Der 1. Mai ist vor allem auch der Tag der Arbeit. Im Blick auf ihn hat Dr. Lucie Panzer einen persönlichen und gleichzeitig politischen Wunsch: dass alle Menschen, die das wollen, arbeiten können und dürfen. „Denn“, so bringt es die Rundfunkpfarrerin in ihrer Andacht zum Ausdruck, „Menschen, die Arbeit haben, leben gern.“
Ich mache meine Arbeit gern. Die im Büro und im Studio und unterwegs bei einem Vortrag. Aber meistens auch das andere: Kochen, Waschen, Putzen, Rasenmähen. Klar, manchmal jammere ich auch, wenn es mir zu viel wird. Oder wenn ich mich ärgere, weil die anderen nicht so mitmachen, wie ich das für nötig halte. Aber meistens mache ich meine Arbeit gern. Sie auch? Oder ist es bei Ihnen eher so, dass Sie keine Lust mehr haben? Dafür gibt es viele Gründe, ich weiß. Oder gehören Sie zu den über 4 Millionen, die keine Arbeit finden können? Experten sagen, es gibt einfach nicht mehr genug Arbeit für alle. Aber in vielen Bereichen ist es so, dass immer weniger Leute immer mehr Arbeit aufgehalst kriegen. Die einen arbeiten bis zum Umfallen, für andere gibt es angeblich keine Arbeit. Man muss wohl eher sagen, keinen, der ihre Arbeit bezahlen kann – oder will. Im Augenblick scheint die Politik nicht in der Lage, für diese Schieflage Lösungen zu finden.
Arbeit prägt unser Leben. Arbeit kann das Leben erfüllen und Freude machen. Arbeit kann das Leben belasten. Und manche sagen: Ohne Arbeit ist das Leben sinnlos. Die Arbeit gibt uns das Gefühl, dass wir für uns selber sorgen können. Und die Arbeit gibt einem das Gefühl, für andere etwas erreichen zu können. Beides ist ein gutes Gefühl. Aus der Arbeit kommt das Gefühl für den Sinn und den Wert meines Lebens. Jedenfalls zu einem beträchtlichen Teil. Das sieht auch der Glaube der Christen so. In der Bibel heißt es schließlich vom Anfang der Menschen: „Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden (also in das Paradies), damit er ihn bebaute und bewahrte.“ Seine Welt gestalten, bebauen und bewahren, damit mann und frau gut darin leben können: Dazu ist der Mensch da. Dazu ist er jedenfalls auch da.
Heute ist der 1. Mai, der Tag der Arbeit. Ein wunderbarer Tag für Ausflüge, Fahrradtouren und erste Grillabende. Aber auch ein Tag, an dem wir uns erinnern, wie wichtig Arbeit ist. Die bezahlte im Büro, in der Firma, im Stall. Und die unbezahlte auch: im Haushalt, im Verein, für die Kommunalpolitik oder in der Kirchengemeinde. Ich hoffe, bei den Maikundgebungen heute geht es nicht nur um immer kürzere Arbeitszeit und immer mehr Geld für die, die ganz viel arbeiten müssen. Sondern um Möglichkeiten, Arbeit für möglichst viele zu schaffen. Nicht nur hier bei uns, sondern auch da, wo die Arbeitslosigkeit groß ist. Ausbildungsplätze für die jungen Leute. Plätze, wo die Alten ihre Erfahrungen einbringen können, vielleicht nur noch stundenweise und mit Jungen zusammen, die von ihren Erfahrungen profitieren. Dass Menschen arbeiten können und dürfen – jeder nach seinen Möglichkeiten – das ist wichtig. Denn Menschen, die Arbeit haben, leben gern.
Rundfunkpfarrerin Dr. Lucie Panzer