Bei etlichen Workshops im Rahmen des Kirchengemeinderatstags am 23. April in Fellbach haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zusammen mit Experten über Themen gesprochen, die das Gemeindeleben bewegen. Zum Beispiel über konfessionelle und religiöse Vielfalt durch Flüchtlinge, Reformationskurse oder wie man evangelisch streitet.
Dr. Wolfgang Schnabel in seiner Runde beim Workshop "Reformationskurse".EMH/Jens Schmitt
Reformationskurse
Im Workshop "Reformationskurse" haben Dr. Wolfgang Schnabel, Leiter der Landesstelle für Evangelische Erwachsenen- und Familienbildung in Württemberg, zusammen mit Traudel Krause, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei "Spuren des Lebens", und Diakon Friedemann Heinritz von "Kirche unterwegs" verschiedene Kurse zum bevorstehenden Reformationsjubiläum im Jahr 2017 vorgestellt.
Die Frage vieler Gemeindeglieder "Was feiern wir eigentlich im Jahr 2017?" steht dabei bei vielen im Vordergrund. "Reformationen. Hintergründe - Motive - Wirkungen" beispielsweise informiert über die Grundlagen der Reformation. „Es geht darum aufzuschlüsseln, was für Grundlinien damals gelegt wurden, die uns heute in unserem Glauben und Grunddenken bestimmen“, sagte Schnabel den neun Frauen und fünf Männern, die sich um ihn versammelt haben. Der Kurs gehe dazu auf die Reformationszeit als Umbruchszeit ein, entfaltet anhand des Begriffs der Gerechtigkeit Gottes das theologische Grundanliegen der Reformation, vertieft das reformatorische Gottesdienstverständnis, entwickelt das Verhältnis der Reformation zur Bildenden Kunst und fragt angesichts reformatorischer Bewegungen weltweit nach evangelischen Identitäten heute.
Evangelisch Streiten
Was bedeutet „evangelisch streiten“? Diese Frage stand über dem Workshop von Annedore Beck. Die Gemeindeberaterin gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Tipps zu einem guten Umgang im Kirchengemeinderat. „Evangelisch“ sei vor allem auf Augenhöhe miteinander umzugehen, erklärte sie. Das sei natürlich eine Herausforderung und führe auch zu Konflikten. Viele Menschen wären dann enttäuscht, weil sie denken, man solle in christlichen Gemeinschaften nicht streiten. „Aber auch in der Bibel gibt es viele Geschichten, in denen es um Konflikte gehe. Die Bibel ist da sehr realistisch. Da wird nicht beschönigt“, betonte Beck. „Auch Petrus und Paulus waren sich oft nicht einig.“
Doch wie können der Umgang im Streitfall verbessert bzw. Konflikte überhaupt offen angesprochen werden? „Seien Sie hart in der Sache, aber weich den Menschen gegenüber“, riet Beck den Kirchengemeinderäten. „Sehen sie den Mensch und die Probleme zusammen, behandeln sie beides jedoch getrennt.“ Aktiv zuhören, nicht die eigene Wahrnehmung mit der Wahrheit verwechseln, auf Sprache und Tonfall achten sowie kreativ an verschiedenen Lösungen arbeiten: So ließen sich viele Konflikte entschärfen. Annedore Beck schloss mit einem Wort aus der Bibel: „Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt.“ (Kolosser, 4,18)
Auf dem „Marktplatz der Ideen“ informierten sich die Besucherinnen und Besucher etwa über innovative Ansätze für die Arbeit mit Älteren, die kirchlich-diakonische Flüchtlingsarbeit, den landeskirchlichen Ideenwettbewerb, systematische Ehrenamtsförderung, das Refotmationsjubiläum oder das Bibelmuseum „Bibliorama“.
Konfessionelle und religiöse Vielfalt durch Flüchtlinge
In dem Workshop „mehr konfessionelle und religiöse Vielfalt durch Flüchtlinge“ verwies Kirchenrätin Dr. Dorothee Godel vom Referat Ethik und Weltanschauung im Oberkirchenrat auf die gelungene Integration von Hugenotten und Waldensern in der Geschichte. „Sie wurden bewusst aufgenommen, mussten zehn Jahre keine Steuern zahlen, um Fuß fassen zu können, durften ihre Gremien und Pfarrer selber wählen und ihre eigene Sprache sprechen“, so Godel.
Gabriella Costabel stellte die 64 Gemeinden anderer Sprache und Herkunft in Württemberg vor und deren Unterstützung durch die Landeskirche. Das Spektrum reicht von orthodoxen über altorientalische Gemeinden, Gemeinden europäischer Herkunft bis zu Pfingstgemeinden und Gemeinden mit afrikanischer Prägung „Manche gibt es hier schon seit 40 oder 50 Jahren“, so Costabell. Andere sind bewusst Teil der Landeskirche geworden wie etwa die ungarische und die koreanische Gemeinde.
Der Islambeauftragte der Landeskirche Heinrich Georg Rothe bot den Kirchengemeinden seine Beratung und Hilfe an, vor allem wenn es um konfessionelle und interreligiöse Fragen geht. "Wenn Menschen beispielsweise junge, unbegleitete Flüchtlinge aufnehmen, geht es oft auch darum, Trauerarbeit zu leisten. Da sind auch Wissen und Respekt vor dem Glauben des anderen gefragt“, so Rothe.
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