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Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl zur Lage in Israel und im Gaza-Streifen

„Empathie ist nicht teilbar. Unsere Solidarität und unser Mitgefühl gilt allen Opfern im Gaza-Streifen. Das gleiche gilt natürlich auch für die Opfer in Israel."

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Seit dem Massaker der Hamas-Terroristen am 7. Oktober hat sich die Lage im Gaza-Streifen weiter verschärft. Auf beiden Seiten leiden die Menschen. Landesbischof Gohl betont in einem Interview mit dem Evangelischen Gemeindeblatt, dass sein Mitgefühl allen Opfern gilt.

Für Ernst-Wilhelm Gohl ist es erschreckend zu beobachten, dass nach dem Angriff schnell antisemitische Stimmen laut wurden. Die Entwicklung einer gesunden Diskussionskultur hält er für eine Möglichkeit, diesen Stimmen entgegenzuwirken. Hier sieht er die Kirchen in der Pflicht, dafür Grundlagen zu schaffen. 

Rat der Religionen

Beispielhaft nennt Gohl den Stuttgarter Rat der Religionen, der das Ziel verfolgt, Kontakt, Verständnis und Dialog der Religionen in Stuttgart untereinander und mit der Stadtgesellschaft zu fördern und zu pflegen sowie gemeinsam wichtige Themen zu beraten und Positionen dazu abzustimmen.

#VerständigungsOrte

Mit der Initiative #VerständigungsOrte sollen Räume geschaffen werden, in denen sich Menschen mit unterschiedlichen Ansichten austauschen können. EKD und Diakonie laden dazu ein, in Kirchen oder Einrichtungen überall in Deutschland solche Verständigungsorte zur Verfügung zu stellen.

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagt im Interview:

„Mir ist es wichtig, unseren Geschwistern im Gaza-Streifen und den Menschen dort zu zeigen: Wir denken an euch, wir beten für euch und beten, dass dieser Krieg endlich aufhört. Das gleiche gilt natürlich auch für die Opfer in Israel.

Für mich war es entscheidend, nach diesem furchtbaren Angriff am 7. Oktober, dass es anders war als beim Angriff auf die Ukraine, bei dem Tausende auf die Straße gingen. Das Erschreckende war, dass schnell sehr deutliche antisemitische Äußerungen laut wurden. Wenn sich jüdische Gemeindeglieder, auch hier in Stuttgart, nicht mehr trauen, sich als Juden erkenntlich zu geben, dann ist das ein Alarmzeichen.

Unsere Aufgabe ist, dass wir als Kirche zu unseren jüdischen Geschwistern stehen. Beispielsweise, dass man im Rat der Religionen ein friedliches Miteinander der unterschiedlichen Religionen fördert. Alle Muslime gleich unter Generalverdacht zu stellen, ist genauso falsch. Es gibt viele, wie ich aus persönlicher Begegnung erlebt habe, die sagen: Das ist verabscheuungswürdig, was hier geschieht.

Als Kirchen haben wir die große Aufgabe, das Klima zusammenhalten und nicht in ein Schwarz-Weiß-Denken zu kommen. Das ist ein Beitrag, den wir alle ganz konkret vor Ort leisten können. Als lutherische Kirche unterscheiden wir zwischen Person und Werk. Zwischen der Person und der Position, die sie innehat, oder der Aussage, die sie trifft. Wenn ich mir dessen bewusst bin, dann kann ich der Person respektvoll begegnen, auch wenn ich ihre Meinung nicht teile. Ich halte es in diesen aufgeheizten Zeiten für wichtig, dass man sagt: Auch wenn ich deine Meinung absolut nicht teile, höre ich dir mal zu.

Von unserem Hintergrund aus, dass wir in jedem Menschen Gottes Ebenbild sehen, kann der Hass vielleicht gebremst werden. Wenn man sich selbst kritisch fragt, in welcher Blase lebe ich, und ich mir das immer wieder bewusst mache, aber dann aus dem bewusst wieder heraustrete und dann mit meinem Gegenüber ins Gespräch komme –  so funktioniert Demokratie. Nur so.

Nach wie vor gilt, dass dieses Massaker der Hamas, bei dem 1.100 Menschen vom Kleinkind bis zum Greis auf wirklich bestialische Weise umgebracht worden sind, durch nichts zu rechtfertigen ist. Dazu stehe ich nach wie vor. Aber die letzten Monate und Wochen zeigen, wie sich die Lage im Gaza-Streifen für die Menschen dramatisch verschlechtert hat. Die Empathie gilt allen Opfern. Und die Menschenrechte gelten auch allen. Für Christen braucht Barmherzigkeit keinerlei Voraussetzung. Deshalb sind wir hier gefordert, unsere Barmherzigkeit, unsere Solidarität und unser Mitgefühl allen Opfern im Gaza-Streifen zum Ausdruck zu bringen. Empathie ist nicht teilbar und gilt allen.

Ich habe Hoffnung, weil ich als Christ von der Hoffnung lebe. Hoffnung sieht ja immer mehr, als wir vor Augen haben. Wir vertrauen auf Gottes Wirken in der Geschichte. Wir vertrauen auch auf die Macht der Gebete. Das wissen wir von der friedlichen Revolution 89. Und wir vertrauen auch, dass ganz viele Menschen in Palästina und in Israel nur eins wollen: in Frieden und Gerechtigkeit miteinander leben. Das ist meine Hoffnung.“


Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden.


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