Stuttgart. Im Mittelpunkt des ersten Synodentages im Stuttgarter Hospitalhof stand am Montag der Gottesdienst. Nach dem Eröffnungsgottesdienst am Vormittag ging Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in seinem Bischofsbericht auf die Stellung des Gottesdienstes in der Landeskirche ein. Der Gottesdienst, so July, gehöre zum Herzschlag und Lebensrhythmus einer Gemeinde. „Die Diktaturen aller Couleur wussten sehr wohl, warum sie Gottesdienste der Gemeinde entweder verboten, störten oder einschränkten“, sagte der Landesbischof wörtlich. July nannte den Gottesdienst eine „heilsame Unterbrechung des Alltags“ und sagte: „Hier müssen wir nichts leisten oder vollenden, sondern werden angesprochen von Gottes Zuwendung.“
In der sich anschließenden Aussprache forderte Werner Schmückle (Lebendige Gemeinde) ein Nachdenken darüber, warum manche Gottesdienste wenig besucht werden. „Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn nur wenige Gemeindeglieder den Gottesdienst besuchen.“ Elke Dangelmaier-Vinçon (Offene Kirche) warnte davor, in Aktionismus auszubrechen und wies auf Tauf- oder Einschulungsgottesdienste hin: „Kommen doch gerade durch sie Menschen mit Gottesdienst in Berührung, die sonst selten den Weg in die Kirche finden.“ Ellen Oberman (Evangelium und Kirche) betonte, dass der Gottesdienst das gesamte Gemeindeleben wie eine Klammer zusammenhalten müsse und „dass die Botschaft des Gottesdienstes auch in den Gemeindegruppen aufgenommen und verstärkt wird.“ Martin Allmendinger (Kirche für morgen) forderte eine stärkere Beteiligung der Gemeindeglieder bei der Gottesdienstgestaltung, um „eine vorreformatorische Unmündigkeit“ zu verhindern. Im Durchschnitt besuchen in der Landeskirche gut vier Prozent der Mitglieder den Gottesdienst.
Morgen wird im Rahmen der Synode der Gottesdienstpreis 2011 der „Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes“ verliehen und am kommenden Sonntag (1. Advent) wird im Ulmer Münster das „Jahr des Gottesdienstes“ eröffnet. Es soll vor allem ein „Jahr der Freude“ an den Gottesdiensten werden und kein Jahr neuer Anforderungen und Forderungen, betonte Landesbischof July.
Am Dienstag beschäftigt sich die Synode vor allem mit der Personalplanung und dem landeskirchlichen Haushalt. Die Landessynode tagt bis einschließlich Donnerstag, 24. November im Stuttgarter Hospitalhof.
Oliver Hoesch