Die Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg fordert mit Bündnispartnern aus Kirche und Gesellschaft, den Familiennachzug bei Flüchtlingen nicht zu beschränken. Mit der Aktionswoche "Recht auf Familie - Integration braucht Familienzusammenführung" soll vom 4. bis 10. Dezember für eine Verbesserung von Recht und Praxis geworben werden, teilte die Liga mit. Geplant sind Gespräche mit Politikern, Infostände, Mahnwachen, Gottesdienste und Lichterketten.
Der Liga-Vorsitzende Reinhold Schimkowski nannte die Einheit der Familie ein "unumstößliches Grund- und Menschenrecht". Das Erlernen der deutschen Sprache und berufliche Integration werde durch die Trennung erschwert und sei kontraproduktiv für die Integration. Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeits- und Berufsforschung der Bundesagentur belege, dass mit einem Nachzug von maximal 60.000 Personen nach Deutschland zu rechnen wäre.
Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie in Baden, Oberkirchenrat Urs Keller, unterstrich, dass Menschen, die sich um ihre Angehörigen sorgten, für Integrationsmaßnahmen kaum zu erreichen seien. Gemeinsam mit seinem württembergischen Kollegen, Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, forderte er für Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten in den Kommunen ausreichend Unterstützung durch den Bund.
Parallel zur Aktionswoche starten Diakonie und Caritas in Baden-Württemberg mit Blick auf Weihnachten eine Postkartenaktion. Auf den Karten ist die Heilige Familie zu sehen, wobei ein oder mehrere Familienmitglieder ausgeblendet sind. Die Wohlfahrtsverbände wollen nach eigenen Worten damit auf ihre Forderung nach einer humanen Regelung des Familiennachzuges aufmerksam machen.
Seit der Regelung im Asylkompromiss II vom März 2016 können Bürgerkriegsflüchtlinge, die den "subsidiären Schutzstatus" erhalten, ihre Ehepartner und minderjährigen Kinder nicht mehr nach Deutschland nachholen. Dagegen wendet sich die Aktionswoche, an der neben der Liga und den Kirchen der Landesfamilienrat, der Internationale Bund, der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg und die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) beteiligt sind.