15 Männer und Frauen waren es, die beim Spatenstich für das erste stationäre Kinder- und Jugendhospiz in Baden-Württemberg Hand anlegten. Die große Zahl verdeutlicht, wie viele Förderer, Mitarbeitende und Unterstützer hinter dem Hospiz Stuttgart stehen und es finanziell und ideell mittragen.
Die Festredner betonten die Bedeutung des Projektes. Etwa Stuttgarts Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer: „Ein Kinderhospiz für ganz Baden-Württemberg, mitten in der Stadt gelegen – das ist wahrlich ein großes Vorhaben.“ Groß nicht nur wegen des Bauvolumens beim Umbau der denkmalgeschützten Villa Wittmann – bekannt als früheres Institut français – und wegen der aufzubringenden 8,5 Millionen Euro. Sondern vor allem sei es „ein großes Thema, Kinder und Jugendliche auf ihren letzen Lebenswegen zu begleiten, ihnen und ihren Familien für den letzten Weg Hoffnung zu geben.“ Fezer versprach den Verantwortlichen des Hospiz Stuttgart: „Der Unterstützung durch die Stadt können Sie sich sicher sein!“
Diese Unterstützung hatte zuvor in seinem Redebeitrag der Mitbegründer des Hospiz Stuttgart und Fördervereinsvorsitzende, Prälat Martin Klumpp, angemahnt. Das Kinderhospiz werde von Privatleuten, Stiftungen und Unternehmen in hohem Maße gefördert. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn von der Stadtverwaltung kein finanzieller Beitrag käme.
Dass ein stationäres Kinder- und Jugendhospiz in Baden-Württemberg überfällig ist, machte Sabine Kraft vom Bundesverband Kinderhospiz deutlich. Oft müsse sie suchenden Familien und Unterstützern sagen, dass es im Land kein stationäres Kinderhospiz gibt. Umso mehr freut sich Kraft „auf den Tag, wenn ich Familien sagen kann: ‚Ganz in Ihrer Nähe finden Sie in Stuttgart einen Kinderhospizplatz.‘“
Der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack hat die Nöte einer Familie mit sterbenskrankem Kind aus nächster Nähe erfahren. Ein Neffe war an Krebs erkrankt. Für den jungen Patienten und seine Eltern und Angehörigen sei die jahrelange Krankheit bis zum Tod mit 16 Jahren eine Zeit voller Hoffen und Bangen gewesen. Freude über gute Phasen und Rückschläge hätten sich abgewechselt und die Familie schwer belastet. „Mütter und Väter werden in so einer Situation oft sprachlos und brauchen Hilfe“, sagte Mack. Das bestätigte Ministerialdirektor Jürgen Lämmle vom baden-württembergischen Sozialministerium: „Die Umstände überfordern oft das Umfeld. Daher sind die Familien auf professionelle Hilfe angewiesen. Kinderhospize entlasten Familien und spenden Trost und Wärme.“ Lämmle erwartet übrigens schon bald Verbesserungen in der Palliativversorgung und ihrer Finanzierung. Ein neues Bundesgesetz werde sehr wahrscheinlich noch in diesem Jahr verabschiedet. Dann würden Hospizdienste voraussichtlich deutlich besser finanziert werden als bisher.
Für den Evangelischen Kirchenkreis Stuttgart ist der Cannstatter Dekan Eckart Schultz-Berg für die Begleitung des Hospiz Stuttgart verantwortlich. Aufgabe des Kinderhospizes sei es, „schwer und lebensverkürzend erkrankten Kindern und Jugendlichen eine Heimat auf Zeit zu geben. Zwischen Klinikaufenthalten und dem Leben zu Hause sollen sie und ihre Familien hier die bestmögliche Unterstützung finden“, sagte er. Dass diese Unterstützung nicht immerzu in der Beschäftigung mit schmerzhaften und schweren Themen bestehe, machte Hospizleiterin Elisabeth Kunze-Wünsch deutlich: „Wenn Kinder und Jugendliche schwer erkranken, dann denken sie nicht immer nur an den Tod, sondern sie möchten auch fröhlich sein, spielen, lachen und in ihren Möglichkeiten Glück erleben.“ Dies sei für manche im schweren Alltag nicht möglich. „Sie brauchen einen Ort zum Kraft tanken und zum Atem holen. Und das ist das Kinderhospiz“, sagte Kunze-Wünsch.
Passend dazu war der Spatenstich mit einem Festprogramm für die ganze Familie verbunden. Zum abendlichen Ausklang gab es ein Bühnenprogramm mit Darstellern des Musicals „Tarzan“ und Tanz mit Publikumsbeteiligung der Gauthier Dance Company.
Das neue stationäre Kinder- und Jugendhospiz soll Ende 2017 eröffnen. Es wird acht Plätze für schwerkranke Kinder und Jugendliche sowie Appartements für begleitende Familienangehörige anbieten. Dafür wird die denkmalgeschützte Villa Wittmann, in bester Lage oberhalb vom Eugensplatz, nach Plänen des Stuttgarter Architekturbüros Mühleisen und Partner umgebaut. Das Kinderhospiz ist Teil des Hospiz Stuttgart, Träger ist der Evangelische Kirchenkreis Stuttgart.
Quelle: Christoph Schweizer