auch nicht eine wertschätzende und menschenfreundliche Grundhaltung, die für mich selbstverständlich ist. In meinen Kursen ging es um die Entwicklung und Reflexion der beruflichen Rolle, um Themen wie Nähe und Distanz in der Seelsorgearbeit oder die Unterscheidung von Dienstvorsitz und Seelsorge. Natürlich habe ich dabei mitbekommen, was die jungen Kolleginnen und Kollegen beruflich und manchmal auch privat beschäftigt. Aber das erlebe ich nicht als Konflikt zu meiner neuen Aufgabe. Auch für mich gilt das Seelsorgegeheimnis – ich bin nach wie vor ordinierte Pfarrerin der Landeskirche.
Ein Blick in die Zukunft: Was möchten Sie gerne in fünf Jahren erreicht haben?
Ich bin noch nicht so weit, hier etwas Konkretes zu sagen. Themen, die mich sicherlich beschäftigen werden, sind der Generationenwechsel in der Pfarrerschaft und Frauen in Führungspositionen. Wenn ich etwas dazu beitragen kann, dass das Pfarramt in Zeiten des Pfarrplans lebbar ist und bleibt, dann freut es mich.
* Laut Württembergischen Pfarrdienstgesetz ist ein ständiger Pfarrer, wer durch Ernennung auf eine Pfarrstelle in das Pfarrdienstverhältnis auf Lebenszeit aufgenommen worden ist. Der unständige Dienst im Pfarramt schließt sich dem Vikariat an und bedeutet, dass ein Pfarrer eine Stelle auf Widerruf oder auf Probe innehat.