22.01.2020

Württembergische Kirchen als Vorreiter

Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July (l.) reicht die Rahmenvereinbarung zur Unterschrift an Bischof Dr. Gebhard Fürst weiter.

Krankenhaus-Seelsorge: Bundesweit einzigartiges Ökumene-Modell

Stuttgart/Rottenburg. Mit vereinten Kräften wollen die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart die Krankenhaus-Seelsorge in Württemberg weiter ausbauen. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July und Bischof Dr. Gebhard Fürst unterzeichneten am Mittwochnachmittag, 22. Januar, eine Rahmenvereinbarung. Sie ist bundesweit bislang einmalig.

Insgesamt bieten die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart derzeit an mehr als 100 Standorten in Württemberg Krankenhaus-Seelsorge an. Allerdings sind nicht in allen Einrichtungen beide Konfessionen vertreten: In manchen Häusern wie in Leutkirch oder Riedlingen stehen nur katholische Seelsorger zur Verfügung, in anderen wie in Nürtingen oder Bad Wimpfen nur evangelische Theologen.

Insgesamt sind die beiden großen christlichen Kirchen Württembergs an mehr als 100 Standorten mit Krankenhaus-Seelsorge vertreten.

Ökumene als Grundlage

Die am Mittwoch im Klinikum Stuttgart unterzeichnete Rahmenvereinbarung sieht nun die grundsätzlich ökumenische Zusammenarbeit in der Krankenhaus-Seelsorge vor. 

Das heißt: Entscheidend ist, dass Patientinnen und Patienten an allen Tagen und in größeren Häusern nach Möglichkeit sogar rund um die Uhr kirchliche Ansprechpartner haben – deren Konfession ist dabei zunächst zweitrangig.

Erst wenn die Hilfe- und Ratsuchenden gezielt um Betreuung durch Theologen der eigenen Konfession bitten oder dies aus anderen Gründen sinnvoll erscheint, „übernehmen“ evangelische beziehungsweise katholische Krankenhaus-Seelsorger oder auch Pfarrpersonen der örtlichen Kirchengemeinden.

Auch für Angehörige und Mitarbeiter

Nach dem gleichen Prinzip werden die Klinik-Seelsorger auch Angehörigen der Patienten sowie Klinik-Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Krankenhaus-Seelsorge ist dabei nicht nur ein Angebot in Akutkrankenhäusern, sondern auch in Fachkliniken, Rehabilitations- und Kureinrichtungen sowie Hospizen.

Im Marienhospital in Stuttgart sind mehrere Seelsorgerinnen und Seelsorger tätig.
Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July (l.) reicht die Rahmenvereinbarung zur Unterschrift an Bischof Dr. Gebhard Fürst weiter.
Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried Julay (sitzend, l.) und Bischof Dr. Gebhard Fürst unterzeichnen im Klinikum Stuttgart die Rahmenvereinbarung zur Klinik-Seelsorge. Direkt hinter July beobachten der Ärztliche Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Professor Dr. Wolfram G. Zoller, und sein Team die Szene. Zu den Beobachtern der Unterzeichnung gehörten auch der Medizinische Vorstand am Klinikum, Professor Dr. Jan Steffen Jürgensen (hintere Reihe, 3. v. r.) und Pfarrer Thomas Dreher, Vorsitzender des Konvents der Evangelischen Krankenhaus- und Kurseelsorge Württemberg (r.).
Der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July erklärt die Bedeutung der Rahmenvereinbarung mit der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Klinikseelsorgerin Franziska Link im Gespräch mit Patientin Gisela Burkert im Marienhospital Stuttgart.
Klinikum Stuttgart Seelsorger
Krankenhausseelsorge am Klinikum Stuttgart.
Pastoralreferentin Christine Kaier, Seelsorgerin am Klinikum Stuttgart.
Klinikum Stuttgart Seelsorger
Pfarrer Dr. Jörg Bauer, evangelischer Seelsorger am Klinikum Stuttgart.
Klinikum Stuttgart Seelsorger
Klinikseelsorger Stefan Pfeifer ist auch für das Pflegepersonal da.
Klinikum Stuttgart Seelsorger
Seelsorge im Klinikum Stuttgart: Pastoralreferent Stefan Pfeifer im Gespräch.
Die Kapelle des Marienhospitals.
Die Rahmenvereinbarung ist unterzeichnet: Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July (l.) und Bischof Dr. Gebhard Fürst.

„Interdisziplinäre Verantwortung“

Aus seiner Erfahrung als früherer Leiter des Diakonie-Klinikums Schwäbisch Hall heraus betonte Landesbischof July: „Die Begleitung von Patientinnen und Patienten liegt in interdisziplinärer Verantwortung.“ Vor dem Hintergrund des Spannungsfelds zwischen Gesellschaft und technischer Entwicklung sieht July einen wachsenden Bedarf an Seelsorge: „Das Bedürfnis nach weltanschaulicher und spiritueller Orientierung nimmt zu in einer pluralistischen, konsumorientierten Gesellschaft.“

Bischof Fürst nannte es entscheidend, dass „in schwierigen und manchmal leider auch lebensbedrohlichen Situationen ein Seelsorger Beistand, Trost und Hilfe anbietet“.

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