Landesbischof Gohl verurteilt Antisemitismus: „Dieser Hass endet nicht bei den Juden. Er richtet sich auch immer gegen Andersdenkende.“
Kirchengemeinde in Langenau und deren Pfarrer seit einem Jahr aufgrund ihrer Solidarität mit jüdischen Menschen von Anfeindungen betroffen
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl verurteilt Antisemitismus, der unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit und Israelkritik auftritt. „Den offenen Israelhass, der bei den Demonstrationen in Berlin und anderswo rund um den Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober zutage getreten ist, beobachte ich mit großer Sorge”, so der Landesbischof. „Mir erzählen junge jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass sie sich überlegen auszuwandern, weil sie sich hier in Deutschland nicht mehr sicher fühlen. Eine gesellschaftliche Debatte um die Politik Israels und die Situation im Nahen Osten ist wichtig – aber die Grenze zum Antisemitismus und Rassismus bis hin zur offenen Bedrohung darf nicht überschritten werden.“
Nicht nur jüdische Menschen sähen sich Hass und Anfeindungen ausgesetzt – auch solche, die sich öffentlich für jüdisches Leben einsetzen. Nachdem Pfarrer Ralf Sedlak im Gottesdienst nach dem Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 das Kanzelwort des Landesbischofs verlas, das die Solidarität mit den israelischen Opfern zum Ausdruck brachte, ist er bis heute verbalen Angriffen und Drohungen ausgesetzt. Konkrete Aktionen richteten sich immer wieder auch gegen Gottesdienstbesucherinnen und -besucher sowie das Pfarr- und Wohnhaus von Pfarrer Sedlak und seiner Familie.
Neben der Begleitung durch den Ulmer Dekan Dr. Thorsten Krannich schrieb Landesbischof Gohl in dieser Sache im Sommer einen unterstützenden Brief an die Kirchengemeinde. Darin heißt es: „Ich bedauere sehr, dass Sie in Langenau zum Ort einer Auseinandersetzung geworden sind, die viele Menschen bewegt, aber deren Ursachen und Lösungsansätze nicht in Langenau liegen. Gleichzeitig haben Sie nach dem 7. Oktober 2023, dem Tag des brutalen Überfalls der Hamas und der anschließenden Verschleppung von 239 Geiseln, Ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck gebracht.“ Dafür sei er dankbar. Er appellierte weiter: „Wir dürfen den öffentlichen Raum nicht denen überlassen, die den Hass auf Jüdinnen und Juden schüren und mit ihren Parolen das friedliche Miteinander vergiften. Deshalb würde ich mir wünschen, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger Langenaus zeigen: Wir lassen nicht zu, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten müssen und die, die sich für sie einsetzen, verunglimpft werden!“
Der Fall in der Kirchengemeinde Langenau und die Aktionen gegen Pfarrer Sedlak und seine Familie zeigen laut Landesbischof Gohl eindrücklich: „Dieser Hass endet nicht bei den Juden. Er richtet sich auch immer gegen Andersdenkende.“