Die biblische Botschaft gilt allen Menschen, soviel steht fest. Für Menschen mit Beeinträchtigung ist das Lesen der Bibel jedoch nicht immer gewährleistet. Doch neben der Brailleschrift für Blinde gibt es noch andere Angebote, die Abhilfe verschaffen.
Stuttgart. Die Bibel ist für alle da - nur können sie manche nicht lesen, Blinde zum Beispiel oder Menschen mit geistigen Einschränkungen. Die Deutsche Bibelgesellschaft und das Katholische Bibelwerk in Stuttgart bieten inzwischen eine Vielzahl an Hilfsmitteln, um Menschen mit Beeinträchtigung einen Zugang zur Heiligen Schrift zu eröffnen.
Das vielleicht modernste Gerät ist der „Daisy-Player“. Auf ihm lässt sich die Bibel als Hörbuch wahrnehmen. Im Unterschied zu üblichen Hörbüchern, bei denen man für das Navigieren zum richtigen Kapitel immer noch Inhaltsangaben und Displays lesen können muss, bietet der „Daisy-Player“ eine akustische Navigation. Durch ihre Hilfe lässt sich jeder einzelne biblische Vers ganz ohne fremde Hilfe ansteuern.
Vor mehr als 100 Jahren gründeten fünf blinde Männer in der Kirche eine Gesellschaft, die Menschen ohne Sehkraft die biblischen Texte verfügbar machen wollte. Es war die „Gesellschaft für christliches Leben unter den deutschen Blinden“. Grundlage dieser besonderen Bibel war die Punktschrift des Franzosen Louis Braille (1809-1852). Durch das Abtasten der ins Papier geprägten Zeichen lässt sich diese Schrift ohne Augenlicht lesen. Heute stehen neben der Lutherbibel auch moderne Übersetzungen wie die Basis-Bibel in Punktschrift zur Verfügung.
Die zeitgemäße Variante der Punkteschrift stellt die sogenannte Braillezeile dar, ein an den Computer angeschlossenes Ausgabegerät. Die kleinen Stößel, die durch elektrische Spannung verformt werden und jeweils einen Punkt aus der abzutastenden Leseleiste herausragen lassen, ordnen sich neu - je nachdem, welchen Teil einer Bildschirmseite man gerade aufruft. So ebnet das Gerät auch Blinden über ihre Finger einen Weg in die elektronische Welt. Für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen, gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Eine Bibelausgabe im Maxi-Druck: 21 DIN-A-4-Hefte in einer riesigen, einspaltigen Schrift machen den Text für sie erkennbar.
Außerdem entwickeln die Bibelgesellschaften Angebote für Menschen mit geistigen Einschränkungen oder geringen deutschen Sprachkenntnissen. Für sie entwickelt das Katholische Bibelwerk derzeit Evangelientexte in leichter Sprache. Die Herausforderung ist groß, denn die Welt der Bibel in ihrem antiken Umfeld und mit ihren theologischen Gedanken lässt sich manchmal nur mit Mühe in einfachen Worten beschreiben.
„Wir wollen keine 'Bibel light' und schon gar keine 'Theologie light' betreiben“, sagte Dieter Bauer vom Katholischen Bibelwerk der Zeitschrift „Bibel aktuell“ der Schweizer Bibelgesellschaft. Derzeit erarbeitet eine Expertengruppe die Übertragung des kompletten Markus-Evangeliums. Um der Verständlichkeit willen versuchen die Übersetzer die Passagen in möglichst einfache Sprache zu übersetzen. Wenn es im Originaltext etwa heißt, „die Arbeiter im Weinberg erhalten einen Lohn von einem Silbergroschen“, so ist in leichter Sprache von „50 Euro“ die Rede.
Zielgruppe der Bibel in leichter Sprache sind Menschen mit Lernbehinderungen, darunter sind auch 50.000 Frauen und Männer mit Down-Syndrom in Deutschland. Für Ralf Thomas Müller von der Deutschen Bibelgesellschaft gibt die Heilige Schrift selbst den Auftrag, Menschen mit Beeinträchtigungen den Weg zum Wort Gottes zu ebnen. So sei schon Jesus ganz selbstverständlich mit Menschen umgegangen, die unter Beeinträchtigungen litten: „Jesus holt die Ausgegrenzten in die Gemeinschaft zurück.“
Quelle: Evangelischer Pressedienst