Stuttgart/Berlin. Fastenzeit muss nicht nur Verzicht und Askese bedeuten, erklärt die Autorin für Achtsamkeit, Christa Spannbauer (Berlin). Viel schwerer als der Verzicht fällt die Wertschätzung dessen, was wir haben, ist Spannbauer überzeugt. Sie wird am 28. Februar im Stuttgarter Hospitalhof zum Thema "40 Tage Achtsamkeit" referieren. Judith Kubitscheck hat mit ihr gesprochen.
Ab Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit - Sie werben für eine ganz besondere Form der Fastenzeit, für "40 Tage Achtsamkeit" - was hat es damit auf sich?
Die Fastenzeit fordert ja traditionell dazu auf, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Das heißt für mich: Wie können wir die Fülle in den einfachen Dingen des Lebens erblicken? Wie finden wir zu mehr Ruhe und Gelassenheit im Alltag, um uns am Wesentlichen erfreuen zu können? Wie können wir Dankbarkeit für das Leben an sich und seine täglichen Geschenke empfinden? Denn es ist ja gar nicht so sehr der Verzicht, der uns schwerfällt. Viel schwerer fällt uns die Wertschätzung dessen, was wir haben. Und genau dahin möchte mein Achtsamkeitsbegleiter durch die Fastenzeit führen.
Was heißt es konkret, im Alltag "achtsam" zu leben?
Bei der Achtsamkeit geht es um etwas, das sehr einfach klingt, aber alles andere als einfach ist. Knapp gesagt geht es darum, das Leben zu erleben, während wir es erleben. Also da anzukommen, wo unser Leben tatsächlich geschieht: im gegenwärtigen Augenblick. Denn wenn wir ehrlich sind, laufen wir doch oft wie mit Scheuklappen durch die Welt. Wir sind in Gedanken versunken, grübeln über die Vergangenheit nach, die wir doch nicht mehr ändern können und machen uns Sorgen über die Zukunft, von der wir gar nicht wissen, wie sie sein wird. Achtsamkeit heißt, sich immer wieder in den gegenwärtigen Augenblick zurückzurufen. Denn nur jetzt findet unser Leben statt. Und nur im Hier und Jetzt können wir unser Leben bewusst erleben und es in all seiner Intensität auskosten.
Am 28. Februar ist Christa Spannbauer zum Thema "40 Tage Achtsamkeit" im Hospitalhof in Stuttgart zu Gast. Beginn: 19:00 Uhr.
Haben Sie einen Tipp oder eine Übung, damit die Fastenzeit eine achtsame Zeit wird?
Wir können die Achtsamkeit sehr gut beim Essen einüben. Denn häufig essen wir gedankenlos und achtlos. Damit fehlen uns auch Wertschätzung und Dankbarkeit für diese Geschenke des Lebens. Worum es also geht, ist auch in den einfachen Dingen Genuss zu finden. Das aber geht nur, wenn wir mit all unseren Sinnen und unserer Aufmerksamkeit am Tisch sitzen. Üben Sie das bei der nächsten Mahlzeit einmal ein: Kommen Sie zur Ruhe und legen Sie alles beiseite, was Sie ablenken könnte. Richten Sie Ihre gesammelte Aufmerksamkeit auf die Speisen vor Ihnen. Wie riechen sie? Wie sehen sie aus? Beginnen Sie dann mit dem ersten Bissen und essen Sie bewusst langsamer als sonst. Nehmen Sie sich Zeit, jeden Bissen aufmerksam zu kauen, so dass sich der Geschmack der Speisen entfalten kann. Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit ganz bei dem, was Sie essen.
Quelle: epd-Südwest / Judith Kubitscheck