Hunderte Vertreter aus Kirche, Politik, Verwaltung und Diakonie haben am Donnerstag in Filderstadt bei Stuttgart den Bildungsdezernenten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Oberkirchenrat Werner Baur, verabschiedet. Der Pädagoge geht nach zwanzig Jahren in der Kirchenleitung in den Ruhestand. Nachfolger ist der Ministerialrat im Kultusministerium, Norbert Lurz.
Landesbischof Frank Otfried July nannte Baur einen leidenschaftlichen Pädagogen. Der Bildungsdezernent sei am christlichen Glauben orientiert und habe dadurch anderen Orientierung geben können. Baur habe sich dafür eingesetzt, dass Bildung in der Landeskirche eine hohe Priorität behalten habe.
Die Leiterin der Bildungsabteilung in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Birgit Sendler-Koschel, bescheinigte Baur ein "hohes Ansehen" in der evangelischen Bildungsarbeit. Er sei ein "Jongleur mit Sprache" und habe viele lösungsrelevante Akzente etwa in der evangelischen Schulstiftung gesetzt. Baurs badischer Kollege, Oberkirchenrat Christoph Schneider-Harpprecht, würdigte den Enthusiasmus des künftigen Ruheständlers für die christliche Erziehung. Zur Schulreform habe Baur teilweise "revolutionäre Ideen" eingebracht.
Der Tübinger Religionspädagoge Friedrich Schweitzer warb in einem Festvortrag für einen konfessionellen Religionsunterricht, der sich als pluralitätsfähig erweisen müsse. Dazu müssten auch die Kooperationen zwischen Christen und Muslimen ausgebaut werden. Eine mitunter geforderte Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts wäre aus Schweitzers Sicht kontraproduktiv. Selbst in einem laizistischen Staat sei religiöse Unbildung kein anzustrebendes Ideal.
Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft GEW, Doro Moritz, sprach sich dafür aus, Schüler verstärkt in den Blick zu nehmen, die keinen Religionsunterricht besuchen. Zudem sei es fraglich, ob der Religionsunterricht alles vermitteln könne, was es für Toleranz und das Zusammenleben mit anderen Religionen brauche. Der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Carsten Rees, sagte, Religionsunterricht sei kein Missionsunterricht. Er solle vielmehr zu einer "intelligenten, gebildeten Pluralität" führen, die einen Dialog mit anderen erst möglich mache.
Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)