01.01.2017

Herzenssache

Gedanken zur Jahreslosung 2017 von Landesbischof Frank Otfried July

„Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ (Hesekiel 36,26)

Sich etwas zu Herzen nehmen.

Sein Herz an jemanden verlieren.

Das Herz auf der Zunge tragen.

Jemandem sein Herz ausschütten.

Jemandem das Herz brechen.

Jemanden ins Herz schließen.

Etwas auf dem Herzen haben.

Das Herz am rechten Fleck haben.

Und so weiter. Lange könnte man die Reihe der Sprichwörter zum Thema „Herz“ fortführen.

Immer wieder kreisen die Gedanken und Gefühle um das eine Wort: Herz. Es ist gleichsam das Zentrum einer Person. Auch im Hebräischen hat das Herz als Personenzentrum einen prominenten Stellenwert. Aber das Bedeutungsspektrum für das Wort Herz (leb) ist im Hebräischen und somit auch im Alten Testament noch weiter gefasst: Man versteht darunter nicht nur den Sitz der Gefühle, sondern auch den Sitz der Vernunft und des Wunsches sowie der Willensentscheidung. So wird nach der Vorstellung der Bibel nicht nur das Fühlen, sondern auch das Denken, Handeln und Planen von dort aus gesteuert.

„Ich schenke euch ein neues Herz“. Ein gewaltiges Wort. Denn es heißt ja nichts anderes als: Du bekommst ein neues Leben durch mich. Ihr bekommt eine neue Perspektive. Im Neuen Testament heißt es: „Siehe, ich mache alles neu.“ Es ist, wie wenn das Spinnennetz, das sich um unser Herz gelegt haben mag, zerrissen wird und ein Aufatmen möglich wird.

Dass man sich in Schuldzusammenhänge „verstrickt“ hat und dringend einen Neuanfang braucht, erleben Menschen und auch ganze Völker immer wieder. Wie schwer fiel es den Menschen im Nachkriegsdeutschland, wirklich Schuld anzunehmen, zu bekennen und sich auf einen Neubeginn einzulassen. Im Stuttgarter Schuldbekenntnis vom Herbst 1945 haben Christen aus Deutschland vor ökumenischen Besuchern ausgesprochen, „dass sie nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben …“ Sie suchten nach einem neuen Herz. Eine neue Perspektive, einen Neuanfang. Dies ist schwer, denn menschliches Leben und menschliche Geschichte ist etwas anderes als ein Computerspiel, bei dem man mit einem Knopfdruck zum Neustart kommen kann.

Auch im persönlichen Bereich gibt es Sackgassen, Fehlentscheidungen und Kränkungen. Es gibt Partnerschaften, Freundschaften und Ehen, die scheitern und auseinander gehen. Es gibt Dinge in der Erziehung der Kinder, die Eltern im Nachhinein bereuen. Es gibt Worte, die im Streit gesagt wurden und das Gegenüber tief gekränkt haben … Es gibt Taten, die Menschen gern ungeschehen machen würden.
Bei all diesen Erfahrungen schmerzt das Herz und lässt uns spüren, dass wir im Unrecht waren und anderen Menschen Unrecht zugefügt haben. Es tut uns leid, dass wir Leid über andere Menschen gebracht haben. Wir sehnen uns danach, diese Fehler wieder gutzumachen. Doch das geht meistens nicht. Man kann die Dinge nicht ungeschehen machen, böse Worte nicht wieder zurücknehmen. In Hesekiel 36, 31 wird dieser Zustand so beschrieben: „Dann werdet ihr an euren bösen Wandel denken und an euer Tun, das nicht gut war, und werdet euch selbst zuwider sein um eurer Sünde und eures Götzendienstes willen.“ Wenn man sich selbst zuwider ist und die Schuld belastend ist, hilft nur ein Neuanfang.

Auch in unserer Beziehung zu Gott, der uns unser Leben schenkt, es begleitet und bewahrt, können wir schuldig werden. Wenn wir uns von ihm entfernen und ihn aus unserem Leben hinausdrängen, ihn nicht beachten und uns auf unser eigenes Geschick verlassen, tun wir genau das, was Hesekiel bei seinem Volk kritisiert hat. Manchmal merken wir das erst, wenn ein Unheil passiert oder privates Unglück unser vermeintlich sicheres Leben erschüttert. Dann hinterfragen wir unseren Lebenswandel und blicken zurück.

Auch da können uns Worte und Taten reuen und Versäumnisse unser Herz schwer machen. Dies kann in einem Bußgebet, einer Beichte oder einem Seelsorgegespräch vor Gott gebracht werden. Auch in der Gottesbeziehung kann ein Schuldeingeständnis befreiend sein. Denn Gott schenkt auch uns einen Neuanfang. Er kommt uns entgegen. In Jesus Christus hat er sich mit der Welt versöhnt und seinen Menschen die Vergebung aller Schuld geschenkt. Dies gilt auch für uns.

„Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ In dieser Welt, in diesen unseren Tagen haben wir diesen Zuruf, diese Zusage, diesen Zuspruch besonders nötig. Wir brauchen diese Erneuerung, wir brauchen die Umkehr und das neue Herz. Der Dreieinige Gott will uns nahe sein und in Beziehung zu uns leben. Deshalb gibt er uns ein neues Herz und einen neuen Geist. Dieses neue Herz unterscheidet sich vom alten, weil es um Gott und seine große Güte weiß und im Leben und im Sterben auf seine Hilfe hofft. Dieses neue Herz verlässt sich nicht auf sich selbst oder falsche Götzen, die ja letztlich doch nicht helfen können, sondern auf Gott, der uns in Jesus Christus nahe gekommen ist. Deshalb sind Gefühle, Gedanken und Wünsche nicht nur am eigenen Ich ausgerichtet, sondern an Gottes Wort und seinen Weisungen. Diese werden uns durch den Geist erschlossen, den er uns schenkt. Das Herz wird leicht, weil es vertrauen, hoffen und lieben kann, so dass wir mit Augustinus sagen können: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“ (Augustinus Confessiones)

„Ich schenke euch ein neues Herz …“ Herzenssache eben.

Aus: Christoph Morgner (Hrsg.), Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch – Das Lesebuch zur Jahreslosung 2017, Brunnen Verlag

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