In jeder Weihnachtskrippe sind sie zu sehen: Die Hirten und ihre Schafe. Doch was macht ein Schäfer heutzutage zur Weihnachtszeit? Die Radioredaktion des Ev. Medienhauses in Stuttgart hat den Schäfer Hans-Peter Schuhmacher aus Sachsenheim-Ochsenbach besucht.
Ruhige Weihnachtstage oder gar einen längeren Weihnachtsurlaub kennen Schäfer wie Hans-Peter Schuhmacher nicht. Um Weihnachten herum ist Hochsaison in seinem Schafstall, denn jetzt bringen die Mutterschafe ihre Lämmer zur Welt, die dann zu Ostern geschlachtet werden.
Mit etwas über 100 „Weihnachtslämmchen“ rechnet der Schäfer. Die rund 80 bis 90 schwangeren Mutterschafe nehmen mit dem Geburtstermin leider keine Rücksicht auf die Weihnachtsfeiertage. Auch wenn der Besuch des Weihnachtgottesdienstes bisher immer möglich war, kam es immer wieder vor, dass die Schuhmachers auch an Heiligabend ein paar Stunden im Stall verbrachten, wenn eine schwierige Geburt anstand. „Wir nehmen es, wie es kommt“, sagt der Schäfer schmunzelnd.
Hans-Peter Schuhmacher ist kein Wanderschäfer, er lässt seine Schafe auf Koppeln grasen oder hütet sie für einige Stunden auf schwer zugänglichen Flächen wie beispielsweise hügeligen Streuobstwiesen. Diese Hüte-Zeit genießt der Hirte sehr, der in seinem Hauptberuf Logistikleiter ist. Sie ist ein wohltuender Ausgleich für ihn: „Das Geräusch, wenn die Tiere draußen grasen und sich bewegen und das Zusammenspiel aus Landschaft, Jahreszeit und Tieren, das fasziniert mich“, sagt Schuhmacher, der seit bereits 40 Jahren Schafe hält.
Nachts muss Schuhmacher nicht wie die Hirten damals in der biblischen Weihnachtsgeschichte auf die Schafe aufpassen. Denn heutzutage gibt es Elektrozäune und andere Sicherheitsmaßnahmen, die das Hüten in der Nacht nicht mehr nötig machen, sagt er. Als Schäfer hat er nicht nur einen besonderen Bezug zur biblischen Weihnachtsgeschichte, sondern auch Psalm 23 ist ihm wichtig. „Der Herr ist mein Hirte!“, ist sein persönliches Motto, das sogar am Eingang seiner Wohnung hängt.
Aus seiner Arbeit weiß Schuhmacher, dass es unterschiedliche Schafcharakter gibt: Die meisten Schafe folgen den Leittieren und vertrauen ihnen. Und dann gibt es die Leitschafe, die wiederum dem Hirten vertrauen, der bestimmt, wo es hingeht. Doch auch Menschen brauchen Orientierung im Leben, findet der Hirte. Er persönlich finde diese bei Gott, erklärt er.
Im Stall ist alles vorbereitet: Die Futterraufen sind aufgebaut, in denen sich die Schafe das Heu zum Fressen herausziehen und auch die sogenannten „Lammbuchten“ sind bereit - abgetrennte Bereiche, in denen sich Mutterschaf und das neugeborene Lamm aneinander gewöhnen können. Weihnachten kann kommen: „Wir sind nicht nur in Erwartung auf das Weihnachtsfest, sondern auf die vielen Lämmer, die da kommen“, so der Schäfer aus dem Kirbachtal.
Mit Material von epd