Rot am See. Was bleibt nach der Familientragödie in Rot am See mit sechs Toten und der überwältigenden Anteilnahme von mehr als 700 Gästen bei der Trauerfeier am Wochenende? Gemeindepfarrer Matthias Hammer formuliert eine Hoffnung: „Dass die Menschen achtsamer miteinander umgehen“ und auch jene in die Achtsamkeit mit einschließen, die isoliert leben.
Seit dem 24. Januar steht die knapp 5.500 Einwohner zählende Gemeinde Rot am See unter einer „Schockstarre, aus der die Menschen sich nur allmählich lösen“, beschreibt Pfarrer Matthias Hammer die Stimmung. Ein 26-Jähriger steht unter dringendem Verdacht, seine Eltern, seine beiden Halbgeschwister sowie eine Tante und deren Ehemann erschossen zu haben. Seine Großeltern überlebten schwer verletzt.
Ein Team von Notfallseelsorgern um Pfarrer Hammer und dem Blaufeldener Dekan Siegfried Jahn hatte unmittelbar nach der Bluttat den Einwohnern von Rot beigestanden. Zugehört, Trost gespendet in einer trostlos scheinenden Situation. Auch während der Trauerfeier in der Gemeindehalle ging Jahn auf die Verzweiflung der Menschen vor Ort ein. Er wünschte allen Trauernden „die Kraft, nicht zu zerbrechen“ sowie Menschen an ihrer Seite, denen sie vertrauen können.
Hammer warb zudem für „Hoffnung zum Trotz“ gegen Hass und Tod: Dort, wo Menschen sich völlig alleingelsassen fühlten, sei ihnen Jesus Christus mit seiner Liebe ganz nah. Trauernde sollten diese in Anspruch nehmen und darin Kraft finden - auch zur Heilung der eigenen Seele.
„Die Wirklichkeit der Welt ist nähergerückt“, beschreibt der Theologe gegenüber elk-wue.de. „Die scheinbar heile Welt“ von Rot am See „hat Risse bekommen.“ Er hofft dennoch, dass die Bevölkerung in Rot und darüber hinaus aus dem Leid noch etwas Positives entwickeln kann: „Dass die Menschen achtsamer miteinander umgehen.“ Diese Achtsamkeit sollte auch jene einschließen, die „isoliert leben“. So, wie beispielsweise der mutmaßliche Täter offenbar jahrelang gelebt hat.
Siegfried Denzel/Mit Material des Evangelischen Pressedienstes (epd)